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Inteam: André Häberlein- Teil I

Bisher standen bei den InTeam Interviews Spieler des FC Wacker Innsbruck im Mittelpunkt. In der aktuellen Serie haben wir erstmals einen Club Management Mitarbeiter zu einem solchen Interview gebeten: Den Marketingleiter André Häberlein.

 

 

 

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André, du kommst ja aus Nürnberg. Was hat dich damals nach Innsbruck verschlagen?

André Häberlein: Damals war es so, dass ich unbedingt Sportmanagement studieren wollte und ich hatte damals die Möglichkeit zwischen Köln, Bochum, Stuttgart, Bayreuth und eben auch Innsbruck. Ich habe mir dann die Städte näher angeschaut und habe mich dann für Innsbruck entschieden – letztendlich eine sehr gute Wahl!

Du kommst aus Nürnberg und bist sehr fußballaffin. Welchem Verein hast du die Daumen gedrückt, bevor du nach Innsbruck gekommen bist?

André Häberlein: Fanatisch war ich nie – ich habe mich keiner Kurve und keiner Mannschaft zugeordnet. Ich war aber schon fußballbegeistert, war auch öfters im Frankenstadion und habe natürlich regional bedingt zum 1. FC Nürnberg geholfen aber mich genauso gefreut, wenn der FC Bayern München bei einem anderen Verein gewonnen hat. Die Rivalität zwischen Greuther Fürth und Nürnberg konnte ich nie nachvollziehen. Ich war einfach nur fußballbegeistert und habe nie einen Lieblingsverein gehabt.

Du bist nicht nur ein Fußballtheoretiker sondern spielst auch selbst Fußball. Welche Vereine hast du dabei durchlaufen?

André Häberlein: Ich begann in Nürnberg bei meinem Dorfverein, habe aber erst mit 14 oder 15 angefangen. Ich bin dann nach Tirol gekommen und habe mich dann zunächst einmal ein bisschen umgeschaut. Dann bin ich nach ein bis zwei Jahren schließlich zum SV Völs gekommen und eine sehr schöne Zeit dort gehabt. Wir sind zwei Mal aufgestiegen und bin danach zur Spielvereinigung Patsch/Ellbögen gewechselt.

Wie hoch war die Ablöse?

André Häberlein (lacht): Stillschweigen!

Welche Position spielst du?

André Häberlein: Normalerweise spiele ich den Sechser, kann aber auch Innenverteidiger spielen. Im Moment gebe ich den Zehner, bin also offensiver ausgerichtet.

Möchtest du deine Karriere fortsetzen?

André Häberlein: Wenn es sich mit dem Beruf vereinbaren lässt, auf jeden Fall. Wir sind Samstag und Sonntag auch meistens da und deshalb habe ich es auch beim SV Völs gelassen, da es mir zu intensiv wurde. Bei den Völsern haben wir mehr trainiert. Wacker Innsbruck wird immer meine Nummer eins sein, dafür lebe ich und auch davon. Deswegen, wenn es einmal so kommen sollte, dass es mich zu sehr vereinnahmt, werde ich das Kicken lassen.

Wann bist du das erste Mal ins Tivoli gegangen?

André Häberlein: Das war 2007, als ich mit dem Studium begonnen habe. Ich habe das Spiel mit meinem kleinen Bruder angeschaut, der mich damals besuchte. Ich glaube es war ein Spiel gegen Mattersburg, das 2:2 endete.

Und damals hast du dich in den Verein verliebt?

André Häberlein: Genau. Ich bin auf der Nordtribüne gestanden und habe mich sofort verliebt.

Wie bist du dann zu Wacker Innsbruck gekommen?

André Häberlein: Nach dem Spiel hat mich der Verein zu interessieren begonnen. Im Rahmen des Studiums musste ich beim ersten Kurs gleich eine Seminararbeit schreiben und habe mir gedacht, warum nicht über den FC Wacker Innsbruck. Ich hatte dann Kontakt mit Andrea Rannacher. Sie hat mir dann ein paar Informationen gegeben und hat mich für den Verein weiter begeistert. Danach habe ich eben meine Seminararbeit verfasst und bin dann 2008 über ein Praktikum zum Verein gestoßen, damals noch über Gerhard Stocker und den damaligen Geschäftsführer Georg Willeit. Also zunächst habe ich hier mein Praktikum gemacht und danach Teilzeit angefangen.

Das heißt du bist seit 2008 beim Verein?

André Häberlein: Genau. 2008 habe ich hier mein Praktikum gemacht, danach haben sie mich gefragt, ob ich nicht neben meinem Studium anfangen will. Da habe ich natürlich sofort zugesagt. Zwischenzeitlich habe ich eine drei- bis viermonatige Auszeit genommen, weil ich für das Studium in Manchester war. 2010 bin ich dann zurückgekommen und habe neben meinem Studium eigentlich Vollzeit hier gearbeitet. Seit 2010 bin ich eigentlich für 40 Stunden im Stadion tätig.

Wie oft wurdest du seitdem du nach Tirol gekommen bist mit der „Piefke Saga“ (Anmerkung: Vierteiliger Klassiker von Felix Mitterer aus dem Jahr 1990) konfrontiert?

André Häberlein: Mit der „Piefke Saga“ nicht oft, aber als „Piefke“ wurde ich öfter beschimpft. Ich bin am Spielfeld auch einer, der sehr gerne aneckt. Wenn man in der Tiroler Liga oder auch in den niederklassigen Ligen aneckt, hört man dann gleich, dass ich Deutsch bin. Ich habe den Dialekt hier nicht wirklich angenommen, dafür bin ich wohl einfach nicht der Typ. Deshalb bin ich wohl auch öfter beschimpft worden, aber ich komme darüber weg.

Was würdest du als „typisch deutsche Eigenschaften“ benennen und hast du solche?

André Häberlein: Schwierig. Auf dem Spielfeld sagt man mir ja nach, deutsche Tugenden zu zeigen: Kampfbetont und rabiat. Aber dieses Schubladendenken fällt mir sehr schwer. Wenn ich den österreichischen bzw. den Tiroler Dialekt hätte würde wohl keiner bemerken, dass ich Deutscher bin. Ich glaube wir Franken sind den Tirolern von der Mentalität sehr ähnlich.

Reservierst du im Urlaub mit einem Handtuch deine Liege?

André Häberlein (lacht): Jedes Mal! Vor allem beim Ballermann bin ich der erste, der sein Handtuch ausbreitet und komme dann erst um ein Uhr, wenn ich ausgeschlafen habe zum Sangria an den Strand.

Wie oft hast du Urlaub?

André Häberlein: Kommt darauf an. Im Moment eher weniger. Wir nehmen sicher weniger Urlaub als wir Anspruch hätten. Das geht einfach nicht anders. Ich glaube, damit muss man sich anfreunden und man freundet sich auch damit an, wenn man beim FC Wacker Innsbruck arbeitet. Ich kann´s jetzt nicht pauschalisieren, aber 1-2 Wochen habe ich wohl im Jahr.

Ist das jetzt ein fußballbezogenes Phänomen, dass du nur 1-2 Wochen Urlaub gehen kannst oder ist das nur im Moment so?

André Häberlein: Ich glaube, es ist ein Fußballphänomen. Da muss man einfach viel opfern, es ist bei jedem Verein so. Ich habe viel Kontakt mit anderen Vereinen. Nur ein Beispiel: Wir waren im letzten Jahr beim FC Augsburg und habe mich mit den Angestellten im Clubmanagement unterhalten. Sie haben genauso gesagt, dass man am Samstag einfach im Büro ist, weil es eine Herzensangelegenheit ist. Deswegen möchte ich nicht sagen, dass es woanders unterschiedlich ist.

Bist du bei den Auswärtsspielen mit dabei?

André Häberlein: Selten. Ich achte schon darauf, dass meine Freizeit nicht zu kurz kommt und ich Familie und Freunde sehen kann. Deswegen habe ich für mich entschieden, nicht zu oft mitzufahren, damit das nicht zu kurz kommt.

Wir wissen jetzt, dass du sehr kampfbetont Fußball spielst in deiner Freizeit. Was machst du sonst noch?

André Häberlein: Alles was mit Sport zu tun hat – Fitness, Schwimmen, Rad fahren, Fußball und Freunde und meine Freundin sehen.

Jetzt hast du meine Frage vorweggenommen – Bist du liiert?

André Häberlein: Ja.

Mit einer Deutschen oder mit einer Tirolerin?

André Häberlein: Mit einer Oberösterreicherin.

In Tirol?

André Häberlein: Ja.

Sehr schön, so ergeben sich die Wege. Kommen wir noch einmal zurück zu deiner Tätigkeit beim FC Wacker Innsbruck. Wie sieht dein Alltag aus?

André Häberlein: Dienstbeginn ist bei uns um acht Uhr. Danach schalte ich den Computer ein und bearbeite die Mails, die über die Nacht gekommen sind. Meist ist es so, dass man vor dem Computer sitzt, Dinge organisiert, E-mails schreibt, telefoniert, und immer wieder interne Besprechungen hat. Es ist sehr schön, dass es immer unterschiedliche Dinge sind, die man macht, darum ist es sehr abwechslungsreich. Im Moment muss man zum Beispiel sehr viel für das Frühjahr organisieren. Gestern und heute hatte ich sehr viele Termine und eigentlich wenig Zeit für meine Tagesaufgaben. Es ist einfach sehr abwechslungsreich und wenn dann noch die Spieltage dazukommen, ist es wirklich sehr interessant. Auch handwerklich kann man einiges machen und natürlich im organisatorischen Bereich und im Umsetzungsbereich ist man tätig.

Wie siehst du derzeit die Situation der Mitglieder beim Mitgliederverein? Siehst du da vielleicht Verbesserungspotential?

André Häberlein: Ich glaube, ich sehe immer Verbesserungspotential. Das hat mich auch so weit gebracht bzw. mich dazu gebracht, mich im Verein weiterzuentwickeln. Im Mitgliederbereich war in diesem Jahr interessant, dass wir mit 1.947 Mitglieder gestartet sind. Das ist ein super Zuwachs, wenn man auf die letzten fünf Jahre schaut. Wir haben da glaube ich auch eine wirklich gute Initiative gemacht am Anfang der Saison und haben uns gedacht, dass wir die 2.000 locker schaffen und uns neue Ziele setzen können. Aber dann war es leider so, – das soll jetzt keine Ausrede sein – dass der sportliche Erfolg ausgeblieben ist. Diese Zeit war sehr überschaubar „bärig“. So schnell sie während des sportlichen Erfolges gekommen sind so schnell waren sie dann auch wieder weg. Gott sei Dank waren viele mit dem Service zufrieden, aber 300 bis 400, die dann weggegangen sind, muss man erstmals kompensieren. Wir haben geschafft, sie zu kompensieren, aber nach oben hin glaube ich schon, dass noch Platz ist. Wir sind jetzt wieder beim Ausgangsstatus 1.940. Jetzt gilt es im Frühjahr mit dem Aufhänger „100 Jahre“ und mit dieser Aufholjagd, die sehr emotional wird bzw. mit dem Abstiegskampf, dass wir sehr viele Mitglieder binden und gewinnen können. Das gibt auf alle Fälle Potential nach oben und das ist natürlich auch super für meine Arbeit.

Wir werden diese Themen, die du angesprochen hast, später weiter verfolgen. Das Tiroler Publikum an sich wird ja immer wieder kritisiert, dass es nur kommt, wenn es Erfolg gibt. Teilst du diese Meinung?

André Häberlein: Komplett. Man sieht schon, wenn man 1 ½ Jahre zurückschaut, wo wir zehn Spiele ganz vorne waren, dass das Stadion voll war. Das ist irgendwie verständlich. Man sieht aber auch, dass es viele „Erfolgsfans“ gibt. Man muss aber natürlich schon differenzieren, die „Nord“ ist immer toll gefüllt, da gibt es einen super Kern, auf den wir uns als Verein verlassen können. Das ist auch sehr, sehr wichtig. Ich glaube auch nicht, dass es ein Tiroler Phänomen ist, das ist in anderen Stadien auch so, ausgenommen Mannschaften wie St. Pauli oder Köln, die jahrelang eine saubere Geschichte erzählen. Die haben nicht nur den Sport als Aufhänger sondern verkaufen auch eine Geschichte, die einzigartig ist. Darum ist es ihnen gelungen, den Druck rauszunehmen.

Der FC Wacker Innsbruck wird 100 Jahre. Welche Geschichte erzählt unser Verein?

André Häberlein: Ich glaube, wir sind ein Verein, der sehr viel durchlaufen hat. Unsere Historie ist einzigartig. Wenn man sieht, welche Höhen und Tiefen es gab. Wenn man sieht, welches Leiden es gab, dieses positive Leiden, weil man sich so sehr mit dem Verein identifiziert. Das merkt man überall. Jeder im Land spricht über den FC Wacker Innsbruck. Das zeigt schon, dass er ein Phänomen ist und ein Kulturgut. Ich glaube, da haben wir viele Aufhänger und das werden wir auch sehr schön sehen, wenn wir das ganze aufarbeiten.

Glaubst du, ist der Abstiegskampf ein Aufhänger, um neue Mitglieder zu gewinnen?

André Häberlein: Ja, denke ich. Wenn wir am achten oder siebten Platz sind, ist es, denke ich, uninteressanter, ins Tivoli Stadion zu gehen. Wenn es aber um alles geht, denke ich, dass noch einmal eine Aufbruchsstimmung entsteht. Es ist sehr wichtig für unseren Verein und für das ganze Land, dass wir oben bleiben. Es wird noch einmal eine Aufbruchsstimmung kommen. Wir werden alle zusammenhalten und zusammenrücken. Wir haben oft genug gezeigt, dass wir das schaffen. Ich glaube, dass das Zuschauerinteresse größer sein wird in der Rückrunde und darum auch mehr Mitglieder zum Verein stoßen.

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Autor: Hannes Zwicknagl

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