Tiroler Missernten und fehlende Erntehelfer
Der Herbst ist eingekehrt im Land, und allerorts wird die Ernte eingebracht. Allzu groß war sie bisher nicht beim FC Wacker Innsbruck, nur magere 3 Pünktchen stehen auf der Tiroler Haben-Seite. Nachdem man sich nun mit jedem Mitbewerber einmal messen konnte, wird es Zeit für einen Blick zurück.
Magere Ernte
Das erste Viertel der Meisterschaft ist gespielt, und viel Schönes gibt es nicht zu berichten von den Schwarz-Grünen. Von 27 Punkten wurden nur drei geholt, gegen acht von neun Gegnern in der Bundesliga wurde eine Niederlage eingefahren. Auf fremden Äckern verlor man alle vier Spiele, konnte auswärts kein einziges Tor erzielen, elfmal landete der Ball aber in der Scheune der Tiroler. Auch zu Hause blieb man viermal ohne Punkt, zuletzt dreimal in Folge. Die letzten beiden Heimspiele wurden ohne eigenes Tor beendet. Am 18. August scorte Wacker zuletzt in der Bundesliga und ist somit seit fast 400 Minuten ohne Torerfolg. Dabei läge es nicht an mangelnden Versuchen, 140 Torschüsse feuerten die Spieler der Innsbrucker auf das gegnerische Tor, mit 84 Flanken versuchten sie, die Abwehrreihen zu überwinden. Dabei fand der Ball aber nur fünfmal den Weg in die Maschen. Eine recht magere Ernte für so viel investierte Mühe.
Erntedank
Besser sieht es im zweiten Bewerb aus, in dem die Schwarz-Grünen aktiv sind, zumindest auf den ersten Blick. Im ÖFB-Pokal wurde das Achtelfinale erreicht, man ist einer von 10 verbliebenen Bundesligisten (zwei Mannschaften der höchsten und acht der zweithöchsten Spielklasse mussten vorzeitig auf ihren Hof zurückkehren). Und in den beiden Spielen, die unseren FC Wacker weiter gebracht haben, wurden auch unglaubliche 10 Tore erzielt. Klingt eigentlich ganz gut. Eigentlich, denn nur ein einziges dieser Tore fiel in der regulären Spielzeit, zweimal musste man gegen Regionalligisten in die Überzeit, einmal gar ins Elfmeterschießen. In diesem hielt Routinier Szabolcs Safar die Innsbrucker im Bewerb, am vergangenen Dienstag war es Roman Wallner durch seinen Hattrick in der ersten Hälfte der Verlängerung. Somit dürfen die Mannen vom Tivoli zumindest im Pokalbewerb Erntedank feiern, wenn auch die Betonung auf Dank liegen sollte.
Missernte
Im Jahreskreis folgt auf das Erntedankfest Allerheiligen, für Rapid kommt nach Allerheiligen Wacker Innsbruck. Die Hütteldorfer haben ihre südsteirische Cuphürde mit 5:1 souverän gemeistert, liegen nur zwei Punkte hinter dem Tabellenführer und erinnern sich wohl auch mit Freuden an das erste Spiel gegen die Schwarz-Grünen, das mit 4:0 gewonnen werden konnte. An diesem Tag wurde Wacker beinahe an die Wand gespielt und verlor 143 von 244 Zweikämpfen. Und diese Statistik sollte sich durch das gesamte erste Viertel der Meisterschaft ziehen. In nur zwei Meisterschaftsspielen hatte Innsbruck eine positive Zweikampfstatistik, von 2192 Kämpfen um den Ball wurden 1143 verloren. Dass mit Rapid nun eine Mannschaft auf das Tivoli kommt, die in den letzten drei Spielen kein Tor kassiert, dabei aber fünf erzielt hat, macht die Situation für Wacker nicht leichter. Es sieht also nach einer weiteren Missernte für die Tiroler aus.
Erntehelfer
Was spricht also vor dem Heimspiel gegen Rapid Wien für den FC Wacker Innsbruck? Gar nichts – außer dem Überraschungsmoment. Und für diese Überraschung braucht es Erntehelfer, welche die Mannschaft auch in den schwierigen Phasen nach vorne pushen. 23.332 Zuschauer durfte man in Innsbruck bisher begrüßen, um 27% weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Durchschnittlich 4666 wackere Fans passierten pro Heimspiel das Drehkreuz und litten mit ihrem Verein ein ums andere Mal mit. Um gegen Rapid zu einem unrealistisch scheinenden Erfolg zu kommen, braucht es nicht nur eine enorme Leistungssteigerung der Spieler und ein tadelloses Abwehrverhalten, sondern auch den zwölften Mann, der die wackere Elf nach vorne trägt. Und wer weiß, vielleicht kann eine Ernte eingefahren werden, mit der niemand gerechnet hat.