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Dober dan, Koroška!

Man könnte von einem Angstgegner sprechen, der am Samstag auf das Innsbrucker Tivoli kommt: ein mageres Pünktchen war in der bisherigen Saison die gesamte Ausbeute gegen den Wolfsberger AC, der letzte Sieg gegen die Kärntner ist sogar unfassbare 32 Jahre her. Man könnte auch von einer guten Chance für den FC Wacker Innsbruck sprechen, zeigt die Bilanz gegen den WAC doch, dass in über 70% der Bewerbsspiele reüssiert werden konnte, stolze 57% wurden gewonnen. Aber was meint die Geschichte…?

Violette Rapidler

Wie kann es also sein, dass man so lange nicht mehr gegen die Kärntner gewinnen konnte? Die Antwort ist einfach: man traf sich einfach nicht. Denn im Land des Eishockeys konnte sich kein Verein auf Dauer in den oberen Regionen festsetzen. Am erfolgreichsten war wohl die Klagenfurter Austria, welche 1920 als Kaufmännischer Sportverein Klagenfurt gegründet wurde und in ihrer Geschichte eine aus österreichischer Sicht wohl abstruse Spielgemeinschaft einging: aus der Not entstand die SG Austria Rapid Klagenfurt, Vorbote aberwitziger Kärntner Fusionen. 1965 traf der FC Wacker Innsbruck erstmals auf die Violetten vom Wörthersee, bis 1988 wurden in 42 Spielen 24 Siege und 8 Unentschieden erkämpft. Ab 1967 trafen die Schwarz-Grünen von der Sill auf einen weiteren Vertreter des südlichsten Bundeslandes, die WSG Radenthein. Bei einem Torverhältnis von 12:2 gingen die Spieler der Magnesitwerke viermal als Verlierer vom Platz, und auch die Spielgemeinschaft mit dem Villacher SV brachte keine Besserung, zwei weitere Niederlagen durften die Werksportler verbuchen.

Urlaub bei Freunden

Dem VSV gelang es als Solisten, die Innsbrucker am Tivoli zu besiegen – ein Mal, denn die weiteren vier Begegnungen endeten für die Narrenhauptstadt mit je zwei Remis bzw. Niederlagen. Doch nicht nur die Villacher durfte man kennenlernen, die Jahre zu Beginn der 80er nützte man bei Wacker Innsbruck, um das im Oberhaus so spärlich vertretene Nachbarbundesland zu erkunden. Mit den Amateuren St. Veit, dem SV St. Veit wie auch dem Wolfsberger AC fanden sich noch drei weitere Vertreter aus dem Süden in der zweiten Division. Und es waren dankbare Gegner: jeweils drei Siege und nur eine Niederlage wurden aus Innsbrucker Sicht gegen diese Mannschaften erzielt. Zwar konnte der SV St. Veit noch zwei Unentschieden aus den 80ern aufweisen, der WAC hingegen musste sich mit einer bitteren 6:0-Niederlage im Cup 1972/73 begnügen. Fürchten musste man sich also nicht vor den Kärntnern.

Lei losn

Doch es blieb nicht beim Freispiel, mit dem SV Spittal traf der FC Wacker Innsbruck erstmals auf ein Team, das ausgeglichen bilanzieren konnte – in den zwei Duellen setzte sich jeweils die Heimmannschaft durch. Gut nur, dass Oberkärnten etwas abseits liegt, denn schon der nächste Gegner verfiel wieder in das gewohnte Schema „lei losn“. Der FC Kärnten, das kurzlebige Kunstprodukt aus den Traditionsvereinen VSV und Austria Klagenfurt, sollte die Ehre des Landes hochhalten. Dies gelang zwar in den Cupbewerben mit einem Finalsieg in der Verlängerung, einem Supercupsieg im Elfmeterschießen und einem Achtelfinalsieg, die Ligaspiele musste man aber mit dem beinahe schon obligatorischen Ergebnis von drei Niederlagen und nur einem Sieg den Schwarz-Grünen überlassen.

Politische Eintagsfliegen

Apropos kurzlebig: von einer Einzigartigkeit geprägt sind auch die vier Aufeinandertreffen mit dem ehemaligen Bad Bleiberg, den BSV Juniors. Einzigartig nicht ob der 10 Punkte bei nur einem Gegentor, sondern weil sich auch dieser Verein so schnell von der Fußballbühne verabschiedete, wie er aufgetaucht war. Ebenso wie der letzte verbliebene Gegner, ein weiteres Politprodukt aus dem Klagenfurter Landhaus: der SK Austria Kärnten. Die Innsbrucker mussten zwar nach zwei Remis, einem Sieg und einer Niederlage den Abstieg aus Österreichs höchster Spielklasse in Kauf nehmen, das Projekt Landesverein Kärnten jedoch implodierte ein weiteres Mal, dem Spitzenfußball in der Landeshauptstadt wurde der Gnadenschuss verpasst. Dass sich nun der Kärntner Fußballfreund an einen Verein aus dem so gerne belächelten und als halbsteirisch verfemten Lavanttal binden muss, ist wohl eine augenzwinkernde Ironie des Schicksals.

Tradition: Hoffnung

Was bleibt aber dem schwarz-grünen Fußballherz nach dem Blick zurück? Die Hoffnung, dass sich der FC Wacker Innsbruck seiner 100jährigen Geschichte erinnert: zehn Kärntner Mannschaften traf man bisher, von 87 Spielen wurden 50 gewonnen, 16 mit einem Remis beendet. Will man sportlich in der Liga bestehen, so muss man an diese Leistung anknüpfen und den Wolfsbergern wohl das ein oder andere Osterei ins Tor legen…

 

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Autor: Stefan Weis

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