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„Wir haben super gearbeitet!“

Das tivoli12 magazin bat den Trainer des FC Wacker Innsbruck, Roland Kirchler, zum ausführlichen Interview. Themen waren natürlich die Vorbereitung, der Auftakt ins Frühjahr, Zielsetzungen für die Jubiläumssaison und taktische Möglichkeiten, die in der Vorbereitung erprobt werden konnten. Aber auch die Sinnhaftigkeit solcher Spiele bei winterlichen Bedingungen kam zur Sprache.

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Die erste Vorbereitung als Trainer des FC Wacker Innsbruck liegt nun hinter dir. Wie ist dein Eindruck von der Verfassung deiner Mannschaft?

Roland Kirchler: Wir haben super gearbeitet, die Vorbereitung war fast schon zu perfekt. Das Wichtigste ist, dass sich Gott sei Dank niemand verletzt hat. Wir haben vor allem im Trainingslager gute Bedingungen und Plätze und tolles Wetter vorgefunden. Wir werden uns am Samstag gut vorbereitet in die Schlacht werfen und hoffen, dass es in Ried halbwegs gut zu spielen geht. Wir wollen unsere Stärken aus der Vorbereitung und die getankte Energie am Samstag unter Beweis stellen.

Welche Erkenntnisse brachten die Testspiele in Side (Türkei) und Südtirol für dich?

Roland Kirchler: Die Spieler haben mich besser kennengelernt und natürlich auch umgekehrt. Wir haben jetzt einige Alternativen, da wir unser System auf 4-2-3-1 umgestellt haben. Auch ein 4-4-2 mit zwei Stürmern ist natürlich eine Option. Wir haben also verschiedene Systeme probiert, mit verschiedenen Leuten auf gewissen Positionen und haben jetzt mehr Variationsmöglichkeiten und mehr Alternativen, sowohl vor allem in der Offensive aber auch wieder mit z.B. Kofler in der Defensive. Wir sind gut vorbereitet und freuen uns auf den Start.

Welche Schwerpunkte habt ihr im Training gesetzt?

Roland Kirchler: Wir haben jetzt eine offensivere Spielweise, versuchen die Außenspieler in der Defensive höher zu stellen. Carlos Merino soll das Spiel im Zentrum gestalten und es sollen mehrere Spieler in den Strafraum eindringen, damit wir auch ein paar Tore schießen. Die Seitenspieler sollen nicht immer ganz außen sein, sondern, wenn wir von den Seiten kommen, auch in den Strafraum nachrücken und dort präsent sein. Auch das schnelle Umschalten von Defensive auf Offensive und umgekehrt haben wir trainiert. Im Pressing wollen wir höher stehen und die Verteidigung soll weiter hinausrücken, damit wir zu Hause mehr Druck erzeugen können. Das waren unsere Schwerpunkte.

Du hast ja die Verhältnisse in Side als nahezu perfekt beschrieben. Wie waren jetzt nach der Rückkehr nach Tirol die Trainingsbedingungen?

Roland Kirchler: Ja, die waren … beschissen, wenn man das so sagen darf. Aber für das Wetter können wir nichts. Wir leben nun mal in einem Alpenland und da gehört der Schnee dazu. Ich glaube, der Osten und Süden Österreichs haben noch mehr Schnee abbekommen. Darauf müssen wir uns einstellen, in Ried wird es sicher nicht schön zu spielen sein, falls das Spiel überhaupt stattfinden kann. Da wird es auch wieder einen Eislaufplatz geben. Von dem her haben wir uns diese Woche gut auf die nächsten Runden vorbereiten können. Wir hoffen dann, dass es zu Hause mit bzw. durch die Rasenheizung besser zu spielen sein wird, damit wir gegen Mattersburg und Wiener Neustadt auch spielerisch etwas zeigen können.

Hätte man die Möglichkeit gehabt, vom Trainingsplatz ins Tivoli Stadion auszuweichen?

Roland Kirchler: Nein, das ist nicht möglich. Es liegt da noch Schnee. Da müssten wir die Rasenheizung einschalten und man weiß ja, dass das Geld kostet. Über dieses Thema wird gar nicht diskutiert, es ist unmöglich, im Tivoli Stadion zu trainieren.

Kann man davon ausgehen, dass die Startaufstellung für das erste Spiel der des letzten Testspiels gegen Altach zumindest ähnelt?

Roland Kirchler: Ähnlich sein wird sie auf alle Fälle. 80-90% werden wohl gleich bleiben. Aber wie gesagt, wir müssen uns auf die Bodenverhältnisse einstellen. Wenn der Platz auf der Seite gefroren ist, so wie im letzten Jahr, brauchen wir wahrscheinlich keinen Flügelstürmer, der wieseflink über die Seite kommt. Dann müssten wir eher das Zentrum zu machen. Die eine oder andere Position in der Offensive wird bis zum Spieltag offen bleiben.

Welche Spieler konnten sich in der Vorbereitung besonders in Szene setzen?

Roland Kirchler: Mir hat die ganze Mannschaft gut gefallen, was  Einsatz, Laufbereitschaft und Trainingseifer betrifft. Besonders hervorheben möchte ich eigentlich niemanden, zwei bis drei Spieler sind mir aber aufgefallen. Daniel Schütz hat, glaube ich, seine alte Form wiedergefunden. Er ist wieder sehr aktiv über die Seite und hat auch wieder vor dem Tor etwas gezeigt. Der „Hansi“ Hinterseer, also der Hinterseer (Anmerkung der Redaktion: die Rede ist natürlich von Lukas Hinterseer), ist wirklich positiv aufgefallen. Er hat bei der Vienna einen Schritt nach vorne gemacht hat. Auch einige Junge entwickeln sich von Training zu Training weiter. Carlos Merino ist während der ganzen Vorbereitung wieder sehr gut in Form gewesen, auch Svejnoha. Von Safar brauchen wir erst gar nicht reden, der hat auch immer seine Leistung gebracht. Ich glaube also, wir gehen sehr gut vorbereitet in dieses Spiel.

Wie bist du mit dem Neuzugang Sebastian Siller zufrieden?

Roland Kirchler: Sebastian kenne ich schon aus meiner Zeit in Wattens. Er ist immer ehrgeizig und voll bei der Sache und gibt bei jedem Training immer 100 %. Er ist ein sehr positiver Typ, der immer das Beste will und mit seiner positiven Art die anderen Spieler mitreißt. Wie gesagt, ich kenne ihn schon von meiner Zeit in Wattens. Seine Tugenden hat er auch bei uns schon gezeigt und seine Stärken in unser Team eingebracht.

Nach einem langen Leidensweg ist auch die Nummer 25, Thomas Löffler, wieder zurück im Mannschaftstraining. Er wurde in den Testspielen bereits eingesetzt. Wie weit ist er schon und was darf man von ihm im Frühjahr erwarten?

Roland Kirchler: Thomas ist auch ein sehr positiver Typ, der Gott sei Dank jetzt keine Schmerzen mehr in seiner Patellasehne hat. Er war die ganze Vorbereitung schmerzfrei. Ich glaube, dieses Gefühl kennt er schon fast selbst nicht mehr. Er freut sich darum irrsinnig, dass er verletzungsfrei geblieben ist. Löffler hat hinten rechts in der Viererkette gespielt aber er wurde auch im zentralen Mittelfeld eingesetzt. Er war vor seinen Verletzungsproblemen schon bei einigen Bundesligaspielen dabei und hat somit schon eine gewisse Routine. Wir sind froh, dass er wieder da ist und haben dadurch wieder eine Alternative mehr.

Abraham und Dakovic sind in der ersten Begegnung gesperrt, beide sind sicher Schlüsselspieler in unserem System. Wie wirst du sie ersetzen?

Roland Kirchler: Wir haben jetzt sechs Wochen Zeit gehabt, darauf hinzutrainieren. Kofler ersetzt Dakovic und im Mittelfeld haben wir mit Piesinger und Carlos Merino das Zentrum besetzt. Diese werden also die Alternativen sein. Wenn Dakovic und Abraham wieder im Kader dabei sind, haben wir wieder zwei Möglichkeiten mehr. Die Breite des Kaders bzw. die Qualität der Breite sind dann natürlich höher. Wir haben jetzt einige Möglichkeiten in der Offensive, auch, um ein anderes System zu spielen, z.B. mit Perstaller oder Fröschl über die Seite, aber auch mit Hinterseer, der hinter den Spitzen schon ganz gut gespielt hat. Wir haben jetzt also viel mehr Spieler, die auf gewissen Positionen einsetzbar sind. Deshalb blicke ich sehr positiv in die Zukunft.

Wie lauten deine Zielsetzungen für die Frühjahrssaison?

Roland Kirchler: Es ist nicht schwer, Zielsetzungen auszugeben. Wir wollen natürlich so viele Spiele wie möglich gewinnen und zunächst einmal einen guten Start hinlegen. Vor allem in den beiden Heimspielen gegen Mattersburg und Wiener Neustadt sind wir dann gleich gefordert. Wir wollen natürlich nach drei Runden im Frühjahr nicht mehr am letzten Platz stehen. Das wäre unser Ziel.

Es könnte am Samstag ein sehr hartes Spiel werden, und zwar betreffend Bodenverhältnisse. In der Nacht vor dem Spiel sind Temperaturen jenseits der -10 Grad gemeldet. Was erwartest du angesichts der widrigen Verhältnisse für ein Spiel?

Roland Kirchler: Ein Eislaufplatz-Spiel. Ich hoffe nur, dass dieses Spiel einigermaßen regulär sein wird. Ich war bei der Pressekonferenz der Bundesliga dabei und habe dort auch meinen Wunsch deponiert, dass man lieber absagt bevor man auf einem miserablen Platz spielt. Bei diesen Bedingungen könnte die Verletzungsgefahr sehr groß sein und es könnte einen Zufallssieger geben. Wir haben schon schlimme Spiele in Ried erlebt, bei Verhältnissen, bei denen eigentlich gar kein Fußballspiel mögliche gewesen wäre. Da wäre es mir bedeutend lieber, das Spiel wird abgesagt und das Spiel gegen Mattersburg wäre dann unser Saisonauftakt.

Rasenheizungen sind laut Stadionanforderungskatalog der Bundesliga ja lediglich eine Empfehlung. Für wie sinnhaft hältst du Spiele bei solchen Witterungsbedingungen? Sollte eine Rasenheizung nicht eine Lizenzauflage sein?

Roland Kirchler: Bravo, meiner Meinung nach auch! Eine Rasenheizung müsste Pflicht sein. Vor allem, wenn man in einer Alpenrepublik lebt, wo es drei bis vier Monate hindurch fast immer Minusgrade hat. Da müsste man dann schon darauf schauen, dass man, allein wegen der Verletzungsgefahr, auf guten Plätzen spielt. Ich glaube Ried bekommt jetzt eine Rasenheizung im Sommer. Das bringt uns jetzt am Samstag nichts. Aber wir müssen schauen, dass immer mehr Vereine in den Genuss einer Rasenheizung kommen und man sie dann auch einschaltet. Wir müssen viel Geld für die Rasenheizung bezahlen, Ried sagt ihre Spiele einfach ab. Das sind bis zu 40.000 €, die sich der FC Wacker Innsbruck nicht sparen kann. Wir müssen sie einschalten, andere nicht. Ich finde, das ist auch irgendwie eine Wettbewerbsverzerrung. Deshalb wäre es dringend an der Zeit, dass alle Vereine eine Rasenheizung haben müssten.

Du hast in einem Interview mit orf.sport.at davon gesprochen, dass gerade die Routiniers in der Mannschaft im Abstiegskampf die entscheidenden Trümpfe sein könnten. Nach Verletzungen in der Sommervorbereitung kamen absolute Leistungsträger der Vorsaison wie Kapitän Abraham oder Carlos Merino nicht wie gewohnt in die Gänge. Glaubst du, dass sie im Frühjahr wieder zu alter Stärke erblühen werden?

Roland Kirchler: Das habe ich nie gesagt, ich weiß nicht, wo sie das herhaben. Das müssen sie irgendwo zwischen den Zeilen gelesen haben. Ich rede nie nur über einen Teil meiner Mannschaft, für mich ist die ganze Mannschaft wichtig. Bei den Routiniers wird es wichtig sein, dass sie im Kampf um den Abstieg – wobei, dieses Wort will ich gar nicht hören –  die Nerven behalten. Ich freue mich, dass die ganze Mannschaft einen Schritt nach vorne gemacht hat. Abraham, Svejnoha oder Merino haben natürlich die Aufgabe, in brenzligen Situationen das Schiff zu lenken und die Jungen zu führen. Also, wie gesagt, der Satz kommt nicht von mir, den haben sie irgendwo zwischen den Zeilen gelesen.

Dein Ziel lautet also ein einstelliger Tabellenplatz? Es darf aber natürlich auch ein bisschen mehr sein, oder?

Roland Kirchler: Ganz klar, wir wollen natürlich so viele Spiele wie möglich gewinnen. Dass wir nicht nach unten wollen, weiß sicher ein jeder, aber das will natürlich kein Verein. Keiner will eine Liga nach unten gehen. Wir wollen guten Fußball präsentieren und zu Hause ein bisschen offensiver spielen. Die Leute sollen wieder Spaß haben beim Zuschauen. Wir wollen natürlich unsere nötigen Punkte einfahren und dann im Sommer neu durchstarten. Das wäre unser Ziel und wir werden dafür alles geben.

Was bedeutet es für dich, im Jubiläumsjahr Trainer des FC Wacker Innsbruck zu sein?

Roland Kirchler: Klar, das trifft jetzt natürlich genau zu. Ich bin hier Trainer geworden und 100 Jahre Wacker Innsbruck stehen im Sommer an. Das ist ein Riesen-Jubiläum, zu diesem wollen wir natürlich feiern und keine negativen Ereignisse im Mai erleben. Für dieses Ereignis werden wir alles geben, damit wir dann im Juni ein schönes Jubiläumsspiel gegen einen guten Gegner machen können. Das wäre so ein Wunschplan für dieses Jahr und ich glaube, das werden wir auch zusammen bekommen.

Abschließend noch ein letzte Frage: Hast du eine Botschaft an die Fans?

Roland Kirchler: Liebe Fans, wir haben vor zwei Monaten schon einmal einen runden Tisch gehabt und der ist eigentlich ganz positiv verlaufen. Ich glaube, ich habe auch bewiesen, dass ich für den Verein alles gebe und auch für meine Mannschaft. Ich hoffe, dass ihr auch weiter so zahlreich kommt. Die Unterstützung in den letzten Wochen und Spielen war gut. Bitte keine Becherwürfe! Also: „Kommt´s, schreit´s rein aber werft´s keine Becher!“ Dann werden wieder mit ein paar tausend Leuten im Tivoli schöne Spiele haben. Wir werden auf alle Fälle die nötigen Punkte gegen den Abstieg machen.

Alles Gute für das Ried-Spiel und danke für das Interview, Roli!

Roland Kirchler: Danke!

 

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Autor: Hannes Zwicknagl

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