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Stell dir vor, es ist Frühjahrsauftakt … und keiner geht hin

Schön war sie, die heute zu Ende gehende Schi-WM. Aber handelt es sich hierbei um einen Kommentar zum Großereignis schlechthin in Österreich im Jahr 2013? – Natürlich nicht. Wobei, ein Blick nach draußen verrät, dass König Fußball in der Alpenrepublik derzeit noch einen sehr schweren Stand hat. Wenn man sich beispielsweise die „hochalpinen“ Trainingsmöglichkeiten auf dem wackeren Trainingsplatz zu Gemüte führt, denkt man eigentlich ausschließlich an Schladming und den Wintersport. Doch die Antwort auf diese Problematik haben wir ja bei der Pressekonferenz der Bundesliga erhalten: Also, man sollte schon eine Rasenheizung haben. Lizenzauflage? – Fehlanzeige! Empfehlen kann man in diesem Land ja viel, siehe Stadionanforderungskatalog der Bundesliga. In diesem werden Rasenheizungen nur bei Neu-oder Umbau verpflichtend vorgeschrieben. Österreichische Lösungen machen selbstverständlich auch vor der Bundesliga nicht halt.

Da fragt man sich dann natürlich schon, warum ausgerechnet Mannschaften, die eine Rasenheizung installiert haben, zum Frühjahrsauftakt „fremdgehen“ müssen, und das am 16. Februar. Schnee und Eiseskälte in Österreich zu diesem Termin? – Damit kann man natürlich nicht rechnen! Es drängt sich schon die Frage auf, warum man nicht einfach das Heimrecht tauscht, damit der überwiegende Teil der Mannschaften mit Rasenheizungen Mitte Februar Heimspiele ausrichten. Wer hat was davon, wenn man auf „Eislaufplätzen“ antreten muss, oder wie alle Jahre wieder Spiele abgesagt werden müssen? – Wohl keiner. Dass dann eintritt, womit man eigentlich zwangsläufig rechnen muss, nämlich eine Spielabsage in Kärnten (WAC gegen Salzburg), ist wohl nicht weiter verwunderlich.

Ein weiterer Aspekt dabei ist auch, dass Mannschaften mit Rasenheizungen auch Nachteile entstehen und somit eigentlich auch eine Wettbewerbsverzerrung erzeugt wird, wie auch Wacker Innsbruck-Trainer Roland Kirchler in einem Interview mit dem tivoli12 magazin anmerkte: Vereine mit Rasenheizung haben die Kosten für die Inbetriebnahme zu tragen, damit das Heimspiel stattfinden kann. Vereine ohne Rasenheizungen sagen die Begegnung einfach ab, ein Terminchaos ist somit schon nach dem Frühjahrsauftakt vorprogrammiert. Bei zu später Absage entstehen natürlich Kosten für die Anreise und Übernachtung, um dann vielleicht unverrichteter Dinge am nächsten Tag die Heimreise wieder antreten zu müssen – alles schon vorgekommen!

Ein weiteres Problem sind die Anpfiff-Zeiten. Um 18.30 Uhr nahm in Niederösterreich (Admira Wacker – Wiener Neustadt) und im Burgenland (SV Mattersburg – Sturm Graz) der Unparteiische seine Pfeife zum Anpfiff in die Hand. Die Beginn-Zeiten richten sich natürlich nach dem Fernseh-Partner. Jedem ist natürlich klar: „Wer zahlt, schafft an!“ Allerdings ist auch in diesem Punkt zu hinterfragen, ob ein zu erwartender „Grotten-Kick“ in der Intention des Fernseh-Partners liegen kann. Es muss wohl vielmehr im Sinne aller Beteiligten sein, Werbung für und mit dem Fußball zu machen. Könnte man nicht zumindest im Februar oder Anfang März die Anstoßzeiten den Witterungsbedingungen anpassen, wenn man schon während der Regentschaft des Winters dem Leder nachjagen muss?

An die Fans wird dabei offensichtlich überhaupt nicht gedacht. So viel „Frostschutzmittel“ kann wohl niemanden tanken, um im klirrend kalten Stadion ausreichend Kälteresistenz zu erzeugen. Ein Blick auf die Zuschauerzahlen sagt alles: Alle Samstags-Partien blieben weit unter den durchschnittlichen Besucherzahlen. Insgesamt fanden lediglich 7.300 Zuschauer den Weg in eines der drei Bundesligastadien. Und die Bundesliga setzt gleich noch eins drauf, denn am Mittwoch, dem 27.Februar wird die gesamte Bundesligarunde um 20.30 Uhr angepfiffen! Ob der Verantwortliche dafür auch nur einmal darüber nachgedacht hat wie „angenehm“ das für alle Beteiligten im Stadion auf ihren Stehplätzen, Metal- oder Plastiksitzen ist? Wohl kaum, denn diese Person wird sicherlich im beheizten VIP-Bereich zu finden sein oder zu Hause, wie soviele in dieser Runde…

Vielleicht sollte man auch über eine Ganzjahresmeisterschaft nachdenken. Auch das wäre sicher ein Ansatz, den man weiter verfolgen könnte, vielleicht sogar müsste.
Man darf gespannt sein, ob in diese Thematik endlich einmal Bewegung kommt. Es genügt nämlich nicht, alljährlich darüber zu diskutieren, gefragt sind jetzt endlich einmal Handlungen seitens der Bundesliga.

Beinahe jede Änderung wäre wohl besser für die Vereine, für das „Produkt Fußball“, für die Übertragungspartner und vor allem für die Fans als der Istzustand. Auch Sponsoren investieren sicher lieber in den Fußball, wenn dieser nicht in halbleeren Stadien (zu dieser Jahreszeit nicht weiter verwunderlich!) stattfindet. Im Sport-Sponsoring geht es selbstredend darum, Reichweite zu erzielen. Auch diesem Prinzip kommt man bei solchen Witterungsbedingungen derzeit wohl nicht in ausreichendem Maße nach. Bei allen wirtschaftlichen Überlegungen darf man aber keineswegs vergessen: Es sind vor allem die Anhänger, die mit ihrem Enthusiasmus, ihrem Interesse, ihrer Leidenschaft und ihren Eintrittsgeldern das runde Leder im bezahlten Fußball rollen lassen. Wen man im Stadion begrüßen will, dem muss man auch etwas bieten, ein Spektakel, guten Fußball, Leidenschaft und nicht Leiden durch Minusgrade.

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Autor: Hannes Zwicknagl

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