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Sprachlos in Graz

 

Tore – Triumphe – Tränen heißt es im legendären Buch von Walter Prüller – „die Wacker Story“. Zurzeit stimmt aber nicht mal letzteres. Denn es sind nicht Tränen, sondern ein Tränenmeer, das da vergossen wird. Es ist ja fast zum Heulen, wenn man sieht, was der FCW aus der Euphorie des Aufstiegsjahres gemacht hat: vom besten Aufsteiger seit dem Existieren der Bundesliga zur Schießbude der Nation. Dabei hat sich unser Budget sogar erhöht! Die Altlasten des Vereins hat man durch den Deal mit der Tirol Werbung, welche zum Schnäppchenpreis den Stadionnamen plus beste Werbeflächen erhalten hat, fest im Griff. Die Vorsaison hat Schwarz-Grün mit einem kleinen Plus am Konto abgeschlossen und das aktuelle Budget befindet sich in etwa denselben Gefilden wie das Letzte. Noch dazu war es so früh gesichert, wie noch nie. Alles gute Voraussetzungen für die Jubiläumssaison 2012/13, möchte man glauben.

Den Mantel des Schweigens

Gespielt wurde in Graz auch, aber was soll man da viel sagen. Gespielt hat nur Schwarz-Weiß. Der FCW hat nur reagiert und das ganz schlecht. Katastrophale Zweikampfwerte, eine Torchance in neunzig Minuten und der Sturm-Goalie musste erst in der achtzigsten Minute einen Roller eines Innsbruckers entschärfen. Davor ging „kein“ Schuss der Unseren auf das Grazer Tor. Also Schützenschnur erhalten die Wackerianer sicher keine. Hingegen machten die Innsbrucker sich das Leben selbst schwer. Nach solidem (in der Abwehr) Beginn bekam man aus einen Eckball das 0:1. Verstehe zwar nicht viel von Taktik, aber es hat doch mal geheißen, man soll bei Ecken einen Mann an die Torstangen stellen. Gilt wahrscheinlich nicht mehr, aber hätte man das gemacht, das 0:1 wäre nicht gefallen. Bereits nach diesem Gegentor war die Niederlage besiegelt: kein Aufbäumen, zu wenig Kampf und Leidenschaft und gar kein Selbstvertrauen. Besser den Mantel des Schweigens darüber hängen.

70 Minuten Wacker „schaugn“

Einige (wenige) Fans fanden doch den Weg in die Kabelfernseharena bei Graz. Zu sehen bekamen sie von ihrer Mannschaft nichts. Von den Fans der „Blackies“ zu Spielbeginn dafür eine seltsame, wenn auch kreative, Choreographie. „Nordkurve in Arbeit“ stand da von einer Riesenleinwand über der gesamten Tribüne zu lesen. Der unbedarfte Zuschauer glaubte vielleicht echt, die wäre schon in Arbeit. Zu Spielbeginn ließen die Schwarz-Weißen aber ihre Hüllen fallen.

Es war ja nicht viel zu erhoffen in Graz. Aber etwas mehr Spielkultur und Leidenschaft darf man von Profis schon erwarten. Nach dem 0:3 hatten die mit dem Bus angereisten genug gesehen. Sie verließen das Stadion, begleitet von „auf Wiedersehen“ Rufe der Grazer. Dabei war es in den letzten Jahren immer so, dass die Mannschaft auch nach Niederlagen aufmunternd verabschiedet wurde. Aber der Frust und das Unverständnis über die Geschehnisse in ihrem Verein reicht jetzt!

Was muss geschehen?

Für die weit angereisten Fans des FCW ging es schon vor Schlusspfiff zurück nach Innsbruck. „Verwöhnt“ von ihrem „altbewehrten“ DJ. Sein Musikgeschmack ist aber auch nicht besser geworden…
Aber was muss bei der Mannschaft geschehen, dass es wieder aufwärts geht. Am besten die „Wacker-Story“ lesen! Denn was unsere Profis in der zweiten Halbzeit abgeliefert haben, war eine Frechheit. Die Fans wollen Einsatz, Leidenschaft und Laufbereitschaft sehen. Aber das alleine genügt nicht. Wenn man nach jeder Saison in der Bundesliga zwei Schritte zurück macht, wird der Verein bald am Abgrund stehen. Und das im Hundertsten.
Da helfen auch die ach so tollen Reden bei der Pressekonferenz zur Bestätigung der sportlichen Leitung nichts. Wenn nichts Grundlegendes geschieht, werden die „Kogler raus“-Rufe nicht verstummen. Die Fans interessieren keine Reden und schon gar kein Schönreden. Die Wahrheit liegt am Platz und die ist zurzeit mehr als katastrophal!

Es stand einmal geschrieben

In der Wacker-Story von Walter Prüller stehen sinngemäß etwa folgende Zeilen geschrieben: „Die fetten Jahre des FC Wacker Innsbruck sind vorbei, oder können die Nachfolger von Koncilia, Krieß, Pezzey, Stering usw. den Klub zu neuen Höhen führen, wenn sie an der Reihe sind? Darunter steht noch zu lesen: „um die Wacker-Story fortzusetzen…“
Schreter und Co gehören zu den „Nachfolgern, aber auch der Vorstand, die sportliche Leitung und das operative Geschäft. Sind sich alle bewusst, für wen sie tätig sein dürfen?
Aber auch die Fans gehören zu den Nachfolgern. Zwar sind sie sehr kritisch (waren es immer schon), aber sie sind immer wieder gekommen. Und jetzt den Verein im Stich lassen, ist das komplett falsche Signal: „Weil WIR Wacker sind“!

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Autor: Rudolf Tilg

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