Wer hat Angst vorm bösen Wolf?
Für den Wolfsberger AC ist ein Märchen wahr geworden, der Aufstieg in die höchste österreichische Spielklasse bedeutet den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Und in Innsbruck muss man sich nach dem katastrophalen Start in die neue Saison die Frage stellen: Wer hat Angst vorm bösen Wolf?
Der Wolf und die Trauben
Anfangs hingen sie hoch, die Trauben. Zu hoch für die Unterkärntner. Während der Wiener AC 1931 den Sieg im ÖFB-Pokal bejubeln durfte, Wacker Innsbruck die Klasse A am dritten Rang beendete, sich der bereits seit einem Jahrzehnt existierende Arbeiterverein ATSV Wolfsberg auf die Turnolympiade in der Bundeshauptstadt vorbereitete, beschäftigte man sich beim WAC, gerade gegründet, mit der Suche nach konkurrenzfähigen Kickern. Und dies brauchte seine Zeit. Im Jahr 1946, in der ersten Spielzeit in Kärntens höchster Klasse, setzte es für die Lavanttaler 14 Niederlagen aus 14 Spielen, ein Torverhältnis von 15:100 war das ernüchternde Ergebnis. Manche sagen 10:103, aber wer zählt da schon so genau mit. 1972/73, beim ersten Aufeinandertreffen mit den Schwarz-Grünen aus Tirol, kassierte man eine bittere 0:6-Heimniederlage, und auch die einzigen beiden Spiele der Schwarz-Weißen am Innsbrucker Tivoli gingen verloren, jeweils mit einem 3:1 musste man 1979 und 1980 die Reise in den Süden antreten. Die Trauben waren wohl noch zu sauer…
Der Wolf im Schafspelz
Nach Jahrzehnten in der zweithöchsten Spielstufe, zeitweilig als „Fahrstuhlmannschaft“, warf der Abstieg in die Landesliga im Jahr 2002 die Wolfsberger Ambitionen nach Höherem weit zurück. Doch man konnte sich eine neue Hülle, einen Schafspelz zulegen. Die Spielgemeinschaft mit dem Nachbarn St. Andrä brachte nicht nur einen Startplatz in der Regionalliga Mitte, sondern durch die Farben der Nachbarstadt auch ein violettes Herz, wie seinerzeit die Fusion des Wiener AC mit dem FK Austria die Farben vermischten. Als WAC|St.Andrä kämpften sich die Kärntner zurück in höhere Sphären. Der Aufstieg in die Bundesliga beendete die Kooperation, der „Schafspelz“ der Lizenz blieb bei den Wölfen.
Der hungrige Wolf
Die Wolfsberger blieben auch dieses Jahr hungrig. Nach einem schwachen Saisonstart lag der WAC in Runde fünf gemeinsam mit den Schwarz-Grünen am Tabellenende, doch ein Heimsieg gegen Rapid Wien, ein Unentschieden gegen die Admira und der 6:0-Kantersieg gegen Heimo Pfeifenbergers Elf in den letzten drei Runden lassen den WAC mit stolzgeschwellter Brust aufs Tivoli kommen. Damit Wacker nicht zum nächsten verschlungenen Geißlein wird, muss man nicht nur die Toptorschützen Falk, Liendl und Jacobo kalt stellen, sondern auch selbst wieder das Tor finden. Vielleicht entpuppt sich ja gerade der Underdog Wacker Innsbruck als der Jäger, der den Wolf zur Strecke bringen und mit Großmutter, Rotkäppchen und allen Fans im Stadion die drei Punkte feiern kann.