Zwischen Papierfliegern und dem Traumberuf Fußballprofi
Roman Wallner schlüpft im zweiten Teil des Inteam Interviews mit dem tivoli12 magazin in die Rolle des Fußballexperten, der zu zwei Aussagen Stellungen nimmt und sie ein wenig erklärt. Ein großer Themenbereich ist auch das Nationalteam, das heute Dienstag auf Deutschland trifft. Und der Stürmer verrät, wo ihn die Fans des FC Wacker Innsbruck privat antreffen können.
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Roman, jetzt sind wir in der schwarz-grüne Welt, im Wackerladen. Wir waren bei deinen negativen Eigenschaften, was würdest du als deine positiven Charaktereigenschaften beschreiben?
Roman Wallner: Ich habe in meiner Karriere eine Phase gehabt, in der es nicht so gut gelaufen ist. Eine Stärke war, dass ich in diesen Momenten nicht aufgegeben habe. Ich habe immer darauf geachtet, fit zu bleiben und weiter zu trainieren. Im Hinterkopf hatte ich immer den Traum gehabt mit dem Profifußball weiterzumachen und wieder erfolgreich zu spielen. Ich glaube, es ist eine kleine Stärke von mir nicht aufzugeben und weiterzumachen. Ich versuche meinen Mitmenschen gegenüber korrekt zu sein, Entscheidungen zu akzeptieren, wie sie kommen. In gewissen Situationen ist es wichtig, die nötige Ruhe zu haben und nicht lange darüber nachzudenken oder an sich selbst zu zweifeln. Bei manchen Dingen kommt man zum Handkuss, ohne etwas dafür zu können, da darf man nicht den Kopf in den Sand stecken.
Du hast schon öfters von dem Traum gesprochen, Fußballprofi zu sein. Ist Fußballprofi ein Traumberuf?
Roman Wallner: Für mich auf alle Fälle ein Traumberuf mit allen positiven wie negativen Begleiterscheinungen. Ich habe das Glück gehabt. Glück gehört natürlich in bestimmten Situationen auch dazu, um den Traum zu verwirklichen.
Bei Wacker Innsbruck hast die Rückennummer 10. Ist es eine Nummer, die du dir selbst ausgesucht hast?
Roman Wallner: Ich habe es gerne Rückennummern zu wählen, wenn sie frei sind, mit denen ich positive Erlebnisse verbinde. Die Nummer war frei. Leider durch einen unglücklichen Zufall. Ich habe die Geschichte mit Peter Hackmair mitbekommen, der leider mit dem Fußballspielen in jungen Jahren aufhören musste. Aber es ist sehr beachtlich, von sich aus zu sagen, ich ziehe jetzt einen Schlussstrich. Ich glaube, er hätte sicherlich noch länger spielen können.
Welche positiven Erinnerungen hast du mit der Nummer 10?
Roman Wallner: Es war in meinen Anfangsjahren bei Rapid Wien. Im zweiten Jahr habe ich die Nummer zehn bekommen, da ist es sportlich sehr gut gelaufen. Bei anderen Vereinen, wo es nicht so gut funktionierte, bekam ich andere Nummern. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht ein wenig abergläubisch. Aber so fühle ich mich ein wenig wohler.
Roman, wenn wir schon in trauter Zweisamkeit zusammen sitzen, lass uns doch ein wenig ORF Studio spielen, obwohl du ein bisschen zuviel Bart für Herbert Prohaska hast. Es sind in den letzten Tagen Zitate über Wacker Innsbruck gefallen, die du uns nun bitte erklärst. Das Erste stammt von dir. Es hat gelautet: Es ist wichtig, dass du die Laufwege der Mannschaft kennen lernst. Was bedeutet dies und wie lange wird es dauern?
Roman Wallner: Es bedeutet das blinde Verständnis zu entwickeln. Als Beispiel sollte der Mittelfeldspieler wissen, wohin oder in welche Gasse ich laufe. Sonst spielt er einen Pass und ich stehe gar nicht dort. Es sind Kleinigkeiten. Wenn Außenspieler rechts oder links durchkommen, dass sie wissen, ob ich auf die erste oder zweite Stange gehe. Dies sind unbewusste Dinge, die im Match aus dem Bauch heraus funktionieren, damit sich die Mitspieler darauf einstellen können. Eine Prognose abzugeben, wie lange es dauert, ist schwer. Erfolgserlebnisse beschleunigen diesen Prozess. Vom Training her schätze ich, es dauert nicht so lange, denn es sind alle gute Fußballer, die gut spielen können. Wenn es Spaß macht, ergeben sich die Laufwege automatisch. Spielt ein Mittelfeldspieler einen Lochpass und merkt dann, der Stürmer bewegt sich genau da hinein, wird er den Pass immer wieder spielen. Geht der Stürmer nicht in die Gasse, wird er den Pass nicht mehr spielen.
Ist dies im Training simulierbar, oder geht es nur über Test- und Bundesligaspiele?
Roman Wallner: Es ist schwer zu simulieren. Es gibt Trainingseinheiten, in denen man es probieren kann. Aber das beste Training ist immer ein Spiel.
Walter Kogler hat vor der Länderspielpause gesagt, es ist jetzt wichtig das Wacker Innsbruck System herunter zu fahren und neu aufzusetzen. Diesen Spruch kennt man aus der Computersprache. Was bedeutet es?
Roman Wallner: Es bedeutet den Kopf frei zu bekommen. Man versucht die Situation auszublenden, negative Erlebnisse aus dem Kopf zu bringen. Es gibt ja diesen Rogansager. Im Fußball ist es wichtig, dass viele Dinge automatisch geschehen, wenn man Leistung bringen will. Den Kopf ausschalten. Es gilt in Hundertstelsekunden eine Entscheidung zu treffen. Es muss unbewusst passieren. Beispielsweise wenn ich auf den gegnerischen Tormann alleine zulaufe. Fange ich zum Überlegen an, ist die Chance dahin. Es wird auch heißen, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Sich von den äußeren Umständen auch vom Druck, den man hat, von außen durch die Medien, nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Den Kopf frei zu bekommen, damit man sich nur auf dies konzentriert, was man kann. Und seine positiven Eigenschaften dann auch wieder abruft.
Wacker Innsbruck hat neben der Kampfmannschaft auch etliche Nachwuchsmannschaften, zwei Damenmannschaften und die Herren II. Wirst du dir Spiele der anderen schwarz-grünen Teams anschauen?
Roman Wallner: Wenn es die Zeit hergibt, auf alle Fälle.
Du hast eine Tochter. Wie steht es um dein Talent im Basteln?
Roman Wallner: Naja, ich habe mich, wie ich klein war, eigentlich nur für Fußball interessiert. Ich glaube, ich kann basteln, habe aber nie das Interesse am Basteln gehabt.
Dies werden wir gleich auf die Probe stellen. Bitte einen Papierflieger von Roman Wallner.
Roman Wallner: Kein Problem, ich weiß nur nicht, ob er gut fliegt.
Hans Krankl hat einmal gesagt, ganz Europa wird Österreich um das Sturmduo Wallner /Linz beneiden. Ist dir dieser Sager noch im Kopf und schwebt das Nationalteam noch im Hinterkopf?
Roman Wallner: Meistens wird der Sager wieder hervorgeholt, wenn irgendjemand irgendetwas Negatives loswerden möchte. Jeder liest die Medien, da ist der Spruch meistens negativ behaftet. Es kommt mir fast so vor, die Leute hätten eine Freude daran, dir hineinzusagen, dass es nicht so funktioniert hat, was der Spruch aussagen sollte. Leider haben sie damit auch recht. Jeder, der Hans Krankl kennt, weiß, er ist ein sehr emotioneller Mensch. Er sagt viele Dinge im ersten Moment aus der Emotion heraus. Damals war die Phase, in der es für mich sehr gut gelaufen ist. Wir hatten, glaube ich, das Länderspiel gegen die Schweiz. Roland Linz hat mir ein Tor aufgelegt und mir sind zwei Tore gelungen. Ich glaube, er hat es aus der Emotion heraus gesagt. Im Fußball kann man so wie so nie wissen, was passiert. Der Ausspruch ist leider, so wie er ihn gesagt hat, nicht eingetroffen. Ist aber nicht so das große Thema.
Denkst du noch über das Nationalteam nach? Würdest du noch für Österreich spielen?
Roman Wallner: Angenommen der Teamchef würde mich anrufen, wäre ich gerne bereit und würde alles dafür geben. Im Moment habe ich jedoch andere Sorgen, als daran zu denken, wann und ob ich einberufen werde. Wichtig ist, so schnell wie möglich vom letzten Tabellenplatz wegzukommen. Spielt die Mannschaft erfolgreich, weiß man nie was passiert. Es wäre auch für die jüngeren Spieler besser, wenn es wieder erfolgreich läuft, da auch ihr Markt- und Stellenwert nach oben geht.
Deutschland steht vor der Tür. Wie schätzt du die Chancen für das österreichische Nationalteam ein, sich für die WM 2014 in Brasilien zu qualifizieren?
Roman Wallner: Ich denke, wir sind Außenseiter, aber vielleicht ist dies die große Chance. Weil sich die Leute auch nicht erwarten, dass man es unbedingt schaffen muss.
Kannst du dich an dein letztes Länderspieltor erinnern?
Roman Wallner: Das letzte Länderspieltor habe ich gegen Dänemark erzielt, wenn ich es richtig im Kopf habe.
Länderspieltore hast du auch am Tivoli erzielt. Kannst du auch daran erinnern?
Roman Wallner: Das Zweite war ein Elfmeter gegen Litauen. Davor habe ich angeschrieben gegen Weißrussland, als mir der ehemalige Innsbruckspieler Roli Kirchler den Ball aufgelegt hat.
Es gibt noch zwei Sachen, die wir mit dir klären wollen. Gibt es eine Situation in deinem Leben, die dir heute noch peinlich ist?
Roman Wallner: Eigentlich fällt mir auf die Schnelle nichts ein. Ich bin froh, dass mir gewisse Fehler passiert sind. Daraus muss man als Erwachsener lernen. Peinlich? Nein, eigentlich nicht.
Wenn du einmal Großvater bist, welche Geschichte wirst du deinen Enkeln immer und immer wieder erzählen?
Roman Wallner:Ich bin eher der Typ, der erzählen würde, wenn sie nachfragen. Es gibt nicht eine Geschichte, die ich immer erzählen würde. Vielleicht wird man sentimentaler in die alten Zeiten, wenn man älter ist. Dies kann sein. Ich kann es mir für mich nicht vorstellen, denn was vergangen ist, ist vergangen. Wenn jemand etwas wissen will, erzähle ich es gerne. Aber nichts Spezielles. Man erlebt natürlich witzige Geschichten, die man erlebt. Ich bin nicht der Typ, der über Erfolge redet und das breittretet, was früher besser war. Eher nicht.