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Festung in Flammen

Im Vorfeld der Bundeligapartie des FC Wacker Innsbruck gegen die Austria aus Wien bekamen die Mitglieder des FCW eine Aufforderung, in der „Festung“ Tivoli ihren Verein zu unterstützen. Doch kurz vor Matchbeginn schien die „Burg“ schon zu brennen. Aber es war kein Volltreffer der Wiener „Artillerie“, sondern eine Choragraphie der schwarz-grünen Fans mit der Aufschrift „FC Wacker Innsbruck“ und bengalische Lichter hinter den durchsichtigen Folien. Alles legal, alles geordnet und ohne das geringste Problem sorgte ein stimmungsvolles Bild für ein Zeichen der feurigen „Leidenschaft“ zum FC Wacker Innsbruck und seiner Fankultur. Danach lieferten allerdings die Wiener Veilchen ein Feuerwerk ab und gewannen verdient mit 3:0 Toren.

Brüchige Festung

Worauf sich der Begriff „Festung“ im Zusammenhang mit dem Tivoli aktuell bezieht ist mir nicht ganz klar. Die Unbesiegbarkeit des FCW dürfte es nicht grad sein. Bei sechs Niederlagen in acht Heimspielen und 16 erhaltenen Gegentreffern kann ich mir das nicht vorstellen.. Oder ist gar der Beton und das Grau in Grau im Tivoli gemeint?
Das alles entzieht sich meiner Kenntnis und um Farbe ins Stadion zu bringen sind auch die Zuschauer mitverantwortlich. Normalerweise müsste nach vier Siegen in Folge und mitten im Abstiegskampf ihre Anzahl fünfstellig sein. Aber das kann man nicht erzwingen, sondern nur mit viel Arbeit und Leidenschaft die Massen wieder zurückholen. Zumindest hatte man die zweitmeisten Zuschauer des gesamten Spieltages in der Liga. Die 6700, die gekommen waren, sahen nach der „feurigen“ Choreographie unserer Fans eine „heiße“ Austria Mannschaft. Wie aus der „Kanone“ geschossen, begannen die Wiener Veilchen. Nur unserem sicherer Goalie namens Safar war es zu verdanken, dass die „Festung“ nicht gleich zu Beginn des Spiels schon sturmreif geschossen wurde. Da war auch die Stimmung auf beiden Seiten der Tribünen noch gut. Aber beides – Spiel und Stimmung sollten sich noch ändern.

Fremde „Ritter“ in der Festung

Mit Fortdauer des Spiels waren die für ihren technisch ausgezeichneten Fußball bekannten Veilchen aber mit ihrem Latein am Ende. Die Schwarz-Grünen spielten, wie man gegen so einen Gegner auftreten muss und kamen auch vereinzelt zu guten Chancen. Dies sahen auch zahlreiche Freunde aus Frankfurt, welche das „Spitzenspiel“ am Tivoli, dem Spiel der Ihren beim „Geldadel“ in der Münchner Versicherungsarena vorzogen. Dabei hätten diese für „Kanonenstimmung“ gesorgt. Sogar ein Zeltfest mit garantiertem Striptease wurde organisiert. (Angeordnete Ganzkörper-Kontrollen durch die Polizei) Und das alles um „nur“ 44 Euro. Grund genug, den Profitwahn der Münchner eine Absage zu erteilen und den FC Wacker Innsbruck weiter südlich zu unterstützen. Mit dabei auch Leute vom Fanclub Biber – dem ältesten Fanclub der Eintracht, der seit 1973 ununterbrochen existiert. Um eines sind die großen Bayern allerdings zu beneiden und das dürfte wohl auch der Gegner aus Wien so sehen. Fast 200 Spiele hintereinander spielen die Münchner daheim oder in fremden Stadien vor ausverkauften Rängen.
Die befreundeten Ritter aus Frankfurt bekamen in der ersten Halbzeit keine Volltreffer zu sehen, obwohl auch der FCW die Chance zum Ausbruch aus der violetten Belagerung gehabt hätte.

Leise Festung

Aber gleich nach Wiederbeginn schlug die erste Kanonenkugel im schwarz-grünen Festungstor ein. Noch dazu erdreistete sich unmittelbar danach ein wackerer Spielerritter einen violetten Gegner zu berühren und musste seine Rüstung abgeben. Aber plötzlich spielten die anderen zehn Ritter wie einst die „Spartaner“ und drängten die Austria in die Defensive. Unvermögen (Wallner) und die Innenstange (Dakovic) retteten die Veilchen. Man möge jetzt glauben, der „Pöbel“ im Tivoli Burgtheater trieb jetzt ihre Ritter zu Höchstleistungen an, der sah sich allerdings geirrt. Egal ob Schwarz-Grün oder Violett, die Stimmung glich eher jener des Burgverlieses oder der Folterkammer. Zeitweise waren die Schmerzensschreie der Feldherren und ihren Knappen lauter zu hören, als die Anfeuerungen von den Tribünen.

Festung fällt

Zum Leidwesen aller heimischen Burgherren und -frauen hielt die Festung nur bis zum 0:2 der Ihren. Danach schien die violette Belagerung Früchte zu tragen. Dieses 0:2 ließ an alte violette Zeiten, an ihr „Scheiberlspiel“ erinnern. Da wurde die Kugel in ihren Reihen hin- und hergeschoben, bis ein violetter Todesschuss erfolgte. Stögers Handschrift? Er kannte ja noch die alte violette Fußballphilosophie mit gepflegtem technischen Spiel Ball und Gegner laufen lassen.
Der dritte Volltreffer der Männer in violetten Rüstungen war nur noch Draufgabe. Die Festung Tivoli war zum siebten Mal in dieser Saison gefallen. Mit ganz viel Glück wär vielleicht ein Punkt gegen das beste Auswärtsteam der Liga möglich gewesen. Aber so gingen die Violetten als verdienter Sieger vom Platz. Unsere Spieler aber wurden vom Burgpublikum mit viel Applaus verabschiedet. Man tat, was man konnte. Nur wär mehr Mut vor dem eigenen Tor gefragt und auch einmal die schwarz-grünen Angriffe konsequent zu Ende zu spielen. Ein Problem, das schon lange besteht, aber dieses Spiel war kein Vergleich zu den Niederlagen am Tivoli gegen Rapid und Salzburg, als unsere Spieler zu Recht wie Schlachtvieh aus dem Tivoli schlichen.

Am Sontag geht’s 180 Kilometer nach Salzburg. Kommt – gebt euch einen Ruck. Machen wir ihren Kuhstall zu unserem Revier. Dieser FCW macht Spaß, verspricht mehr. Und wenn wir auch krasser Außenseiter sind, wir haben unsere Tradition, unseren Verein und unseren Stolz, den uns niemand nehmen kann – auch Didi Mateschitz und seine Söldnertruppe nicht!

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Autor: Rudolf Tilg

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