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Sturm auf die Festung

Das vorletzte Heimspiel der Herbstsaison steht an, in der Festung Tivoli erwartet der FC Wacker Innsbruck den SK Sturm Graz. Und die „Schwoazn“ aus der Steiermark sind ein erfreulicher Gegner für Schwarz-Grün, zählen sie doch zu einer seltenen Spezies: Bundesligisten, die heuer bereits ein Pflichtspiel gegen Innsbruck verloren haben.

Der einsame Uhrturm

Es war der 30. Oktober diesen Jahres, das Achtelfinale des ÖFB-Pokals wurde gespielt, und Wacker Innsbruck sorgte für die wohl größte Überraschung der Runde. Der angeschlagene, angezählte Underdog der Liga, angetreten mit einer mutmaßlichen B-Elf, belehrte die Steirer eines Besseren. Der Grazer Uhrturm zeigte 19:13 Uhr, als Julius Perstaller den Ausgleich erzielte, und staunend bewunderte er 24 Minuten später den Siegestreffer des gebürtigen Grazers Roman Wallner. Die Festung war gefallen, ein weiteres Mal. Für das Wahrzeichen der steirischen Landeshauptstadt nichts Neues. Er sah nicht nur bereits den 20. erfolgreichen Sturm Wackers im 72. Auswärts-Pflichtspiel gegen den SK, er ist auch ein einsames Zeugnis dafür, wie ein Sturm auf eine Festung enden kann. Einst thronte über der Stadt, die ihren Namen aus dem slawischen Wort für „Burg“ ableitet, eine eben solche. Bis die Franzosen kamen, bis die napoleonischen Truppen die Festung eroberten – und schliffen. Jetzt steht er einsam da, der Uhrturm.

Das einsame Tivoli

Zu einer Festung wurde auch das Tivoli-Stadion erklärt. Mit wohl ähnlicher Wirkkraft wie die immer wiederkehrende Erklärung, den Spitzensport in Tirol zu fordern und zu fördern. Beides klingt gut, beides zieht vergleichbar wenig Folgen nach sich. Mit drei Toren musste man sich dem FAK geschlagen geben, es war dies die sechste Heimniederlage in dieser Saison, sechzehnmal mussten die Innsbrucker dabei den Ball aus den eigenen Maschen holen. Dies sahen im Schnitt 5100 Zuschauer im recht vereinsamten Stadionareal, auch der Budapester graue Panther Szabolcs Safar konnte dies trotz konstant guter Leistung nicht verhindern. Nur einmal gelang ihm zu Hause eine Torsperre, Ried wurde mit 1:0 geschlagen. Kein Schlag, aber ein Tritt führte zu einer Rotsperre der personifizierten Torhoffnung auf Innsbrucker Seite, Roman Wallner muss auf der Tribüne Platz nehmen.

Einsame Defensive

Doch nicht nur er wird Wacker fehlen, auch auf Carlos Merino muss Roland Kirchler verzichten. Allgemein scheinen die Karten derzeit recht locker zu sitzen, mussten die Innsbrucker heuer bereits vier Spiele mit nur zehn Mann beenden und auch Marco Kofler nach seiner 5. Gelben ein Spiel pausieren. Eine solche Pause droht nun auch Dario Dakovic, Alexander Hauser, Thomas Abraham und Martin Svejnoha – ein Worst-Case-Szenario könnte also Wacker beinahe ohne Defensive dastehen lassen, und das im wichtigen Spiel gegen den Wolfsberger AC. Dass deshalb bei Wacker auf Kampf verzichtet wird, darf man aber nicht annehmen, zeigte doch Sturm im Spiel gegen Ried, wie gefährlich sie sein können. Nur 42 % Ballbesitz, nur 42 % gewonnenen Zweikämpfe, aber 14 Torschüsse und 11 Flanken reichten für drei Tore, die statistisch besseren Werte der Tiroler im Westderby führten zu einem Aluminiumtreffer, aber keiner Torausbeute. Langweilig wird es für die Hintermannschaft des FC Wacker Innsbruck wohl nicht werden, auch wenn eine Vereinsamung droht.

Einsame Rekordserie

Aber ohne Hoffnung geht Wacker nicht in das Spiel gegen den Tabellen-Vierten. Der letzte Sieg der Steirer am Tivoli datiert vom April des Jahres 2007, insgesamt der SK erst neun Pflichtspiele an der Sill gewinnen können, inklusive einer unglaublichen Durststrecke zwischen 1969 und 1995 ohne einen einzigen Auswärtssieg gegen Schwarz-Grün. Auch Wackers Trainer scheint ein Garant dafür zu sein, dass die Festung Tivoli nicht sturmreif geschossen wird, gelang den „Schwoazn“ gegen von Kirchler trainierte Teams nie mehr als ein Treffer. Und nicht zuletzt hat ja bereits im Cup die vermeintliche B-Elf gezeigt, dass mit dem FC Wacker Innsbruck immer zu rechnen ist…

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Autor: Stefan Weis

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