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Ein Blick in den Tabellenkeller

Keller dienen im Grundriss eines Hauses meist dazu, Dinge zu verstauen, die man selten bis gar nicht mehr benötigt. Bedeutungslose und zum Teil auch ungeliebte Dinge landen dort, verstauben und werden im Idealfall nach Jahren wieder hervorgeholt. Ungeliebt ist auch der Keller-Platz in der österreichischen Bundesliga. Steht man am Ende der Saison auf selbigem, ist der Abstieg besiegelt, man fällt in die sportliche Bedeutungslosigkeit zurück und es ist zumeist schwer, aus diesem Keller wieder ins Obergeschoss (ins Bundesliga-Oberhaus) zurückzukehren.


Nach der Herbstsaison kann man dem Tabellenkeller nicht weniger als fünf Mannschaften, die innerhalb von lediglich fünf Punkten liegen, zurechnen. Nachjustierungen in der Kadergestaltung sollten wohl schnell bewirken, dass man mit dem Abstieg so früh wie möglich nichts mehr zu tun hat. Schaut man sich allerdings die Statistik der letzten zehn Jahre an, hat es bis auf zwei Ausnahmen immer den winterlichen Großeinkäufer als Absteiger erwischt.

Zur Ausgangssituation

Die Herbsttabelle wies den FC Wacker Innsbruck als Tabellenschlusslicht mit 16 Punkten aus, davor rangierten der SC Wiener Neustadt (ebenfalls 16 Punkte), Admira Wacker (17 Punkte) und der SV Mattersburg. Der WAC belegte mit 21 Zählern Rang sechs. Was aber tat sich im Einzelnen bei den fünf Vereinen in der Winterpause und wie präsentierten sich die Mannschaften der unteren Tabellenhälfte beim Frühjahrs-Auftakt?

Platz 10: FC Wacker Innsbruck: Punktezuwachs: +0; Gesamtpunktestand: 16

Kaderveränderungen in der Winterpause: Viele Kaderveränderungen waren aufgrund der angespannten finanziellen Lage ja nicht zu erwarten. Mit dem Innenverteidiger Sebastian Siller (kam von Grödig) begrüßte Trainer Roland Kirchler einen alten Bekannten aus Wattens-Zeiten. Heimkehrer Lukas Hinterseer (zuvor an die Vienna verliehen) komplettierte bereits die Transferaktivitäten der Schwarz-Grünen. Der Vertrag mit dem Brasilianer Marcelo Fernandes wurde bekanntlich aufgelöst, Matthias Hafner an Grödig verliehen.

Auftaktspiel: Die 0:3-Niederlage gegen die SV Ried zum Saison-Auftakt war ein gehöriger Dämpfer. Die Abwehr agierte ohne Zuordnung, Dakovic in seiner tollen Herbstform fehlte an allen Ecken und Enden. Wenn man in Überzahl zwei Tore kassiert spricht das nicht gerade für das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft – es nur an den Abwehrspielern festzumachen, wäre zu billig: Die ganze Mannschaft muss im Abwehrverhalten besser agieren! Auch die Routine von Abraham, der diesmal gesperrt war, wird im Abstiegskampf dringend vonnöten sein. Großchancen wie die von Wernitznig (verstolperte unbedrängt aus fünf Metern) und Wallner (konnte den Ball eins gegen eins nicht am Rieder Schlussmann Gebauer vorbeibringen) müssen im Abstiegskampf einfach verwertet werden. Im Kreativspiel war Carlos Merino völlig auf Sich alleine gestellt. In den 60 Minuten Überzahl nach der Roten Karte konnte zwar ein deutliches Plus an Ballbesitz erzeugt werden, Torchancen allerdings kaum.
Somit verbleibt man am letzten Tabellenplatz.

Platz 9: Admira Wacker: Punktezuwachs: +0; Gesamtpunktestand: 17

Kaderveränderungen in der Winterpause: Hochaktiv war die Admira in diesem Winter am Transfermarkt: Nicht weniger als sieben Akteure (Rusek, Gremsl, Tito, Segovia, Schössendter, Macho, Mikus) stießen zu den Niederösterreichern. Mit dem Routinier Jürgen Macho wurde die Position des Torhüters mit Klasse besetzt. Ein weiterer bekannter Neuzugang ist Daniel Lucas Segovia (St. Pölten). Abgegeben wurden fünf Spieler, darunter auch der Tiroler Andreas Schrott (Liefering).

Auftaktspiel: Unglaublich eigentlich dieser „Unlauf“ der Südstädter. In der Vorjahrssaison überraschte man noch mit Platz drei. Nach den Abgängen von Schlüsselspielern wie Hosiner und Marcel Sabitzer (in der Winterpause) scheint man im Moment machen zu können, was man will: Es läuft einfach nicht. Klar ist natürlich, dass ein Schlüsselspieler wie Patrik Jezek, der in der letzten Spielzeit brillierte, auch nicht jünger wird. Fraglich ist auch, wie schnell man die sieben neuen Spieler integrieren kann. Und wenn es nicht läuft, kommt dann auch noch Pech dazu: Der Elfmeterpfiff zum Ausgleich war eine Fehlentscheidung, Trainer Kühbauer sah sich veranlasst nach Betrug durch den Schiedsrichter zu rufen. Dann schlief man zwei Minuten später in der Abwehr, schon ging man als Verlierer (Schüsse: 18:11; 55% Ballbesitz; Eckenverhältnis: 7:4) vom Platz. Im Moment ist man also der direkte Konkurrent der Schwarz-Grünen um einen einstelligen Tabellenplatz.

SC Wiener Neustadt: Punktezuwachs: +3; Gesamtpunktestand: 19

Kaderveränderungen in der Winterpause: Mit Osman Bozkurt (Denizlispor), Arvedin Terzic (FC Lustenau) und Herbert Rauter (GAK) wurden in der Winter-Übertrittszeit drei Spieler verpflichtet, abgegeben wurden ebenfalls drei Spieler. Es herrschte also wenig Hektik am Transfermarkt, man vertraut dem Team rund um Trainer Heimo Pfeifenberger weiter, dass die junge Mannschaft den Klassenerhalt schafft.

Auftaktspiel: Noch bitterer wird die Nullnummer für den FC Wacker Innsbruck, wenn man auf den direkten Tabellennachbarn vor der 21. Runde blickt. Nach einem 0:1-Rückstand bäumten sich die Neustädter auf und siegten auswärts gegen Admira Wacker 2:1. Damit konnten die Wiener Neustädter die Admiraner überholen und stießen auf Platz acht vor. Die Neustädter haben in diesem Spiel alle Qualitäten gezeigt, die im Abstiegskampf notwendig sind.

Platz 7: WAC: Punktezuwachs: +0; Gesamtpunktestand: 21

Kaderveränderungen in der Winterpause:
Die Wolfsberger verpflichteten im Winter lediglich den vereinslosen Boris Hüttenbrenner, Rene Gsellmann (spielte in der Saison 2009/2010 bei Wacker Innsbruck) wurde an Ritzing abgegeben.

Auftaktspiel: Der WAC verlor einen Tabellenrang, ohne überhaupt auf den Platz zu gehen, da das Spiel gegen Salzburg wegen gefrorenem Geläuf abgesagt werden musste. Das war bereits die zweite Absage in dieser Saison für die Kärntner, auch das Auswärts-Spiel gegen die SV Ried musste am 16.12. 2012 abgesagt werden. Dieses ist für Mittwoch, 20.2.2013, angesetzt. Es gilt also für die Wolfsberger, Punkte in den beiden Nachtrags-Begegnungen zu sammeln, dann könnte man einen großen Schritt nach vorne machen und den Abstiegsplatz weit hinter sich lassen.

Platz 6: SV Mattersburg: Punktezuwachs: +1; Gesamtpunktestand: 22

Kaderveränderungen in der Winterpause: Für Erstaunen sorgte bei der Bundesliga-Pressekonferenz Trainer Franz Lederer, der äußerst optimistisch einen Europacup-Platz als Zielsetzung verlautbarte. Prominentester Neuzugang ist Ivica Majstorovic (AEL Kalloni), ein junger Spieler vom Rapid, Tormann Thomas Dau,  und einer von Austria Wien (Michael Novak) machten den Kader komplett. Abgänge gab es keine.

Auftaktspiel: Mit einem Heim-Remis gegen enttäuschende Grazer konnte man sich etwas Luft nach unten verschaffen und überholte damit den WAC, der allerdings zwei Spiele weniger ausgetragen hat. Für die gleichermaßen ehrgeizige wie erstaunliche Zielsetzung von Trainer Lederer (Rang vier) war das aber zu wenig. Wobei, es hätte sogar mehr als ein Pünktchen werden können: Farkas zog in der ersten Halbzeit allein auf Sturm-Torhüter Focher, sein Schuss verfehlte aber das Tor klar. Patrick Bürger ließ in der 84. Minute in aussichtsreicher Position (aus elf Metern knapp neben das Tor) den Matchball aus.

Rundenfazit aus schwarz-grüner Sicht

Man muss im Lager der Innsbrucker darauf hoffen, dass es sich bei der gezeigten Leistung in der 21. Runde nur um eine Momentaufnahme und keinen Trend handelt. Die zwei Heimspiele in Runde 22 und 23 haben durch die Auftaktniederlage zusätzliche Wichtigkeit erhalten. Danach wird man sicher mehr wissen. Man ist jetzt allerdings wohl schon zum Punkten verdammt. Ein Unentschieden in der Partie Admira Wacker – Wiener Neustadt wäre für die Schwarz-Grünen wohl besser gewesen. So ist lediglich die Admira in direkter Schlagdistanz.
Die Form des WAC bleibt aufgrund der Absage noch ein Geheimnis, das am Mittwoch aber gelüftet wird. Mattersburg zeigte sich schon gut in Form. Es wird also alles andere als eine leichte Aufgabe gegen die Burgenländer im ersten Heimspiel des Kalender- und Jubiläums-Jahres 2013.

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Autor: Hannes Zwicknagl

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