Von Bluescreens, Legenden und einem Jubiläum
Neu aufgesetzt wurde also das System, dass dabei aber einiges nicht nach Plan gelaufen sein dürfte, wurde gestern ab 18:30 eindrucksvoll demonstriert: Die ersten Minuten schien das System zumindest in der Abwehr stabil zu laufen, dass in dieser Periode des Spiels überhaupt nicht nach vorne gespielt wurde, darüber legen wir einmal den Mantel des Schweigens.
Und prompt in der 35. Minute dann der erste Bluescreen: Aus einem Standard heraus folgt das 1:0 der Hausherren und damit war es um die Systemstabilität dann auch schon geschehen. Die Softwareschmiede aus Redmond empfiehlt bei einem solchen Ereignis, dass man das System neu starten und im Falle eines neuerlichen Auftretens folgendermaßen vorgehen sollte:
„disable or remove newly installed hardware or software“. Kann es beim FC Wacker Innsbruck an der Hardware, sprich den Spieler liegen?
Die Legende von der jungen unerfahrenen Mannschaft
Auf den ersten Blick ja, man hat ja als Fan brav gelernt, dass wir eine junge und unerfahrene Mannschaft haben. Dass beide Attribute nicht unbedingt zu Recht getragen werden, zeigen die Statistiken, die jetzt hier nicht einzeln aufgeführt werden, aber nur soviel dazu: Bis auf Marco Köfler und Simon Piesinger hatten gestern alle Spieler zumindest 30 Einsätze in der Bundesliga. Bei diesen waren sie alle nicht zu unerfahren bzw. konnten das Niveau halten. Einige Akteure zählen wohl in der Österreichischen Bundesliga zu den Superroutiniers, wie ein Szablocs Safar mit 339 Spielen, ein Roman Wallner mit 278, ein Marcel Schreter 151 oder ein Carlos Merino mit 53 Spielen in der Primera Division, 57 in der Segunda und mittlerweile 51 in der österreichischen Bundesliga. So wenig Erfahrung tummelt sich also nicht in der schwarz-grünen Equipe. Ein gerade jungendliches Bild gab die Mannschaft von Walter Kogler in den letzten Saisonen auch nicht ab. Beim Durchschnittsalter der eingesetzten Akteure befand man sich immer eher am Ende der Tabelle als unter den Grünschnäbeln der Liga. So hatte die gestrige Startelf ein Durchschnittsalter von genau 27 Jahren. Dass die Spieler auch die Leistung abrufen könnten, haben alle eingesetzten Akteure in der Vergangenheit bereits bewiesen. Ein Piesinger wurde nach seinen ersten Partien vom Anhang meist vehement wegen seiner tollen Leistungen gefordert. Ein Schreter schoss den Tiroler Traditionsverein fast im Alleingang in die Bundesliga zurück und Abraham galt als der beste Sechser der Liga, der in der Manier eines Marathonmannes zwei Saisonen lang fast alle Partien bestritt. Alle waren gestern nur mehr ein Schatten ihrer selbst.
Und schlussendlich lernt der brave Wackerfan auch noch, dass das Kampfmannschaftbudget im Gegensatz zu den Vorjahren gekürzt wurde: Recherchiert man dazu näher, dann erfährt man sehr schnell, dass das Gegenteil der Fall ist.
Angst und Schrecken
Nichts mehr zu sehen von den Tagen des Triumphes, wo man mit einem großteils gleichen Kader die Gegner in Angst und Schrecken versetzte.
Heute werden eher die Fans in Angst und Schrecken versetzt: Es regiert die Angst vor dem Gegner und der Schrecken vor der dargebrachten Leistung. Beängstigend aber ist auch die Ruhe die herrscht. Erinnert man sich an die Saison 2007/08 zurück, da kommen einen Aussagen wie „das Schaffen wir gemeinsam“, „Schulterschluss“ usw. in den Sinn. Heute liest man in den Social Media und Foren eher „Ich geh nicht mehr hin“, „das tu ich mir nicht mehr an“ und so weiter. Die Fans sind müde. Müde, Partien zu verfolgen, in denen man nie den Eindruck hat, es könnte noch was gehen. Bei denen man immer zittern muss, aber nicht ob man punktet, sondern, wie hoch die Niederlage ausfällt.
Perspektive und Retrospektive
Neu Aufsetzen hat nichts gebracht, egal, Schwamm drüber. Was jetzt kommen muss ist eine Schubumkehr. Das Spielermaterial ist da, es hat sich in der Vergangenheit bewährt. Jetzt muss man aus den brach liegenden Ressourcen wieder ein Team formen, dass zumindest gewinnen will, alles daran setzt, in 90 Minuten zu zeigen, dass man zurecht in Österreichs höchster Spielklasse steht und man nicht der billige Punktelieferant aus dem Westen ist. Der FC Wacker Innsbruck hat 100 Jahre das Tiroler Fußballpublikum erfreut und seinen Fans viele Tiefen, aber auch viele Höhen beschert. Man gilt mit zehn Meistertiteln als dritterfolgreichster Verein des Landes und konnte in europäischen Bewerben das eine ums andere Mal brillieren. Einen Abstieg in der Jubiläumssaison hat sich dieser Verein nicht verdient. Nun sind alle Teile des Vereins gefordert, alles dafür zu tun, dass man das Jubiläum im Jahr 2013 gebührend feiern kann.