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Gerald Schwaninger: „Wir werden das alles überleben!“

 

Das tivoli12 magazin traf Geschäftsführer Gerald Schwaninger im Clubmanagement zu einem interessanten Gespräch. Es wird die derzeitige sportliche Krise und deren Auswirkungen auf den gesamten Verein beleuchtet. Im ersten Teil des Interviews werden die Zuschauerzahlen, der Wackerladen und die Einnahmensituation behandelt.

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Die Kampfmannschaft des FC Wacker Innsbruck hat eine veritable Krise. Welche Auswirkungen hat denn diese sportliche Krise auf den Gesamtverein?

Wenn man von den ersten sieben Spielen (inzwischen acht) nur eines gewinnt, ist die Stimmung im gesamten Verein bedrückend, passend zum heutigen Wetter (es regnete). Mit dem Unterschied zu früher nur sportlich und weniger katastrophal für den gesamten Verein. Nicht so, dass wir um die Existenz zittern müssten, ganz im Gegenteil. Der Verein ist dank der Arbeit vieler in den letzten Jahren so stabil, dass wir ganz in Ruhe weiter arbeiten können an den Programmen, die wir uns vorgenommen haben. Es ist finanziell alles ruhig. Jetzt gilt es wirklich, die sportliche Krise so schnell wie möglich zu meistern, um wieder etwas Luft herein zu bekommen.

Wenn immer es nicht so läuft, ist es so, dass viele Leute im Clubmanagement anrufen und sich bei diversen Mitarbeitern beschweren. Wie ist denn diese Welle diesmal über euch hereingebrochen?

Ach, das ist gar nicht so schlimm. Es ist in Wahrheit ein Zeichen, wie emotional unser Verein, der FC Wacker Innsbruck in Tirol verankert ist, wie die Leute mitleiden. Da gibt es nicht nur Beispiele, dass die Leute bei uns anrufen, sondern da gibt es Situationen in der Stadt, wo dich die Leute umarmen, weil sie so unterstützend sein wollen. Und es gibt Leute, die dich in Lokalen oder Kaufhäusern erkennen und dann ihrem Ärger sehr laut Luft machen. Aber es ist – Gott sei Dank – immer so, wenn man mit den Leuten dann redet und ihnen Ballast abnimmt, dann merkt man, dass das Herz völlig am Verein hängt und sie auch verzweifelt sind. Im Endeffekt merkt man, dass wir eine ganz große Familie sind, die sehr viel Potential hat und das gilt es wieder zu vereinen.

Eine direkte Auswirkung dieser Krise ist der Zuschauerschwund. Wie geht der Verein damit um?

Man muss das ein wenig relativieren. Erstens haben wir nicht mit 15.000 Zuschauern im Jahr geplant, sondern mit etwas über 5.000. Soweit sind wir von dem Zuschauerschnitt noch nicht weg. Es war klar, dass Admira Wacker, Mattersburg und Wiener Neustadt nicht die großen Zuschauerbringer sein werden. Erstens haben wir uns bei diesen Partien noch in diesem angenommenen Schnitt bewegt, wo es uns mehr wehtut, sind die größeren Partien. Da rechnen wir mit 6, 7 oder 8000 Zuschauern. Salzburg hat bewiesen, dass wir nicht einmal 6.000 zusammenbringen. Da merkt man natürlich die Auswirkungen dieser Krise. Derzeit ist es noch nicht so weit abgedriftet, dass wir uns großartig Sorgen machen müssten, aber wenn es so bleibt, haben wir natürlich einiges zu tun. Auf der anderen Seite stehen auch ein paar Einsparungen in sportlicher Hinsicht, die leider nicht erfreulich sind. Weil die Spieler sich weniger Prämien erspielt haben, bleiben diese beim Verein. Somit ist die Situation derzeit nicht besorgniserregend.

Hält sich das in etwa die Waage: auf der einen Seite der Zuschauerschwund, also der Einnahmenverlust und auf der anderen Seite die Einsparung bei den Prämien?

Derzeit, wenn man gar nicht gewinnt, sind die Einsparungen sogar über dem Einnahmeverlust aus dem Zuschauerschwund. Es wäre mir lieber, mehr Prämien auszuzahlen und mehr Zuschauer im Stadion zu haben.

In den Medien sind verschiedene Zahlen kursiert, mit wie vielen Zuschauern man budgetiert hat? Was ist jetzt die tatsächliche Zahl?

Die Frage ist, welche Zahl man meint. Wenn es der Zuschauerschnitt ist, also wirklich der Schnitt, den man über jedes Spiel hereinbringt, dann braucht man je nach Preis 5600 Zuschauer, um unser Ziel zu erreichen. Wir hingegen rechnen nur mit gesamten Zahlen, das ist letztlich, was zählt. Es nützt nichts, wenn wir 7000 Zuschauer haben und davon 6000 Kinderkarten, denn dann bin ich weit unter dem Betrag, den ich brauche. Von daher rechnen wir nur in Eurobeträgen, aber es ist jetzt noch zu früh, um das auf die ganze Saison hochzurechnen. Wir gehen ja alle davon aus und sind davon überzeugt, dass wir sportlich wieder bessere Zeiten in diesem Jahr erleben werden.

Viele wissen nicht, dass beim Kauf einer Karte nicht alles dem Verein zugutekommt. Wie schaut dies genau aus?

Grundsätzlich ist einmal klar, dass ein Kartensystem dahinter steht. Dieses Kartensystem muss man bezahlen, es gibt Systemgebühren, Vorverkaufsgebühren, es gibt Abgaben bei jeder einzelnen Karte an die Bundesliga, an den Landesverband, sprich den Tiroler Landesverband – 75% des Erlöses aus dem Kartenverkauf gehen an die Kassen des Vereins, wobei zu berücksichtigen ist, dass das Stadion einen gewissen Kostenfaktor liefert. Da geht es um die Sicherheit, sprich Ordnerdienst, Polizei, Feuerwehr, Rettung, die Stadioncrew, die dahinter steht, die Stadionreinigung, die Stadionmiete – das alles muss man abziehen – und, und, und … . Es ist schon ein bisschen etwas, was der Kartenerlös liefern muss, dass wir überhaupt einen Deckungsgrad von Null erwirtschaften können.

Man kann davon ausgehen, dass es mit dem Zuschauerschwund auch beim Merchandising nicht so gut aussieht. Wie geht es dem Wackerladen derzeit?

Der Wackerladen ist auf Kurs. Natürlich hängt er davon ab, wie wir uns als Bundesligamannschaft in der Liga präsentieren. Gerade beim Stadionverkauf wirkt sich das natürlich aus und der ist derzeit an der unteren Grenze. Nichts desto trotz ist aber auch der Wackerladen in den letzten Jahren derart stabil geworden, dass das grundsätzlich nicht besorgniserregend wäre. Es ist der Online-Verkauf in Ordnung, auch der Laufkundschaftenverkauf. Wir haben gerade im Sommer die Erfahrung gemacht, dass Touristen gerne die Fanartikelprodukte unseres Vereins kaufen – von daher ist alles auf Kurs. Wir hätten alle gerne mehr Zuschauer, mehr Umsätze, aber wir werden das alles auch so überleben.

Im nächsten Teil des Interviews geht Gerald Schwaninger auf das große Thema Fans und ihre Probleme bei Auswärtsspielen ein und gibt Einblick wie sehr sich der Verein in diesem Themengebiet engagiert.

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Autor: Heidi Roznovsky

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