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Heiße Diskussion ums „Gwandl“

Bald fängt sie wieder an: Nein – nicht nur die Fastenzeit, sondern auch die Zeit des runden Leders. Hoffentlich wird nicht beides zu ähnlich. Aber Fußballzeit heißt auch „Fanview-Zeit“. Es gibt ja sicher wieder einiges zu berichten aus den Stadien in unseren Städten (und Dörfern): Heiße Sachen im Winter und schon mal etwas Kühleres im Frühling. Wir sind ja nicht auf den Mund gefallen.

Aber mitunter kann es auch mitten im Winter ein „heißes“ Match geben. Das Stadion wurde gegen das Innsbrucker Kongress getauscht und gespielt wurde gänzlich ohne Gegner. Aber gewonnen hat niemand! Grund der hitzigen Debatte waren nicht Budgetzahlen oder der Tabellenplatz. Es ging um die Vorstellung der Dress zum Jubiläumsjahr.

Start in eine neue Zeitrechnung

1913 ist für die Fans des FC Wacker Innsbruck eine magische Zahl. Jenes 1913 – wo eventuell in einem verqualmten Innsbrucker Wirtshaus dem FCW Leben eingehaucht worden ist. Der Ort des Geschehens konnte (bis jetzt) leider nicht mehr eruiert werden. Magisch sind auch die Gründungsfarben Schwarz und Grün. Genau 100 Jahre später kommen wir in den Genuss dieses Jubiläum feiern zu dürfen. Dies ist natürlich ganz etwas Besonderes und eine Philosophie für die eingefleischten Fans des FCW!  100 Jahre – wow!
Entsprechend riesengroß ist die Erwartungshaltung der Fans zum Jubiläumsjahr. Ganz besonders jene der Fanclubs, welche dieses Jahr zu einem großen Teil mitgestalten werden.

Zeit für Legenden

Gar nicht wenige Anhänger des FC Wacker Innsbruck durften IHREN Verein fast die Hälfte dieser 100 Jahre begleiten. Unter ihnen Karl Oberhofer – ab 1945 Spieler und dann ununterbrochen Mitglied des FCW.

Eine Besonderheit und auch eine große Chance für den Verein stellt dieses Jubiläum dar. Was haben die Reiferen unter unseren Anhängern nicht alles miterlebt? Wie viele Spieler, Trainer und Präsidenten und Manager gaben sich die Klinke in der Resselstraße oder jetzt Stadionstraße, wo auch immer sich die Klubräumlichkeiten der schwarz–grünen Herberge fanden, in die Hand. – Ob Wolny, Sieber, Redl, Ettmayr, Welzl, Zanon – ob ein Hansi Müller, Legende Bruno Pezzey, Rado Gilewicz oder Marcel Schreter – Diese Spieler prägten den Traditionsverein am Tivoli. Stastny, Elsner, Kessler, „Weltmoasta“ Ernst Happel und Joggi Löw schwangen unter vielen anderen Trainern das Zepter in Schwarz – Grün. Und nun ist die Zeit der Legenden.

Wir feiern diese 100 Jahre und nicht nur die Ära in den beiden höchsten Österreichischen Spielklassen prägte unsere Geschichte: unzählige Tiroler Meistertitel, erfolgreiche Spiele in der Arlbergliga und eine sensationelle Wiederauferstehung in der RLW im Jahr 2003/04. Aber bei all diesen Spielern, Legenden, Trainern und Funktionären darf man nicht vergessen, dass es die Anhänger des Vereins sind, die jenen am meisten prägen und die auch noch da sind, wenn die Angestellten diesen längst verlassen und andere Interessen haben. Legenden werden von Fans gemacht.

Der Wunsch nach schlichter Retro

Enttäuschte Zwischenrufe gab es während der ordentlichen Generalversammlung des FC Wacker Innsbruck im Jänner dieses Jahres. Die Vorstellung der Dress zum hundertjährigen Jubiläum stieß bei vielen, vielen Mitgliedern auf Unverständnis. Besonders die organisierte Fanszene distanzierte sich.

Viel zu viele Sponsorenaufdrucke auf engstem Raum, da an der Bauchseite des Trikots das runde große Gründungswappen prangt. Man hat in guter Absicht versucht, die Stilelemente des 100 Jahre CIs da unterzubringen und etwas Einzigartiges zu kreieren. Den Meisten ist die Dress schlicht viel zu überladen und zu wenig Schwarz-Grün. Es dominiert die goldene „100er-Tapete“ (siehe Bild), auf dem die Umrisse des Wappens (ähnlich wie auf dem aktuellen Dress) abgebildet sind, das vom Hintergrund aber gleichsam erschlagen wird. Dabei spiegelt doch vor allem die Dress im Jubiläum auch die Tradition wider, die Ideologie des FC Wacker Innsbruck.
Man wünscht sich im Lager der Fanclubs eine schlichte Retro-Dress – warum? Wir feiern Jubiläum – die Vergangenheit und da ist weniger auf dem Trikot sehr oft mehr. Ein traditionell schwarz-grün gestreiftes Dress mit dem Wappen über dem Herzen fände man gelungen und passend. Nicht mehr und nicht weniger. In den vergangenen 100 Jahren gibt es genügend Beispiele. Da gäbe es genug Spielraum. Ich selbst habe ungefähr 15 zuhause. Und ich bin stolz auf diese Zeit, auf unsere Farben und unsere Geschichte. Und die soll man auch auf den Spielern sehen.

Einheitliche Meinung

Dieses Thema bewegt und Kleider machen nicht nur Leute, sondern auch ein Jubiläum. Identifikation ist für den Fußball und seine Anhänger am wichtigsten und in diesem Jahr (besonders ab Sommer) ist die Chance riesengroß auch unseren jüngeren Fans den Mythos Wacker Innsbruck näher zu bringen. Mein Hausverstand flüstert mir, dass diese angestrebte Identifikation beim wackeren „G´wandl“ anfängt.

Immerhin wird jetzt vereinsintern noch einmal über die Dress nachgedacht und ein Umdenken in eine traditionellere Richtung scheint statt zu finden. Das ehrt die Verantwortlichen und zeigt, dass ihnen die Meinung der Fans nicht egal ist. Andererseits muss auch ein kritisches Wort in Richtung Fanszene gehen, denn schließlich wurde im Vorfeld öfters bei diversen Vereinsabenden zur Mitarbeit aufgerufen, die von eben jenen Leuten nicht wahrgenommen wurde, die sich bei der Generalversammlung von der präsentierten Dress vor den Kopf gestoßen fühlten. Überhaupt wäre weit mehr Engagement der Anhänger und besonders der Mitglieder gefragt. Mehr Initiative, denn es ist unser FC Wacker Innsbruck und um den sollten wir uns bemühen!

Alles zu den Jubiläums-Aktivitäten: http://fc-wacker-innsbruck.at/100-jahre/aktivitaeten

 

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Autor: Rudolf Tilg

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