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Meister „ohne Zaster“ – die Saison 1999/2000

 

Ein wenig seltsam begann die letzte Saison des 20. Jahrhunderts. Seit 86 Jahren gab es bis dato in Innsbruck einen Klub, der Tiroler Fußballgeschichte schrieb. Mit sieben österreichischen Meistertiteln und als siebenfacher ÖFB Cupsieger gehörte der FC Wacker Innsbruck zu den erfolgreichsten Vereinen seit dessen Aufstieg 1964 in die Nationalliga Österreichs. Zudem erreichten die Innsbrucker das Viertelfinale im Meistercup 1978 und das Semifinale im UEFA-Cup 1986, da zwar unter dem Namen Swarovski Tirol. Aber der Verein bekannte sich zur Tradition und übernahm die Historie mit allen Ehren und sah sich nicht nur als Lizenznehmer, sondern als Retter des FC Wacker Innsbruck. Trotz allem stellte dies einen herben Identitätsverlust dar!
Aber anders als 1986 verschwand der Name FC Wacker Innsbruck in der Saison 1999/2000 gänzlich von der Tiroler Fußballbühne bis auf eine Nachwuchsmannschaft des FC Tirol. Protestiert hatte niemand und der Zeitung war dieses Ereignis sage und schreibe 80 Worte wert. (Neben einer Neuverpflichtung des FCT). Und in der Zeitung las man…

Fortsetzung des Erfolgslaufes

Wir erinnern uns, als der damalige Sportdirektor Kurt Jara das Trainerzepter am Tivoli übernahm und prompt seinen FC Tirol zur besten Frühjahrsmannschaft 1999 führte und einen internationalen Startplatz nur sehr knapp verfehlte. Trotz eines total verkorksten Herbstes unter dem Trainer Cipro. tivoli12 dazu: Enttäuschte Erwartungen…

Mit Saisonstart setzte Kurt und seine Mannschaft den Lauf des Frühjahrs fort. Mit acht Siegen in Folge stellte der FCT den bisherigen Saisonrekord von 1986 unter Trainer Felix Latzke ein, bis man in Salzburg gegen die dortige Austria mit 0:1 verlor. Diese Partie vor ausverkauftem Haus war überaus spannend und das bessere Team verlor. Aber bald kehrte das Team von „Kurtl“ wieder auf die Erfolgsspur zurück. Doch in Ried setzte es eine 0:5 Klatsche, was unseren Trainer zur Weißglut trieb und ihm seitdem eine besondere „Freundschaft“ mit den Innviertlern nachgesagt wird. Mit zwei Punkten Vorsprung auf Rapid ging es in die Winterpause.

Ernsthafte Geldsorgen?

Im Frühjahr musste der FC Tirol ohne seinen besten Spieler des Herbstes auskommen. Unter merkwürdigen Umständen wurde Patrik Jezek vom Austria Wien-Mäzen Frank Stronach zu den Violetten nach Wien gelotst. Das Warum dürfte wohl allen klar gewesen sein. Aber darauf werden wir im nächsten Teil genauer eingehen.
Das schien die Innsbrucker nur leicht zu beeindrucken. Zum Auftakt gab es ein 1:1 gegen kampfstarke Schwarz-Weiße aus Graz. In weiterer Folge endeten viele Spiele mit 1:0 für den FCT. In Ried konnten sich die Innsbrucker mit einem 2:1-Sieg für den „0:5-Schrauben“ im Herbst revanchieren. Erreichten aber bei der Lustenauer Austria nur ein 1:1 und verloren mit neun Mann bei der Wiener Austria mit 0:2.

Aber dann ging es ans Eingemachte. Im Spitzenspiel gegen Rapid gab es endlich ein ausverkauftes Tivoli. Die Heimischen taten sich sehr schwer. Nach einer Gelb-Roten für einen Rapidler erzielte Kirchler doch noch das 1:0, was das Tivoli zum Tollhaus werden ließ. Gegen den Tabellennachzügler Austria Lustenau gab es wieder einen 1:0 Sieg am Tivoli. Einen Meistertitel hatte Innsbruck bereits, jenen durch die vielen 1:0 Siege – Meister der Effizienz.

Den achten Meistertitel im Visier

Erst einmal passierte etwas Seltsames. Eine 1:4 Niederlage brachte das Selbstvertrauen für den achten Meistertitel – den ersten nach zehn Jahren! Man staune, es war aber wirklich so. In Graz lagen die Innsbrucker rasch 0:2 hinten, spielten aber dann großartig auf und machten fast ihr bestes Spiel der Saison. Aber statt eines möglichen Ausgleiches setzte es noch zwei Kontertore für Stani und Co. Jedoch gab dieses Spiel Mut. Die SV Ried wurde am Tivoli mit 3:1 geschnupft und dann ging es nach Bregenz. Das sagten sich auch über 6000 Innsbrucker Fans. Dieses „Heimspiel“ wurde nach einer Kirchler-Gala mit 3:0 gewonnen. Und so kam es zum Highlight des Jahrzehnts am Tivoli: ausverkaufte Hütte und eine Wahnsinnsstimmung auf den Rängen. Das Spiel verlief dramatisch. Zuerst fiel ein schnelles 1:0 durch Kirchler. Der FCT vergab dann reihenweise die besten Möglichkeiten. Fast aus dem Nichts kassierten die Innsbrucker den Ausgleich und hatten Glück, dass ihr Tormann Cherchessov nach einem groben Foul die Partie beenden durfte. In der 53. Minute setzte aber Kapitän Michael Baur endgültig die Segel in Richtung Meistertitel. Nach 92 Minuten war es perfekt. Der achte Meistertitel ging nach Innsbruck!

Jubel und Bedenken

Am Tivoli brachen alle Dämme. Das Spielfeld war in schwarz-grüner Hand. Wer konnte, befand sich auf dem heiligen Rasen des altehrwürdigen Tivolis. Zum Leidwesen einiger Verantwortlichen wurden die Tore abmontiert. Rasenstücke und ein Elferpunkt landeten in den Taschen einiger Fans. Der Jubel war unbeschreiblich und erlebte bei der Übergabe des Meistertellers seinen Höhepunkt. Ein paar Stunden später gab es vor dem Rathaus eine berauschende Meisterfeier. Über 30.000 Fans waren nicht mehr zu halten.
Was aber bedenklich stimmte, waren mehr als Gerüchte, dass der FC Tirol Schulden hatte. Der Abgang von Patrik Jezek zum Millionenklub von Frank Stronach war auch ein eindeutiges Indiz dafür. Wie das war und wie es weiterging, werden wir hier sicher sehr bald erfahren!

Kader des FC Tirol Innsbruck 1999/2000:

Cherchessov, Weber, Bergmann, Kogler, Knavs, Prudlo, Wazinger, Marasek, Berloffa, Grumser, Köck, Barisic, Baur, Kirchler, Scharrer, Anfang, Hafner, Freund, Alf. Hörtnagl, Alex. Hörtnagl, Erkinger, Damm, Pawlowski, Glieder, Jezek, Vacha, Gilewicz, Sturm, Mair

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Autor: Rudolf Tilg

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