Ein Blick in den Tabellenkeller: Runde 26
Der Abstiegskrimi fand in Runde 26 seine Fortsetzung. Die Frage war: Welcher Mannschaft gelingt es, als Außenseiter Punkte im Abstiegskampf zu ergattern?
Wiener Neustadt, vor der Runde Tabellenletzter, musste in die Lavanttal-Arena zum WAC.
Der Tabellenneunte Admira Wacker gastierte bei Rapid Wien.
Der Achte der Liga, Wacker Innsbruck, versuchte auswärts bei Sturm Punkte zu holen.
Im einzigen Sonntagsspiel empfing Mattersburg den Beinahe-Meister Austria Wien.
Platz 10: FC Wacker Innsbruck: Punktezuwachs: +0; Gesamtpunktestand: 22
SK Sturm Graz – FC Wacker Innsbruck 3:2 (1:0)
Spielbewertung: Wieder keine Reise wert war die Fahrt nach Graz für die Schwarz-Grünen. Wacker Innsbruck erwischte keinen guten Start, verschlief diesen geradezu und geriet darum auch verdient in Rückstand. Schuld daran war wieder einmal ein individueller Fehler im Abwehrverhalten. Svejnoha rasierte den abgerissenen weiten Passversuch von Schloffer nur, Kofler und Svejnoha konnten den durchbrechenden Sturm-Kapitän Säumel nicht entscheidend am Torschuss hindern, auch Hauser, der auf der Linie stand hatte im folgenden Gestocher das Nachsehen. Die Serie der unnötigen, überflüssigen, kurz gesagt, der vermeidbaren Gegentreffer fand wieder eine Fortsetzung. Erst danach versuchte man vermehrt, in die gegnerische Verteidigungszone zu kommen, endlich zirkulierte der Ball etwas schneller. Nach dreißig Minute dann endlich so etwas wie Gefahr für das Grazer Tor, doch sowohl Perstaller und Schütz, die sich gegenseitig behinderten, als auch Hauser mit einem Freistoß trafen nicht.
Zu erwähnen sei auch, dass Sturm nach dem Führungstreffer eigentlich den Gästen das Spiel überließ, nur noch auf Konter lauerte. Durch diesen Umstand begünstigt und nach einer Kabinenpredigt von Trainer Roland Kirchler versuchte man in Halbzeit zwei noch einmal, dem Spiel eine entscheidende Wendung zu geben. Doch Schussversuche der Innsbrucker landeten entweder bei Sturm-Keeper Focher oder gingen weit drüber. In der 64. Minute dann eine Großchance von Wacker Innsbruck, die Wallner im direkten Duell mit Focher nicht nützen konnte. Dass die abgedroschene Fußballweisheit bezüglich der nicht verwerteten Chancen und den dann erhaltenen Toren meistens auch seine Richtigkeit hat, bewies dann das schöne Weitschuss-Tor von Jürgen Säumel in Minute 69. Im Gegenzug vergab wieder Wallner eine Großchance. Dann kam noch ein weiterer Tiefschlag, die dumme Gelb-Rote Karte von Julius Perstaller war mehr als entbehrlich. Trotzdem verkürzte man noch einmal durch Wallner, spielte plötzlich zu zehnt besser als mit elf Akteuren und fing sich durch den nächsten Sekundenschlaf in der Abwehr (Szabics war auf der zweiten Stange nach einem Eckball völlig ungedeckt) das 1:3 ein. Da nützte auch der schöne Anschlusstreffer des gebürtigen Steirers Christian Schilling nichts mehr.
Fazit: Auch diese Niederlage ist wieder eine äußerst überflüssige. Gegentreffer eins und drei waren klare individuelle Fehler im Abwehrverhalten, der zweite Gegentreffer entsprang einer guten individuellen Leistung von Säumel. Solche Aussetzer ermöglichen auch wenig überzeugenden Gegnern wie Salzburg in der Runde zuvor und Sturm Graz, den FC Wacker Innsbruck zu besiegen. Lädt man die gegnerischen Mannschaften weiterhin ein, solch billige Tore zu erzielen, rückt ein Verbleib in der Bundesliga in weite, weite Ferne …
Platz 9: SC Wiener Neustadt: Punktezuwachs: +1 Gesamtpunktestand: 22
WAC – Wiener Neustadt: 1:1 (1:0)
Spielbewertung: Neustadt-Coach Heimo Pfeifenberger musste verletzungsbedingt diesmal auf seinen Musterschüler Daniel Offenbacher verzichten. Das Spiel begann für Wiener Neustadt gleich mit einem Schock: Nach einem Liendl-Eckball verlängerte Baldauf per Kopf auf die zweite Stange zu Jacobo, der zur 1:0-Führung per Kopf abschloss. In der Folge überließen die Kärntner den Gästen das Spiel, in der 13. Minute hätte Topcagic die Führung bei einer Topchance allerdings ausbauen müssen. Eine Minute später traf dann aber Topcagic ins Tor, der Treffer zählte aber wegen Abseits nicht. Nach diesem kurzen Kärntner Offensiv-Intermezzo waren dann wieder die Wiener Neustädter an der Reihe, Rakowitz und Tadic brachten bei guten Möglichkeiten allerdings den Ball nicht im Tor unter. Vor allem Mittelfeldspieler Dominik Hofbauer kurbelte das Spiel der Pfeifenberger-Elf immer wieder an. Zählbares schaute nicht dabei heraus und so ging man mit einem 0:1-Rückstand trotz 8:2-Torschuss-Überlegenheit in die Kabine. Pfeifenberger reagierte zur Pause, brachte Bozkurt für Tadic ins Spiel. In Abschnitt zwei wurde die Partie etwas ausgeglichener, der WAC schien sich etwas zu stabilisieren. Das Niveau in der zuvor schon nicht überragenden Partie sank weiter, der letzte Pass wollte beiden Mannschaften nicht gelingen und so blieb es vorerst bei der hauchdünnen Führung für die Heimmannschaft. In der 81. Minute dann endlich wieder ein zusammenhängende Aktion: Ein Liendl-Flanke landete bei Abwehrspieler Jovanovic, der aber an Neustadt-Ersatzgoalie Vollnhofer scheiterte und somit den wohl vorentscheidenden zweiten Treffer nicht machte. In der Schlussphase versuchte Wiener Neustadt dann noch einmal alles, drückten die Heimmannschaft in ihre eigene Hälfte und wurde letztendlich dafür belohnt. Nachdem zunächst zwei Eckbälle keinen Treffer brachten, landete Eckstoß Nummer drei nach Terzic-Flanke in der 89. Minute durch den aufgerückten Verteidiger Ramsebner per Kopf im Tor.
Fazit: Ein letztendlich verdienter Punkt für Wiener Neustadt. Die Niederösterreicher steckten den frühen Gegentreffer gut weg, hatten ein Plus an gewonnen Zweikämpfen, Ballbesitz und Torschüssen (12:6) aufzuweisen und wurden für ihren tollen Einsatz knapp vor Spielende belohnt.
Platz 8: Admira Wacker: Punktezuwachs: +1; Gesamtpunktestand: 22
Rapid Wien – Admira Wacker 1:1 (0:0)
Spielbewertung: In diesem Spiel standen sich die im Frühjahr erfolglosesten Mannschaften gegenüber. Rapid hatte in den bisherigen fünf Frühjahrsrunden lediglich drei Punkte geholt, Admira Wacker auch nur vier. Nicht zuletzt wegen des Heimvorteils waren die Grün-Weißen natürlich trotzdem Favorit. Admira-Trainer Didi Kühbauer begann mit einer recht offensiven Startaufstellung und schickte gegen seinen Ex-Verein zwei Stürmer (Quedraogo, Segovia) auf das Feld. Die Anfangsphase gehörte klar der Heimmannschaft, erstmalig Gefahr entstand nach einem Freistoß von Hofmann und einem Kopfball von Sonnleitner. In der 10. Minute zeigte sich erstmals die Kühbauer-Elf, ein Kopfball von Segovia ging aber über das Tor. Admira versuchte auf Konter zu lauern und den eigenen Strafraum zu verrammeln. In Minute 16 konnten sich die Südstädter einerseits bei ihrem Torhüter bedanken, der nach einem Hofmann-Freistoß per Faustabwehr klärte, andererseits fand man im direkten Konter nach einem tollen Schuss aus 30 Metern von Segovia, den Rapid-Schlussmann Königshofer klärte, eine tolle Möglichkeit vor. Die Admira erarbeitete sich in dieser Phase viele Spielanteile, die Partie wurde ziemlich ausgeglichen. Die Gäste agierten im Zweikampf recht kompromisslos, ein hartes Einsteigen von Schwab etwa eliminierte bereits in der 26. Minute Rapid-Kapitän Hofmann. Auch taktisch präsentierten sich die Niederösterreicher gut, standen in der Defensive eng am Mann und ließen den Rapidlern nur wenig Raum. Das Spiel legte in den folgenden Minuten zwar an Härte zu, die spielerische Qualität blieb dabei bei beiden Teams leider auf der Strecke. Beinahe die Führung für die Gäste in der 39. Minute: Nach einem Schick-Eckball traf Ebner mit einem herrlichen Fallrückzieher vom Elfmeterpunkt nur die Querlatte. In Minute 43 hätte Quedruogo aus einer Konter-Möglichkeit mehr herausholen müssen, lief sich aber an Pichler fest. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hätte Rapid jedoch in Führung gehen müssen, Burgstaller schaffte es aber nach einem Wydra-Eckball nicht, den Ball aus drei Metern im Tor unterzubringen.
In den ersten Minuten der zweiten Halbzeit dominierte dann wieder Rapid, allerdings verhinderten unnötige Abspielfehler in der Vorwärtsbewegung, dass daraus auch Chancen entstanden. In der 53. Minute dann aber doch die Führung für die Grün-Weißen: Ex-Innsbrucker Harald Pichler setzte sich am Strafraum-Eck durch, machte einen Haken nach innen und schoss unhaltbar für Macho zum 1:0 ein. Die Admiraner zeigten aber Moral: Nachdem sich Schick gut über die linke Seite durchgesetzt hatte, spielte er zurück auf Quedraogo, der aus rund elf Metern in der 57. Minute ins Tor traf. Rapid erhöhte die Schlagzahl, scheiterte in Person von Sabitzer an fehlender Präzision bzw. bei einer Chance von Burgstaller an Macho. Der Schwung der Hausherren ließ wie in Halbzeit eins wieder nach, keine der beiden Mannschaften gelang es, klare Torchancen herauszuarbeiten. Wie aus dem Nichts dann die Riesenchance für Admira Wacker zur Führung in der 74. Minute: Schwab setzte einen Kopfball aus fünf Metern an die Stange. In der 81. Minute war aus Admira-Sicht dann wieder Verlass auf Macho, der einen tollen Weitschuss von Alar entschärfte. Rapid versuchte mit untauglichen Mitteln, doch noch zum Siegestreffer zu kommen, allein, es gelang nicht mehr.
Fazit: Die Admira holte gegen Rapid einen hochverdienten Punkt. Gestützt auf einen starken Jürgen Macho und einer soliden Defensivleistung ließ man eigentlich nicht viele Chancen von Rapid zu. Bemängeln muss man allerdings, dass die Südstädter zum wiederholten Mal ihre Möglichkeiten nicht nützen konnten. Neben den zwei Stangenschüssen hätte man die Konfusion in der Rapid-Hintermannschaft einfach besser ausnützen müssen.
Platz 7: SV Mattersburg: Punktezuwachs: +0; Gesamtpunktestand: 26
SV Mattersburg – Austria Wien 0:4 (0:2)
Spielbewertung: Nachdem die Konkurrenz im Tabellenkeller nicht voll gepunktet hatte, konnten die Burgenländer recht beruhigt in das einzige Sonntagsspiel gegen die Wiener Austria gehen. Franz Lederer schickte eine großgewachsene, kampfkräftige Truppe ins Match gegen den klaren Tabellenführer. Die Austria begann standesgemäß mit viel Druck nach vorne, ein erster Warnschuss von Gorgon ins Außennetz in der 7. Minute war zugleich das erste Highlight im Spiel. Die Mattersburger versuchten mit frühem Attackieren die Stöger-Elf an der Entfaltung der spielerischen Klasse zu hindern. Nach einem Eckball in der 13. Minute stand plötzlich Hosiner allein am langen Eck, konnte den Ball aber nicht im Tor unterbringen. Ein Freistoß brachte dann die Führung der Veilchen: Novak hatte Grünwald knapp vor dem Strafraum ungeschickt attackiert, den fälligen Freistoß verwandelte Gorgon zum 1:0 für die Austria (16. Minute). Zwei Minuten später kam Mattersburg das erste Mal vor das Austria-Tor, ein Kopfball von Pöllhuber fand aber den Weg ins Tor nicht. In der 20. Minute dann Glück für die Heimmannschaft, ein Foul von Pöllhuber an Hosiner an der Strafraumgrenze wurde nicht geahndet. Das hätte eine gute Freistoßmöglichkeit aus aussichtsreicher Position gegeben. Die Austria blieb weiter die tonangebende Mannschaft, der Niveauunterschied im spielerischen Bereich war deutlich zu sehen. Bis zum Strafraum kombinierte man recht gefällig, 25 bis 30 Meter vor dem Austria-Strafraum blieb man dann aber immer wieder an der engmaschigen Abwehr der Gäste hängen und war mit seinem Latein am Ende. Effizienter dafür die Austria nach einer Eckball-Variante in der 37. Minute: Jun spielte zurück zu Grünwald, der aus 18 Metern volley ins Tor traf – ein wunderschönes Tor! In der 44. Minute dann die beste Aktion des Heimteams: Ein schneller Konter über Bürger landete bei Höller, dessen scharfer Schuss auf das kurze Eck wurde aber von Lindner entschärft.
In Abschnitt zwei beschränkte sich die Austria auf das Verwalten des Resultats. Erster Aufreger in Halbzeit zwei war eine Elfmeter-Reklamation von Naumoski, allerdings schien Schiedsrichter Eisner mit seiner Entscheidung richtig zu liegen. Die Mattersburger wurden in der zweiten Hälfte immer stärker, drängten die Gäste immer mehr in die Defensive. Allerdings wollte der letzte Pass nicht funktionieren. Aus einem Konter erzielte dann Torgarant Hosiner in der 71. Minute den dritten Treffer, um dann in der 88. Minute aus einem Konter noch das 4:0 nachzulegen. Was bleibt ist, dass man vor allem in der zweiten Halbzeit durchaus zu gefallen wusste.Wie man Chancen erarbeitet und sie auch verwertet, machte die Austria vor.
Fazit: In diesem Spiel hatte man dem Fast-Meister nichts entgegenzusetzen. Positiv ist aber die Gesamtentwicklung des Vereines. Fernab von der Tabellensituation sei einmal erwähnt, wie gut die Nachwuchs-Arbeit im Burgenland funktioniert. Die Akademie, die vom Verein selbst geführt wird, liefert immer wieder junge Spieler für die Kampfmannschaft. Die Voraussetzungen sind also sehr gut, selbst Trainingsplätze mit Rasenheizung stehen den Jung-Kickern zur Verfügung. Kurz gesagt, eine Akademie, die den Namen auch verdient. Rund um routinierte Spieler wie Naumoski (29), Borenitsch (32), Mravac (30), Majstorovic (31) schienen in der Partie gegen die Wiener auch junge Spieler aus der eigenen Akademie wie Farkas (20), Gartner (18) oder Prietl (21) auf. Mit Höller (24) und Novak (22) schienen noch zwei weiter Spieler in der Startelf auf, die ihren 25. Geburtstag noch vor sich haben. Der Burgenländer Weg funktioniert also.
Rundenfazit aus schwarz-grüner Sicht:
Die 26. Runde brachte noch einmal eine Verschärfung im Abstiegskampf. Die drei letzten Mannschaften in der Tabelle sind nun punktegleich, Mattersburg liegt vier Punkte vor dem Trio auf dem 7. Platz.
Der eindeutige Verlierer dieser Runde ist der FC Wacker Innsbruck. Durch die Niederlage gegen Sturm Graz und die Punktegewinne von Wiener Neustadt und Admira Wacker rutschten die Schwarz-Grünen wieder zurück in den Tabellenkeller. Einzig Mattersburg holte sich die zu erwartende Heimniederlage gegen die Wiener Austria ab. Wieder gelang es nicht, gegen einen der vier Spitzenteams in der Tabelle Punkte zu sammeln, und das, obwohl Sturm in den letzten Runden keinen guten Gesamteindruck hinterlassen hatte. Zum wiederholten Mal muss man anmerken, dass es ohne Punkte gegen die ersten vier Mannschaften der Tabelle wohl kein Überleben in der Bundesliga geben wird. Punkte in den direkten Duellen gegen die anderen Abstiegskandidaten allein werden einfach nicht reichen, da die Konkurrenten regelmäßig gegen Spitzenteams Punkte sammeln. Nun ist erst einmal Länderspielpause, es gilt, Kräfte zu sammeln und zu mobilisieren, die Akkus neu aufzuladen und mit möglichst freiem Kopf in die so wichtigen Heimspiele gegen den WAC (30. März) und Rapid (6. April) zu gehen.
Dass diese zwei Spiele schon vorentscheidend für den weiteren Verlauf der Saison sein könnten, dürfte wohl jedem klar sein. Auch wenn man danach noch neun Spiele zu bestreiten hat, weitere mentale Dämpfer müssen unbedingt vermieden werden. Es gilt nun alle Kräfte zu mobilisieren, einen Abstieg im Jubiläumsjahr will wohl keiner sehen …