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Von Sturm und anderen Getränken

Die Länderspielpause ist vorüber, kein Tiroler hat sich – mangels Gelegenheit – im Team verletzt, und so kann der FC Wacker Innsbruck in Graz mit voller Kraft den SK Sturm fordern. Und da ja die Hoffnung zuletzt stirbt, holt das Team von Walter Kogler vielleicht ja gerade in der grünen Mark die nächsten Punkte…

Sturmzeit

Wenn die Blätter langsam ihr Grün verlieren, dann ist Sturmzeit im Lande. Der neue Wein, noch nicht ganz fertig und noch beim Gären, erfreut mit seiner Süße so manchen Gaumen. Auch für Wacker Innsbruck bricht die Sturmzeit an, doch Freude will dabei nicht so wirklich aufkommen, gab es doch in letzter Zeit kaum ein Spiel, das das schwarz-grüne Leben versüßen konnte. Ein Sieg aus sieben Spielen, die wenigsten Tore geschossen, die meisten erhalten, die rote Laterne abonniert – der Weg in die grüne Mark ist schon leichter gefallen. Doch auch die Steirer hatten schon bessere Tage, selbst wenn ihre Tabellensituation kaum Kritik zulässt. Mit zwölf Punkten auf Rang 5, das klingt recht vernünftig. Schaut man aber ein bisschen genauer hin, dann offenbaren sich auch bei Sturm einige Schwächen: ein negatives Torverhältnis (-1), alle 57 Minuten ein Gegentreffer, nur 20% der Treffer in der zweiten Halbzeit erzielt, in dieser Spielhälfte aber zwei Drittel der Gegentore erhalten. Es fehlt wohl auch an Konzentration, denn 64% der Gegentreffer fielen in den ersten Minuten nach Spielbeginn bzw. Wiederanpfiff. Soll man also, frisch am grünen Feld, auf Teufel komm raus stürmen?

Sturmschreck

Oder besser gefragt: Wer soll denn stürmen? Bisher war ja wohl nicht einmal ein laues Lüfterl im Offensivbereich des FC Wacker zu spüren. Einen Mann gibt es aber im Kader der Innsbrucker, der die „Schwoazn“ besser kennt als die Kabinen der österreichischen Fußballstadien – und von denen hat er ja doch schon einige gesehen, Heim- wie Auswärts. Roman Wallner war vor seinem aktuellen Engagement bei den Schwarz-Grünen bereits bei fünf der derzeitigen 10 Bundesligisten beschäftigt. Aus der Murstadt kommend, bei den schwarz-weißen Grazern groß geworden und dann ins Land gezogen, ist er der personifizierte Sturmschreck. Seit November 2009 absolvierte er acht Spiele gegen seinen Stammclub, traf dabei sieben Mal. Nur, als er den Ball nicht und nicht in den Maschen unterbringen konnte, ging sein Team als Verlierer vom Platz. Sollte der neue Mann, der von einem deutschen Viertligisten kam, also treffen…

Stürmer

…dann muss Wacker dennoch den Gegner im Auge behalten. Graz sah sich nämlich ein paar deutsche Ligen höher um, von der Ersatzbank des Meisters Dortmund holte man einen Tormann, aus Kaiserslautern einen Stürmer, Richard Sukuta. Unter dem Wappen mit dem weißen Panther war ihm das Glück bisher hold, er hat seine Freude an den österreichischen Hinterreihen gefunden und schon viermal eingenetzt. Kein weißer, aber ein grauer Panther ist das steirische Pendant zum vergleichsweiße jungen Hupfer Wallner, der Wacker-Schreck Mario Haas. Als er sein erstes Spiel gegen die Innsbrucker machte, war er noch – man verzeihe das schlechte Wortspiel – ein Haaschen in der Gruabn. Sturm hatte sein Heim in eben diesem legendären Stadion, das bekannt war für Stimmung und hautengen Kontakt zu den Fans. Marios Gegner hieß FC Innsbruck Capillaris Tirol, und Sascha Wörgetter oder auch Fabian Hafner waren erst wenige Wochen alt. Sollte Haas am Wochenende wirklich die Chance erhalten und das 42. Mal gegen Innsbruck auflaufen, könnte er auch sein 11. Tor gegen den Verein aus der Tiroler Landeshauptstadt erzielen, der selbst einmal auf den Namen „Sturm“ gehört hat. Aber daran kann sich auch der gute Mario nicht mehr erinnern, war es doch 1922/23.

Ansturm

An seine eigene Sturmzeit wird sich wohl auch Walter Kogler wieder zurückerinnern, wenn er an in Graz am Spielfeldrand steht. Der andere Weg, von Tirol in die Steiermark, scheint aber häufiger zu geschehen, es zog etwa Ferdinand Feldhofer, Michael Madl wie auch Andreas Hölzl in die grüne Mark. Ob sie wie einst Erzherzog Johann, der Tirol im Zuge der Franzosenkriege nicht mehr betreten durfte, auch ein Häufchen Erde mitgenommen haben, um das Land im Gebirge nicht nur im Herzen, sondern auch bei sich zu haben, weiß man nicht. Mit Wacker im Herzen und einem Häufchen Selbstvertrauen werden aber wieder die treuen Innsbrucker Fanscharen die Reise bestreiten und das Stadion in Liebenau stürmen. Und wenn sie das ein oder andere Pünktchen mit nach Hause bringen könnten, wäre in Tirol wohl niemand böse. Da könnte man sich dann glatt überwinden und anstatt eines Sturms einen Schilcher verköstigen. Denn in der Süße eines Punktezuwachses würde gar das saure Rebprodukt der Steirer munden…

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Autor: Stefan Weis

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