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Die Trainer-Effekt-Hascherei

Der FC Wacker Innsbruck hat einen neuen Trainer: Roland Kirchler nimmt auf eben jener Bank Platz, auf welcher er selbst einst von so großen Namen wie Happel, Hrubesch, Elsner oder auch Löw gecoacht worden ist. Und mit ihm soll auch der Umschwung, der legendäre Trainer-Effekt eintreten. Aber ist dieser Effekt mehr als eine Legende?

Keine Kraft

Der letzte unplanmäßige Wechsel inmitten einer Spielzeit sollte kraftlosen Innsbruckern wieder neue Kraft geben. In der Saison 2007/2008 stand Wacker nach vierzehn Runden mit nur fünf Punkten da, oder besser gesagt, man lag am Boden, ohne einen einzigen Sieg erreicht zu haben. In dieser misslichen Lage wurde der Däne Lars Søndergaard von Helmut Kraft abgelöst, eine Trendwende wurde erwartet. Davon war zunächst nichts zu sehen, gegen den SCR Altach – und mit ihm Roland Kirchler in seiner letzten Saison als Aktiver – verlor man zu Hause mit 0:1. Auf den ersten Blick also business as usual. Doch in den darauffolgenden neun Runden holten die Schwarz-Grünen achtzehn Punkte, schlugen die Wiener Austria, Salzburg, den LASK und SK Kärnten, und brachten sich damit wieder in das Rennen um den Klassenerhalt zurück. Der erwünschte Effekt war eingetreten – überdauerte aber nicht die Winterpause. Die Mannschaft fiel in alte Muster zurück, kraftlos taumelte Innsbruck auf den zweiten sportlichen Abstieg aus der höchsten österreichischen Spielklasse zu.

Keine Sorgen

Auch im Jahr zuvor ging es turbulent zu auf der Innsbrucker Trainerbank. Nach 29 Runden lag man, sportlich gesehen, auf dem letzten Rang, und auch damals konnte man sich nur vom Hörensagen an das Gefühl eines Sieges erinnern: eine Serie von fünf Niederlagen und sogar zwölf sieglosen Spielen stand zu Buche, als der Tscheche Frantisek Straka seinen Platz räumen musste. Für ihn übernahm Co-Trainer Klaus Vogler das schwierige Amt, die Mannschaft auf das kommende Spiel gegen die SV Ried vorzubereiten. Bis zur 88. Minute sah es auch so aus, als könnten die Innsbrucker einen Punkt aus dem Fill-Metallbau-Stadion entführen, doch dann verirrte sich ein abgefälschter Schuss des erst kurz zuvor eingewechselten Ronald Brunmayr in das wackere Gehäuse. Dennoch musste sich der Tiroler Bundesligist keine Sorgen um den Klassenerhalt machen, rette doch die Insolvenz des GAK den sportlich schlechtesten Verein der Saison vor dem Abstieg.

Kraft-los

Sechzehn Runden waren in der Saison 2004/05 gespielt, der Aufsteiger FC Wacker lag mit 18 Punkten auf dem guten sechsten Platz, steckte aber in einem Wellental fest. Im Pokal war man in der ersten Runde ausgeschieden, und das gegen die Amateure aus Hütteldorf, in der Liga wurden sechs der sieben letzten Spiele verloren. Die kraftlose Mannschaft sollte wieder neue Energie erhalten, dafür musste jedoch der aktuelle Trainer, Helmut Kraft, den Hut nehmen. Für ihn kehrte eine Tormannlegende auf das Innsbrucker Tivoli zurück: Stanislav Salamovic Cherchessov. Der russische Bär – der vor nichts Angst hatte, war er ja bei der russischen Armee – sollte den Gegnern das Fürchten lehren. Das erste Spiel unter der neuen Regie wurde souverän gewonnen, Mattersburg verlor nicht nur das Spiel mit 5:1, sondern auch seinen Trainer Muhsin Ertugral – für ihn übernahm Franz Lederer, vorerst interimistisch.

Der Wunderwuzzi-Effekt

Die Installierung eines neuen Trainers alleine führt kein Team zurück auf die Erfolgsstraße, ein Trainer braucht auch Zeit, die Spieler zu erreichen, sein System zu implementieren, Schwachstellen auszumerzen. Ob dafür drei Tage für Roland Kirchler ausreichen, darf wohl bezweifelt weden, ist er ja, wie er selbst meint, kein „Wunderwuzzi“. Den braucht der FC Wacker Innsbruck aber auch nicht, er braucht – vorerst – nur den Klassenerhalt. So klein können Wünsche zur Jubiläumssaison werden…

 

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Autor: Stefan Weis

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