Viele, viele bunte Zahlen
Einmal mehr geht es für die Schwarz-Grünen um den Anschluss an die vorderen Plätze, doch das kommende Spiel birgt besondere Brisanz in sich: mit dem SC Wiener Neustadt wartet der direkte Tabellennachbar auf den FC Wacker Innsbruck – und ein Platztausch wäre möglich.
Viele Zahlen
Ein Spiel dauert 90 Minuten, eine Saison 36 Spiele. Und ähnlich der Reise nach Jerusalem sind für die zehn Teams nur neun Stühle bereitgestellt. In den bisherigen dreizehn Runden standen die schwarz-grünen Mannen elfmal verdutzt vor den besetzten Plätzen, lediglich in den Runden drei und vier konnte man die rote Laterne an den samstäglichen Gegner abgeben. Doch mit Roland Kirchler scheint ein Ruck durch die Mannschaft gegangen zu sein, die achtzehn eingesetzten Spieler erzielten in den drei bisherigen Pflichtspielen vier Tore, kassierten nur zwei, ließen einmal den Gegner in dessen eigenes Gehäuse köpfeln, holten sechs Punkte und ein Viertelfinale. Mit neun Punkten liegt man auch nur mehr einen klitzekleinen Zähler hinter den Niederösterreichern, steht in der „Kirchler-Tabelle“ auf Rang zwei, im zweiten Viertel der Saison auf Rang fünf – und damit bereits eine Position vor den Neustädtern. Doch diese waren lästig in den letzten fünf Runden, mussten sich in dieser Phase nur einmal geschlagen geben, konnten u.a. gegen Sturm und Rapid ein Remis erringen und hamsterten ebenfalls drei Punkte in der letzen Runde durch den Sieg gegen die Admira. Zu viele Zahlen ohne Zusammenhang, finden Sie?
Eine Zahl
Gut, dann sprechen wir von etwas völlig anderem, nämlich nur einer Zahl: 100. Und beginnen mit einer anderen Zahl: 1979. In diesem Jahr hatte der FC Wacker Innsbruck erstmals am Ende einer Bundesliga-Spielzeit die Rote Laterne inne, und damals lag Schwanenstadt noch im Hausruckviertel und für Wiener Neustadt spielte der 1. SC in der 2. Division. Aus dieser zweiten Division wurde die erste Liga, aus dem 1. Wr. Neustädter SC ein Landesligist. Im Jahr der zweiten Innsbruck Roten Laterne, 2008, feierte eben jener SC sein 100jähriges Bestehen, wobei es um das Feiern nicht allzu gut bestellt war. Sein Schicksal ähnelt einem Innsbruck Schicksal, dem der alten Hungerburgbahn, die ihren Hunderter im Baustellenlärm des Abrisses beging. Ein steirischer Werkzeugmacher, der mit Parteigründungen bei Fleischkäs-Semmeln Weltgeschichte schreibt und Fußball-Österreich schon zum Weltmeister-Titel führte, hatte wieder eine seiner Visionen, und so wurde aus den oberösterreichischen Schwanenstädtern der niederösterreichische FC Wr. Neustadt, das örtliche Stadion mutierte zur Magna-Arena, und der SC musste Jubiläum und eigene Auflösung verknüpfen. Doch lange hielt das „FC“ nicht, denn die ortsansässigen Fans reklamierten ihr „SC“ zurück in den Vereinsnamen. Die eigene Auflösung vor Augen hatte Wiener Neustadt auch in den kommenden Jahren, als der Mäzen einmal mehr das Interesse an seinem Spielzeug verlor. Doch die Blau-Weißen kämpfen um ihr Überleben, und sie kämpfen gut, auch in der 100-Jahre-Jubiläumssaison des FC Wacker Innsbruck.
Noch ein paar Zahlen
Elfmal konnten die Niederösterreicher in den bisherigen dreizehn Runden scoren, es hätten aber auch gut und gerne zwanzig Tore sein können. Denn mit neun Aluminiumtreffern sind die Mannen von Heimo Pfeifenberger einsamer Spitzenreiter der Liga, zuletzt klopften Fröschl (ja, auch die haben einen!) und Offenbacher am Gehäuse der Rieder an, für die es aber beim Schreck blieb. Der personifizierte Wacker-Schreck im Neustädter Dress heißt Günther Friesenbichler, der in seinen elf Aufeinandertreffen mit den Tirolern viermal scoren konnte – dreimal davon im letzten Aufeinandertreffen am Innsbrucker Tivoli. Das Pendant dazu ist Julius Perstaller, der in zwölf Begegnungen sechsmal scorte, zweimal mehr als sein Sturmpartner Roman Wallner. Doch nicht nur im Angriff muss sich Wiener Neustadt fürchten, auch mit einem anderen Spitzenwert kann Wacker aufwarten: die Holzhackerbuam von Mattersburg und Innsbruck ließen in der letzten Runde 53 Foulpfiffe im Pappelstadion ertönen, bisher ebenfalls unübertroffen. Kratzen, beißen und kämpfen scheint wieder en vogue zu sein bei Schwarz-Grün.
(K)ein Endspiel
Ein spannendes Match scheint also garantiert, wenn die schwächste Heimmannschaft auf das schwächste Auswärtsteam, die Salzburg-Legende Heimo Pfeifenberger (243 Bundesliga-Spiele für die Austria) auf die Innsbruck-Legende Roland Kirchler (325 Bundesliga-Spiele für die Tiroler), das Wacker-Urgestein Dennis Mimm auf das Wacker-Urgestein Marcel Schreter trifft. Innsbruck ist in diesem „Sechs-Punkte-Spiel“ zum Punkten verdammt – aber die Saison hat auch nach dem Ausflug nach Niederösterreich noch 22 Runden…