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Innsbrucker Ornithologie

Am Sonntag hat es wohl der Letzte bemerkt: Das Glück ist ein Vogerl. Und derzeit ist es nun mal nicht am Tivoli zu Hause. Ein ganzes Spiel verliert an Bedeutung, wenn man nach 95 Minuten als Verlierer vom Platz geht. Oder nach 98. Denn so lange dauerte das letzte Aufeinandertreffen des SK Sturm Graz und des FC Wacker Innsbruck, in welchem nicht nur die heimischen Fledermäuse durch das Tivoli flogen. Am Samstag haben die Schwarz-Grünen die Möglichkeit, diese Niederlage gegen die Steirer vergessen zu machen.


Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling…

…aber weit ist es nicht mehr bis Mariae Verkündigung, und dann kehren sie wieder um, die Schwalben. Doch nicht die manchmal akrobatische Vortäuschung eines Vergehens am Spielfeld ist damit gemeint, nein, tieffliegende Schwalben kündigen ein Unwetter an, einen Sturm. Und mit diesem Sturm hatten die Innsbrucker in der laufenden Saison ihre liebe Not. Ohne wirkliche Chance musste man eine 3:0-Niederlage im ersten Duell hinnehmen und musste sich auch noch bei Referee Krassnitzer bedanken, der ein Trikotvergehen am Grazer Vujadinovic wohl als Schwalbe interpretierte und Roman Wallner nicht mit Gelb-Rot duschen schickte. Im zweiten Liga-Duell zeigten die wackeren Ballesterer den Steirern die Grenzen auf, um dann doch in der 91. Minute den spielentscheidenden Treffer hinnehmen zu müssen. Spielentscheidend auch deshalb, weil spätherbstliche Frühlingsgefühle einige Zuschauer einen aggressiven Balztanz vollführen ließen und sie damit dem Schiedsrichter-Team die regelkonforme Möglichkeit boten, einen Abflug zu machen.

Lieber den Spatz in der Hand…

…also lieber die kleinen Erfolge anstreben, das muss das Ziel des FC Wacker Innsbruck in der heurigen Saison sein. Der Traum vom internationalen Geschäft im Jubiläumsjahr ist ausgeträumt. Beinahe. Denn ein Traumtor des Grazers mit der der Innsbrucker Nummer 10 hält die Hintertür zu dieser Vorgabe noch einen kleinen Spaltbreit offen. Mit dem 2:1 im Achtelfinale des ÖFB-Pokals haben die Tiroler den Vogel und den SK Sturm abgeschossen und eine Trendwende eingeleitet, welche sie auf den achten Tabellenplatz führte. Wie etwa im Abbruchspiel gegen die „Schwoazn“: sieben Torschüsse mehr als die Steirer, 69,9% der Ballkontakte, doppelt so viele Flanken gebracht, auch einen Zweikampf mehr für sich entschieden, ein passgenauer Bergmann (über 90%), ein duellstarker Dakovic (fast 80% der Zweikämpfe gewonnen), ein im Mittelpunkt stehender Hauser (71 Ballkontakte) – alle diese Werte übertreffen den Bestwert der Grazer in diesem Spiel, das dennoch verloren wurde. Der Spatz ist wohl auch nicht das Glücksvogerl.

Tiroler Adler…

… fliegen hoch, heißt es. Bisher sind sie jedoch noch ein bisserl flügellahm, doch auch die Werte gegen die Bullen aus Salzburg geben Anlass zur Hoffnung. Eine deutlich stärker besetzte Mannschaft konnte ausgekontert und an den Rand der Niederlage gedrängt werden, zwei Tore (darunter ein unfassbarer Fallrückzieher) gegen den regierenden Meister erzielt man auch nicht alle Tage – Innsbruck Stürmer scorten in dieser Saison nur in fünf Spielen mindestens zweimal, und zweimal waren Mattersburger behilflich. Schütz, Merino und Saurer brachten deutlich über 80% ihrer Pässe an den eigenen Mann, Dakovic und Kofler boten mit rund 2/3 gewonnener Zweikämpfe eine gute Defensivleistung, und Hauser war einmal mehr mit 56 Ballkontakten mitten drin statt nur dabei. Die Adler werden flügge, vielleicht gelingt ihnen ja etwas mehr, als den steirischen Panther nur etwas zu ärgern, dann sieht die wackere Zukunft durchaus rosig aus.

Epilog

Aber nicht nur am Tivoli geht es um die Zukunft. Die Welt blickt gespannt nach Rom, wie der neue Papst seine Amtsausübung auslegt.  Was würde Papst Franziskus den Schwarz-Grünen mit auf den Weg geben? Vielleicht: „Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie.“ Manchmal scheint es, als könne man selbst in der Bibel die Budgetüberlegungen der österreichischen Bundesligisten erahnen…

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Autor: Stefan Weis

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