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Gefährlicher Scheideweg

 

Was haben die Fans unseres Traditionsvereins nicht schon alles mitgemacht? Höhepunkte, goldene Jahre, nationalen Reichtum ihrer Lieblinge, straffällige Präsidenten, Millionenschulden, Konkurs, Namensdiskussionen und dass ihr Verein danach schon mehrmals kurz vor dem Kollaps stand. Aber immer wieder sind wir wie Phönix aus der Asche wiedergekehrt. Trotzdem erscheint mir die momentane Situation der Schwarz-Grünen ein wenig gefährlich. Im Kalenderjahr 2012 wurden 25 Meisterschaftsspiele gespielt. Ganze 24 Punkte wurden daraus „erkämpft“. Man hat auch genau doppelt so viele Tore kassiert, wie erzielt. Das 0:0 gegen einen Regionalligisten nach 120 Minuten lässt auch im Cup nicht viel Gutes erahnen. Wie gesagt, eine gefährliche Situation für den 99 jährigen FC Wacker Innsbruck.

Goldene Jahre

Was macht der gelernte Wackerfan in Zeiten wie diesen? Er schwelgt in Nostalgie. Genauso ergeht es mir und meinen Kollegen. Wie schön war noch die Zeit zu Beginn meiner Tivoli „Karriere“. Internet gab es keines, eine Zeitung kam auf meinen Heimatberg nicht rauf. Toll war es, den Schwarz-Grünen zuzuschauen: eine einzigartige Atmosphäre in unserem Stadion-unserem Wohnzimmer. Ja viele (mich einbezogen) interessierte nicht einmal die Tabelle. Es war der Wacker, was zählte und die Freunde, die man Woche für Woche traf.
Plötzlich war man mehrfacher Meister, war im Achtelfinale des Meistercups, wo man dann äußerst unglücklich am Deutschen Meister scheiterte. Legendär-goldene Jahre. Aber viel wichtiger war, es spielte unser Verein.

Nur mehr träumen?

Von einem Österreichischen Top-Team kann man in Zeiten wie diesen nur noch träumen. Die Kosten für die Infrastruktur sind in astronomische Höhen geschnellt. Dennoch wäre das Publikum da, wie unser sensationeller Auftritt des Aufstiegsspiels in Pasching 2010 zeigte. Fast 5000 Wackerianer sorgten für ein Highlight und einen „Meilenstein“ des FC Wacker Innsbruck. In Folge war das Tivoli sogar dreimal ausverkauft und auswärts feierte man Feste. Das Potential ist vorhanden, was man eigentlich nutzen sollte.

Zwar pilgerten viele Zuschauer ins Tivoli, wenn Wacker an der Spitze mitspielte. Aber sie waren da und das obwohl die Schwarz-Grünen keine Millionen ausgaben. Selbst derbe Niederlagen konnten der guten Stimmung um den FCW keinen Abbruch tun. Ich erinnere nur daran, dass nach einer 0:4 Klatsche das Stadion des FC Salzburg bis fast eine dreiviertel Stunde nach Spielende gerockt wurde. Von Inaki Bea persönlich weiß ich, dass er so etwas in seiner langen Karriere noch nie erlebt hatte. Der FC Wacker Innsbruck war wieder „in“. Hatte er den Kampf um die Identifikation gewonnen? Identifikation-da war doch was? Wir erinnern uns….

Identität – wo bist du?

1987-Ernst Happel übernahm das Trainerzepter in Innsbruck und brauchte eine Saison, um sein Team zu formen. Seinen Anforderungen sind auch prominente Namen zum Opfer gefallen. So wurde mit Arnold Koreimann ein altgedienter Spieler aussortiert und Hansi Müller fand sich auch schon mal in der U21 wieder.

Die logische Folge, die damals „Blau-Weißen“ wurden zweimal überlegener Meister, scheiterten aber im Europacup kläglich. Die Fans stürmten zwar regelrecht das Tivoli, aber „nur“ der Österreichische Meister war der Firma von Präsident Gernot Langes zu wenig. Nach dessen Rückzug folgte eine (lange) Suche nach der Identität, ohne die sich ein Fußballverein samt seinen Anhängern immer schwer tut. Das erfolgsgewohnte Publikum blieb aus – kam wieder – blieb wieder aus. Bis heute – sind wir immer noch auf der Suche? Dabei hatte es der FC Wacker Innsbruck bereits geschafft, wie weiter oben zu lesen steht.

Aufpassen-Schleudergefahr

Nun ist es aber ein Desaster: Drei ganze Auswärtstore im gesamten Kalenderjahr 2012, viele Fehler, kaum ein Aufbäumen und wenig Aussicht auf Besserung. Eine gefährliche Situation für unseren Verein stellt das dar und das ausgerechnet in der Jubiläumssaison. Auswärts ist der Wurm drin und daheim schon eine ganze Schlange. Zwar sind nicht wenige der getreuen Fans unseres Vereins mit ganzen Herzen dabei. Aber deren Motivation hat deutliche Risse bekommen. Wie geht’s weiter, fragen sie sich zu Recht.

Man kann die Schuld jetzt keinem anderen mehr zuschieben. (Wirtschaftlich steht der Verein auf soliden Beinen) Schwarz-Grün muss um jeden Zuschauer kämpfen. (Das geht aber nur über die Mannschaft)

Denn selbst bei mir hat das „Erlebnis Wacker“ Risse bekommen. Ich werde aber noch da sein, wenn die jetzigen Akteure schon längst woanders ihrem Dienst nachgehen. Aber solche wie mich gibt es nicht mehr viele. Es wird Zeit, das „Wacker schaugn“ wieder zum Erlebnis zu machen. Dann kommen auch die Zuschauer wieder und Herz für den FC Wacker Innsbruck ist mehr als genug vorhanden. Man muss es nur finden.

PS: Medien im Abseits?

Noch ein Unterschied zu früher – auch da wurden des Öfteren am Tivoli die Spieler zur Rede gestellt. Auch die Schiedsrichter verließen nicht selten „notgedrungen“ das Stadion durch einen „Geheimgang“ Aber die heutige Medienpräsenz hat eine andere Qualität. Was hält man davon – da wird geflunkert, was das Zeug hält, da ist von einer „Hooliganhorde“ die Rede und jetzt soll sogar der Mitgliederverein schuld an dieser „Misere“ sein. Ob schon mal einer der so genannten Journalisten daran gedacht hat, dass man mit solchen Meldungen tatsächlich Leute auf den Plan rufen könnte, welche genau auf solche Ausschreitungen aus sind und sonst nichts? Oder ob die Herren (und Damen) von der Presse nur gierig darauf warten, bis etwas Ähnliches passiert, um ihre Auflagen zu erhöhen. Sie werden vergeblich warten!

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Autor: Rudolf Tilg

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