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Innsbrucker Fastenbrechen oder Wiener Völlerei?

Können Sie sich noch erinnern, wann der FC Wacker Innsbruck das letzte Mal auf einem vergleichbar guten Tabellenplatz gestanden ist? Eine knifflige Frage, waren die Schwarz-Grünen doch in der laufenden Spielzeit noch nie so weit oben positioniert, Rang neun schien bisher das höchste der Tiroler Gefühle. Es wird für Wacker ein hartes Stück Arbeit werden, die schon beinahe schwindelerregenden Höhen zu halten, warten doch in den nächsten fünf Runden unter anderem Rapid (3.), Sturm (4.) sowie Salzburg (2.). Und zu Beginn lädt der überlegene Tabellenführer Austria Wien in sein Wohnzimmer an den Verteilerkreis.


Innsbrucker Fastenbrechen I

Lange mussten die schwarz-grünen Fans darauf verzichten, ihre Mannschaft nicht am Ende der Tabelle zu sehen. Doch die Fastenzeit brachte die Wende, die Pflicht gegen die direkte Konkurrenz wurde erfüllt: drei Punkte gegen Mattersburg, drei Punkte gegen Wiener Neustadt. Man könnte von einer Wiederauferstehung sprechen – wäre da nicht das störende 0:3 gegen Ried zu Saisonbeginn trotz einer Stunde Überzahl, wären da nicht viele unerzwungene Fehlpässe, fehlende Anspielstationen, vergebene Chancen, Unsicherheiten in der Defensive… Die spielerische Kost bleibt mager am Tivoli, die Verunsicherung der fünfzehn Runden als Tabellenschlusslicht stecken den Spielern in den Knochen. Und dennoch: das erste Mal in dieser Saison blieben die Innsbrucker in zwei aufeinanderfolgenden Spielen ohne Gegentreffer, seit drei Heimspielen sind sie ohne Punkteverlust. Es sieht nach einem wackeren Fastenbrechen aus…

Wiener Völlerei I

…wäre da nicht die Auslosung der nächsten Runden, beginnend mit den Veilchen aus Favoriten. Und diese befinden sich derzeit in überragender Form, so überragend, dass ein Vergleich mit Wacker unangebracht scheint. Darum nur kurz: 38 Tore mehr geschossen, 23 weniger erhalten, Philipp Hosiner allein traf trotz seines verspäteten Wechsels öfter für die Wiener als alle Schwarz-Grünen samt Beihilfe der gegnerischen Defensivabteilungen in der gesamten Saison. 18 Siege stehen für die Austria zu Buche, und damit so viele, wie die Mannen von der Sill seit dem 22. Mai 2011 gefeiert haben. Den letzten Punkteverlust erlitten die Violetten am 2. Dezember des Vorjahres, die letzte Niederlage im September, beide Male zeichnete sich die Salzburger Millionärstruppe dafür verantwortlich. Der letzte wackere Punktegewinn gegen den Tabellenführer liegt beinahe 16 Monate, der letzte Sieg gar 30 Monate zurück. Fasten scheint kein Trend der Wiener zu sein.

Wiener Völlerei II

Und es war wohl auch noch nie ein Trend im Horr-Stadion, galoppieren doch die Austrianer der Konkurrenz des öfteren davon. Peter Stögers Mannen halten derzeit bei 57 Zählern, gleichbedeutend mit dem drittbesten Punktestand der Bundesliga-Geschichte. Besser waren nur – die Wiener Austria der Saison 84/85 (umgerechnet 58 Punkte) und die Wiener Austria der Saison 85/86 (umgerechnet 59 Punkte). Die Violetten nehmen auch noch Rang sechs (77/78), acht (02/03), zehn (78/79) und zwölf (83/84) dieser Bestenliste ein, in jedem dieser Jahre konnte auch der Meistertitel in Favoriten gefeiert werden. Den Feiern am Wiener Rathausplatz steht wohl nicht mehr viel im Weg…

Innsbrucker Fastenbrechen II

…es sei denn, man lässt überraschend Punkte liegen, wie etwa gegen eine Mannschaft aus dem Westen, die gerade die schlimmste Talsohle durchschritten zu haben scheint. Und verlässt man sich nicht auf sein Auge, das selbst bei den Zu-Null-Siegen der Schwarz-Grünen in den vergangenen beiden Runden nicht gerade verwöhnt worden ist, sondern schaut nur auf ausgewählte Zahlen, dann scheint Wacker wirklich eine Gefahr darzustellen. Mit 19 Zählern liegt Innsbruck in der „Wunderwuzzi“-Tabelle (ab Runde 12) auf dem unglaublichen dritten Rang, im selben Zeitraum erhielten nur drei Mannschaften weniger Tore. Diese Momentaufnahme wird die nächsten Spiele kaum überstehen – doch will der FC Wacker Innsbruck das Abstiegsgespenst endgültig vertreiben, so muss auch gegen die „Großen“ gepunktet werden. Ein verfrühtes Fastenbrechen in Favoriten wäre der erste Schritt dazu.

Nachtrag

Nebenbei, eine Antwort sind wir ihnen noch schuldig geblieben: Die Acht schien zuletzt am 26. November 2011 vor dem Innsbrucker Namen auf. Und am 17. Mai 2012 hatte Wacker das letzte Mal einen bessere Tabellenplatz als derzeit, nämlich Rang sieben. Wann Innsbruck diese Position wieder erreicht, wird die Zukunft zeigen…

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Autor: Stefan Weis

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