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Ried-Innsbruck oder “The same … different”

In Schladming stürzen sich die Skirennläufer den Berg runter, Österreichs Augen sind auf die Planai gerichtet. Im medialen Abseits kehrt aber auch König Fußball wieder auf die Bühne zurück. Die Bundesliga startet an diesem Wochenende in die Frühjahrssaison, und zum Auftakt treffen sich die zwei Teams vom Inn. Auf den ersten Blick verbindet den FC Wacker Innsbruck und die SV Ried – fast nichts. Der 10fache österreichische Meister aus der Tiroler Landeshauptstadt auf der einen, der einmalige Vizemeister aus der oberösterreichischen Provinz auf der anderen. Aber wie so oft lohnt sich ein zweiter Blick…

Schwarz-grüne Geschichte

Es trennt etwa die Geschichte. Und sie verbindet. Damit ist jetzt nicht gemeint, dass Innsbruck schon seit 650 Jahren ein Teil des österreichischen Länderverbundes ist, das Innviertel erst seit 1779. Obwohl ja auch in dieser Geschichte Ähnlichkeiten auftreten, schlug man sich doch 1809 im Heiligen Lande mit napoleonischen Truppenverbänden und versuchte man in Ried im selben Jahr einen Anschlag auf den Quartier nehmenden Kaiser der Franzosen, beides vergeblich. Genau 103 Jahre und 3 Tage später beginnt die Reise, die wir meinen. Am 5. Mai 1912 wurde im Innkreis ein Fußballverein aus der Taufe gehoben, dem man schwarz und grün als Farben gab. 100 Jahre feiert die Sportvereinigung in dieser Saison – und kann damit die Jubiläumsfackel weitergeben an die Tiroler. Denn auch hier begeht man einen runden Geburtstag, feiert man Schwarz-Grün, darf der FC Wacker Innsbruck auf die ersten hundert Jahre zurückblicken.

Schwarz-grünes Karussell

Ähnlichkeiten lassen sich auch in der abgelaufenen Herbstsaison wiederfinden. Nur anders. Im Cup hangelten sich die Jubilare hüben wie drüben bis in das Viertelfinale, wenn auch die letzte Hürde der Rieder, die Wiener Viktoria, kaum vergleichbar ist mit dem Auswärtserfolg der Innsbrucker bei Sturm Graz. Hüben wie drüben drehte sich auch das Trainerkarussell. Heinz Fuchsbichler musste nach der für die Innviertler wohl überraschenden Niederlage gegen Wacker Innsbruck und der 6:1-Klatsche zwei Runden später gegen die Wiener Austria seinen Hut nehmen, und dies, obwohl sein Team doch auf dem beachtlichen 5. Rang der Bundesliga-Tabelle lag, nur fünf Punkte von einem Euro-League-Platz entfernt. Sein Co Gerhard Schweitzer, der interimistisch übernahm, konnte mit drei Siegen (unter anderem Gegen Innsbrucks Cup-Viertelfinal-Gegner Salzburg) und zwei Niederlagen den Tabellenplatz halten, verlor aber etwas den Anschluss. Die vor dem Nachtragsspiel gegen Wolfsberg fehlenden neun Punkte auf einen fixen internationalen Startplatz soll nun der vom zweiten Co-Trainer zum Chef erhobene Michael Angerschmid gutmachen. Bei den Gegnern der ersten acht Tage – Innsbruck, WAC und Wr. Neustadt – könnte dies auch recht schnell gelingen.

Schwarz-grüne „Legenden“

Dagegen wird wohl die „Legende“ am Innsbrucker Trainerstuhl etwas haben. Roland Kirchler, mit 325 Erstliga-Spielen, 64 Bundesliga-Toren und 30 Europa-Cup-Spielen jeweils in den Top-Ten der vereinsinternen Jahrhundert-Statistik, übernahm nach elf Runden einen abgeschlagen am letzten Tabellenplatz liegenden Verein. Drei Punkte am Konto, zehn Zähler hinter dem Achten der Rangliste – die Zukunft sah nicht rosig aus. Doch schon in seinem ersten Match auf der Bank der Schwarz-Grünen musste Ried Federn und drei Punkte lassen, mit fünf Siegen und einem Unentschieden in zehn Spielen flößte er Wacker Innsbruck wieder Selbstvertrauen ein. Und dieses Selbstvertrauen soll den Jubilar zum Meisterschaftsstart beflügeln, wenn auch der Gegner mit einem ebenso „legendären“ Neuzugang aufwarten kann. Der Name Vastic ist wieder zurück im österreichischen Fußball, diesmal jedoch in Person von Toni. Sein Vater Ivica bereitete den Kickern vom Tivoli einst so manche Sorgen, bauschte sich doch in 40 Begegnungen 22mal das Netz des Tiroler Gehäuses, in den sieben Begegnungen seit der Neugründung traf er ebenso oft, in den letzten zwei Aufeinandertreffen scorte Vastic jeweils doppelt. Dass auch sein Sohn Toni im Sturm engagiert ist, lässt Schlimmes vermuten…

Schwarz-grüne Hoffnung

…wäre da nicht ein deutlicher Aufwärtstrend bei Wacker Innsbruck spürbar. So werden sich die wackeren Ballesterer auch nicht von der Statistik gegen den vermeintlichen Angstgegner beirren lassen: von den letzten elf Partien im Rieder Stadion konnte nur eine einzige gewonnen werden. Ein Tor von Vaclav Kolousek reichte im Juli 2006, um drei Punkte aus Oberösterreich mitzunehmen. Vielleicht genügt auch diesmal ein Tor, um so manchen Zähler aus dem Innviertel zu entführen…

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Autor: Stefan Weis

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