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„Zwischen Regionalliga und Profis ist nicht viel Unterschied zum Trainieren“

Roland Kirchler wurde gestern als neuer Trainer des FC Wacker Innsbruck offiziell vorgestellt. Nach der Pressekonferenz, die ebenfalls im tivoli12 magazin zu sehen ist, stellte sich der Neo-Coach den Fragen des tivoli12 magazins. Dabei drehte es sich darum, wie Roland Kirchler seine Tätigkeit angehen wird, worauf der Fokus in den nächsten Tagen legen und was sich unter dem Wattener ändern wird. Auch seine Änderungswünsche tut er kund.

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Herzlich Willkommen, Roland Kirchler beim FC Wacker Innsbruck. Du bist im Jahre 1989 als Spieler von Wattens nach Innsbruck gekommen und dann zwölf Jahre geblieben. Wiederholt sich Geschichte?

Roland Kirchler: Das wäre schön. Können wir das gleich übernehmen, zwölf Jahre mit einem ähnlichen Erfolg zum Schluss dreifacher Meister als Spieler. Wenn ich dies als Trainer auch schaffe, so wie Kurt Jara, und dann am Ende mit einem Wechsel zum HSV (Hamburger Sportverein). Das ist jetzt eine große Träumerei. Es wäre natürlich angenehm, wenn meine Zeit als Trainer hier länger dauert. Es wäre eine tolle Geschichte, wenn sich der Erfolg, den ich als Spieler hatte, nun als Trainer wiederholen würde.

Was bedeutet es für dich bei diesem Verein mit deiner Karriere als Bundesligatrainer zu beginnen?

Roland Kirchler: Ich kann die Tabelle lesen, ich weiß, wo wir stehen. Es ist eine schwere Situation, aber schwere Phasen wird jeder Trainer in seinem Leben einmal haben. Da will ich durch. Die erste Stelle als Bundesligatrainer ist eine große Herausforderung. Zum Trainieren ist kein großer Unterschied zwischen Regionalliga und Profimannschaft, es stehen elf Mann am Platz. Das Umfeld, die Presse und die Fans ist ganz etwas anderes. Man hat es heute schon gesehen. Der Druck ist größer. Das hat es in Wattens alles nicht gegeben. Ich werde mein Bestes zu hundert Prozent geben. Dann schauen wir weiter. Ein Sieg am Samstag würde uns sehr helfen, da brauchen wir nicht darüber sprechen. Das peilen wir an. Hoffentlich geht es dann so weiter. Es wäre ein Wunschtraum von mir. Ansonsten müssen wir hart weiter arbeiten und unsere Tugenden in die Waagschale werfen. Wie gesagt, am Samstag erfolgt der Startschuss.

Als Spieler warst du ein offensiver Mittelfeldspieler mit Zug zum Tor. Wie charakterisiert man den Trainer Roland Kirchler? Welcher Typ Trainer bist du?

Roland Kirchler: Ich bin auf alle Fälle ein Trainer, der kommunikativ ist. Ich will auch im Trainerstab und zu den Spielern viel Kommunikation. Ich glaube, es ist im heutigen Sport extrem wichtig, mit den Leuten zu sprechen. Als Trainer hat man eine Führungsaufgabe und man benötigt Führungsqualitäten. Das heißt Reden, Motivieren und alles, was dazu gehört: Kommunizieren und Leiten. Man muss natürlich auch gewisse Regeln aufstellen und Ziele setzen. Das muss man alles als Trainer machen. Es ist eine sehr komplexe Aufgabe, es ist sehr viel zu tun. Aber wie gesagt, vor allem die Kommunikation, die Gespräche mit den Spielern sind für mich in den nächsten Tagen sehr wichtig. Denn ich glaube, einige sind im Kopf sehr blockiert und dies müssen wir herausbringen. Dann können wir auch wieder die Leistungen bringen, die auch schon unter Walter Kogler abgerufen wurden. Da bin ich davon überzeugt, dass dies mit einer positiven Einstellung und Spaß an der Arbeit wieder möglich ist.

Du hast es angesprochen, die Spieler wirken im Kopf blockiert. Macht man sportpsychologisches Training?

Roland Kirchler: Ich war auch oft als Spieler blockiert im Kopf. Ich war nicht immer ein guter Spieler. Dies werden auch viele Fans noch wissen, die mich früher auch einmal geschimpft haben. Es waren auch gute Phasen dabei. Gott sei Dank haben die guten Phasen dann überwogen. Da habe ich nie einen Mentaltrainer gebraucht. Ich bin auch durch die Negativläufe ohne einen Mentaltrainer gekommen. Ich bin ein eher bodenständiger Mensch, der sich sein Feedback oder seine Reflexion von anderen Seiten sucht. Die Sportpsychologie ist sicher etwas sehr Wichtiges, jedoch bin ich kein Fan davon, was ich offen zugebe. Ich bin auch kein Anhänger von anderen Geschichten, die in verschiedenen Vereinen herumschwirren. Wir sind Fußballer, wir gehören auf den Platz. Am Platz liegt die Wahrheit. Das sind Floskeln, aber für mich ist es auch der Fall. Ich möchte mit der Mannschaft viel und gut trainieren. Nicht dass jeder eine Ausrede hat, ich möchte zum Psychiater oder da und dort auf die rote Coach hingehen. Das wollen wir nicht haben. Wir wollen auf den Platz. Unser Psychiater sollen die Fans sein. Wenn wir gewinnen, schreien sie herunter und klatschen uns ein. Das ist der beste Psychiater, den man haben kann.

Es wird Umstellungen im Trainerteam geben, wie soll dies aussehen?

Roland Kirchler: Umstellung in diesem Fall heißt, dass ich nichts umdrehe, was schon da war. Flo Klausner wird vom Co-Trainer wieder zum Fitness- und Konditionstrainer. Ich hatte die Idee, dass Oliver Prudlo nicht nur Sportdirektor ist, sondern mir auch am Platz ein wenig behilflich ist – vor allem in dieser Phase. Oliver Prudlo und Flo Klausner kennen die Mannschaft in- und auswendig. Er soll mich am Platz unterstützen und seine Attribute, die er als Spieler hatte, Kampf und Biss am Platz vermitteln. Dafür brauche ich ihn am Platz, sie sollen sich Oliver Prudlo als Vorbild nehmen. Ich war nicht immer nur der Kämpfer, ich habe auch hin und wieder Tore geschossen. Der Olli war nur der Kämpfer. Dies ist eine gute Mischung, deshalb habe ich mir gewünscht, dass Oliver Prudlo mir am Platz ein bisschen hilft. Aber nicht als Co-Trainer, denn er ist immer noch der Sportdirektor des FC Wacker Innsbruck. Er ist nicht abgestuft worden. Er unterstützt mich nur am Platz, weil ich und Oliver es so wollten. Wir haben dies als gute Lösung empfunden.

Eine deiner Bedingungen war es Verstärkungen im Winter zu bekommen. Bist du in dieser Hinsicht schon mit Argusaugen unterwegs?

Roland Kirchler: Meine Augen müssen jetzt auf die Mannschaft gerichtet sein. Ich bin nicht der Wunderwuzzi, der alles reparieren und alles gleichzeitig machen kann. Das geht nicht. Ich kann nicht alles gleichzeitig machen. Meine Mannschaft braucht mich jetzt am Platz. Ich muss schauen, sie alle so schnell wie möglich wieder, vor allem im Kopf fit zu bringen. Für die körperliche Fitness ist Florian Klausner zuständig. Dann muss Sportdirektor Oliver Prudlo die Kandidaten, hauptsächlich für den Defensivbereich, so wie es jetzt aussieht, finden. Wir haben uns bereits ausgetauscht. Sollten wir in den nächsten Spielen in der Defensive so gut sein, dass wir einen Stürmer oder Spieler für einen anderen Bereich holen können, sagen wir auch nicht nein. Wir werden schauen, wo die Schwachstelle ist. Zur Zeit ist sie für mich in der Defensive, nicht nur in der Verteidigung, aber in der Defensive. Da müssen wir schauen. Sollte sich nichts ändern, im Winter nachzujustieren.

Worauf legst du jetzt den Schwerpunkt in den Trainingseinheiten bis zum Riedspiel?

Roland Kirchler: Wie gesagt, ich bin nicht der Wunderwuzzi, der sagt, mit drei Kirchler-Trainings wird alles anders. Dieses Lehrbuch habe ich leider noch nicht herausgebracht, das wäre ein Schlager. Da müsste ich nicht hier stehen und als Trainer mein Geld verdienen, sondern dann wäre ich Buchautor. Ich werde alles machen wie bis jetzt, mit den Spielern reden. Wir werden heute ein Spiel machen, in dem einige Positionen neu besetzt sind, denn Tomas Abraham und Marco Kofler sind gesperrt. Da müssen wir schon improvisieren. Dies werden wir heute ein bisschen üben. Am Donnerstag steht ein Reizpunkt im körperlichen Bereich auf dem Programm, in Bezug auf Schnelligkeit und Spritzigkeit. Am Freitag ist Abschlusstraining und dann heißt es volle Kraft voraus gegen Ried.

Am Schluss deiner Spielerkarriere war das Verhältnis zu den Innsbrucker Fans nicht mehr ganz friktionsfrei. Es wurde durch diverse Aussagen deinerseits in der Salzburger Stadionzeitung angeheizt. Wie siehst du es jetzt mit zehn Jahren Abstand? Und was erwartest du von den Fans am Samstag?

Roland Kirchler: Um dieser ganzen Geschichte vorzugreifen, will ich auch hier sagen: Ich will mich mit den Fans vor dem Spiel auf alle Fälle treffen. Ich sage gleich, ich lese keine Foren. Da kann jeder hineinschreiben, was er will, ich lese es nicht. Vielleicht andere, die mir dann die Sachen zutragen. Dies mache ich nicht. Da habe ich auch nichts darin verloren. Es gehört den Fans. Ich möchte ein Gespräch mit den Fans, um diese Situation aufzuklären, was vor zehn Jahren war. Die Zeitungen schreiben auch viel. Ich habe auch als Spieler viel in den Zeitungen gesagt, was man vielleicht nach dem Spiel in einer Emotion sagt, das ist ganz klar. Ich stehe immer zu den Sachen, die ich gesagt habe. Auch, was ich in der Salzburger Stadionzeitung gesagt habe, im Jahre 2002. Die Fans sind da sehr genau, ich weiß das. Ich stehe auch zu diesen Aussagen, ich bin auch bereit mich zu entschuldigen, wenn ich jemanden persönlich angegriffen habe. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe. Dies ist oft aus der Emotion heraus. Aber wie gesagt, wir brauchen die Fans. Dass ich nicht bei allen Fans der Liebling bin, ist klar. Ich habe für den Verein viel geleistet. Jeder darf seine Meinung sagen, damit habe ich kein Problem. Ich habe es dem Verein schon gesagt. Ich würde die Fanclubs und Fans um ein Treffen vor dem Spiel am Samstag bitten, um meine Situation darstellen zu können. Es würde jetzt zu lange dauern, hier alles zu sagen, wie es genau war. Aber ich stelle mich den Fragen der Fans, damit habe ich kein Problem. Ich nehme auch die eine oder andere Kritik mit. Ich will ein offenes Verhältnis mit den Fans. Wie ich meine Tore da unten im Tivoli geschossen habe, bin ich auch zu den Fans gelaufen und nicht zu meiner Mutter oder zum Trainer. Ich war zu meiner aktiven Zeit auch ein Teil der Fans. Dies möchte ich gerne wiederbeleben. Es muss nicht jeder mein Freund sein. Ich glaube schon, bodenständig geblieben zu sein. Ich bin nicht einer derjenigen, der kein Typ für die Fans ist. Ich möchte es mit ihnen ausreden. Das wäre ein Wunsch von mir. Der Verein wird einen Termin machen, ich denke, es ist am Freitag. Dann können wir es klären.

Danke und viel Erfolg.

Roland Kirchler: Alles klar, danke.

 

 

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Autor: Michael Hohlbrugger

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