Oliver Prudlo – Analyse des Sportdirektors
Letzte Woche wurde Oliver Prudlo seitens des Vereines freigestellt und somit endete eine knapp dreijährige Tätigkeit in Innsbruck. Dies wurde als Anlass genommen, um die Arbeit, soweit man sie überhaupt beurteilen kann, zu betrachten. Die Arbeit wird natürlich etwas verzerrt angesehen, da die Tätigkeit grundlegend auf der persönlichen Einschätzung der jeweiligen Spieler beruht und natürlich auch aufgrund der Arbeit des Trainers etwas verzerrt wird.
Guter Beginn
Im März 2010 folgte Oliver Prudlo dem leider mittlerweile verstorbenen Theo Grüner als Sportdirektor nach und konnte gleich einmal mit Walter Kogler ein wichtiges Erfolgserlebnis verbuchen. Der Aufstieg in die Bundesliga wurde geschafft. In der ersten Saison konnte man gute Ergebnisse feiern. Doch dies ist alles bekannt. Wir möchten uns jedoch mit den Leuten beschäftigen, die damals bei unserem Verein spielten. Sicherlich eine der besten Verpflichtungen war kurz vor Saisonstart jene des Basken Inaki Bea, der sich durch seine Qualität auf dem Platze besonders auszeichnete und die Herzen so mancher Fans im Sturm eroberte. Als weitere Topverpflichtung kann man Tomas Abraham und mit Abstrichen Miran Burgic betrachten. Tomas Abraham spielt zwar heuer etwas unter seinen Möglichkeiten, durchaus aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und Miran Burgic schien nicht der gesuchte Goalgetter zu sein. Ob dies durch die mangelnde taktische Umsetzung oder schlicht fehlende Qualität war, darüber scheiden sich auch noch heute die Geister. Weiter konnte Harald Pichler aufzeigen, der es mittlerweile zum Stamminventar bei Rapid Wien schaffte. Von Ernst Öbster (von der MLS) und Andreas Bammer (SC Altach) trennte man sich relativ rasch. Ernst Öbster verließ schon im darauffolgenden Sommer den FC Wacker Innsbruck und wechselte zum SV Grödig, für welchen er aktuell immer noch spielt und die Chance auf den Aufstieg in die Bundesliga hat. Andreas Bammer hingegen verließ Innsbruck im Winter 2011 Richtung Anif. Nun spielt er beim FC Liefering, welcher versucht den Aufstieg in die Erste Liga perfekt zu machen.
Auch ein gutes Händchen bewies Oliver Prudlo mit der Verpflichtung von Carlos Merino, welcher den FC Wacker Innsbruck Fans ein unvergessliches Auswärtsspiel in Salzburg bereitete, als man dort nach mehr als sieben Jahren wieder gewinnen konnte. Doch mittlerweile scheint sich die Beziehung FC Wacker Innsbruck und Carlos Merino auseinander gelebt zu haben und die Leistungen des Spaniers sind durchaus sehr kritisch zu beurteilen. Geholt wurde noch Fabian Hafner, welcher in der heurigen Saison gegen den Wolfsberger AC auswärts sein Debüt gab und in der Winterpause an den SV Grödig ausgeliehen wurde. Mohammed Ildiz, welcher zwar gute technische Fähigkeiten besitzt (nicht umsonst den Sprung nach Deutschland, 1. FC Nürnberg, geschafft), aber immer wieder verletzt, wurde von Rapid ausgeliehen, wie auch Thomas Bergmann, der heuer nach Innsbruck wechselte, aber letzte und in der laufenden Saison immer wieder kleine Verletzungen hatte. Christopher Wernitznig, der eine Saison darauf seinen Durchbruch feierte und mittlerweile etwas mit der Form zu kämpfen hat, wurde vom SV Spital geholt. Als letzter Spieler wurde Alexander Fröschl in den erweiterten Kader aufgenommen, jedoch konnte er nur insgesamt 28 Minuten Spielzeit verbuchen.
Mageres zweites Jahr
Das zweite Jahr von Oliver Prudlo als Sportdirektor war schon eher von abnehmender Leistung. Es konnte zwar Szabolcs Safar verpflichtet werden und im Hintergrund der zahlreich qualitativ guten Abgänge (Grünwald, Pichler und Koch), erscheinen die Zugänge schwach. Dennoch ist es zu hinterfragen, welchen Sinn eine Verpflichtung von Matthias Perktold, der sich selbst bei der Vienna nicht durchsetzte bzw. von Konrad Gilewicz hatte. Daniel Schütz und Markus Egger wurden von Altach bzw. Wattens geholt, haben jedoch nicht die erwarteten Leistungen bisher gebracht. Daniel Schütz lieferte zwar in den mittlerweile zwei Saisonen gute Leistungen, wirkliche Stärke über einen längeren Zeitraum gab es bisher nicht viel zu bewundern. Auch die Erwartungen an Markus Egger werden, so zumindest die persönliche Betrachtung, zu hoch sein. Zwar kommt die Sicherheit mit der Spielpraxis, doch der Entwicklungssprung im nächsten Jahr muss schon ein gewaltiger werden, um nicht langfristig als Nummer zwei auf der Bank zu versauern. Die letzte Neuverpflichtung, die für die Saison 2011/12 getätigt wurde, war Peter Hackmair. Sicherlich ein Spieler, der aufgrund seiner sportlichen Qualität überzeugte und bei längerem Verbleib zu den Spielern des FC Wacker Innsbruck zählen könnte. Doch leider machte seine Verletzungsanfälligkeit einen Strich durch die Rechnung und Peter Hackmair musste im Herbst 2012 seine Karriere beenden.
Schwaches letztes Jahr
Das sicherlich schwächste Jahr absolvierte Oliver Prudlo für die Saison 2012/13. Fragwürdige Weiterverpflichtungen, natürlich im Rückblick betrachtet, und Nicht-Weiterverpflichtungen standen auch schwache „Einkäufe“ oben auf der Liste. Bei Marcelo Fernandes schien man sich auf dessen Größe zu verlassen, leider konnte dieser jene nie wirklich in das Spiel einbringen und erinnerte zweitweise an Stefan Maierhofer in einigen Länderspielen: fehlendes Timing und schwache Technik. Desweiteren ist die Verpflichtung von Christoph Saurer recht zu hinterfragen. Bisher konnte er über „Mitläufertum“ nicht hinauskommen, was zu wenig für unseren FC Wacker Innsbruck ist. Bei Simon Piesinger scheiden sich noch die Geister und sollte man die nächsten Jahre eventuell abwarten, um ein wirkliches Fazit ziehen zu können. Christian Schilling scheint hingegen eine gute Verpflichtung gewesen zu sein, auch wenn noch Luft nach oben vorhanden ist. Roman Wallner kann man sicherlich auch in die Reihe guter Spieler einordnen. Paradoxerweise kam er ein, zwei Saisonen zu spät zum FC Wacker Innsbruck. Sebastian Siller ist aufgrund eines einzigen Einsatzes gegen den FC Salzburg nicht beurteilbar.
Resümee
Die Spielzeit 2010/11 war sicherlich einer der besten Saisonen von Oliver Prudlo als Sportdirektor und man ging frohen Mutes auf mögliche neue Entdeckungen und Überraschungen in die neue Saison. Die Saison 2011/12 wurde leider nicht als Saison zur Neustrukturierung genutzt, sprich ältere Spieler wurden weiterhin forciert und so wurde die Chance verpasst, eine mögliche Bundesligatauglichkeit zu ergründen. Die Transfers waren zwar nicht alle „Flops“, doch an die Stärke und insbesondere Strahlkraft der Saison 2010/11 kamen sich nicht heran. Auch die relativ späte Verpflichtung von Hackmair zeigte, dass man sich selbst eingestehen musste, dass die Kaderplanung in der Sommerpause doch einigermaßen mangelhaft durchgeführt worden war. Die Saison 2012/13 war, wie die sportliche Leistung, in einigen Fällen (Wallner, Schilling) gut, im Großteil (Fernandes, Saurer, Piesinger) jedoch mittelmäßig bis sehr schwach.
Der aktuell größte Fehler war es, zumindest aus der Sicht des Autors, dass nicht schon früher der Umbau der Mannschaft begonnen wurde. Desweiteren wurde zwar auf eine relativ gute technische Ausbildung der Mannschaft Wert gelegt, doch die anderen Komponenten (besonders der Führungscharakter) wurden außer Acht gelassen. Beispiel hierfür ist sicherlich ein Georg Harding, der zwar technisch und spielerisch limitiert war, dennoch den Weg wies. Desweiteren wurde zu sehr das Augenmerk auf die Außenbahnen gelegt, hingegen Verteidigung, Angriff und insbesondere die zentralen Mittelfeldpositionen wurden vernachlässigt. Dies war wohl auch ein Grund, weshalb es zur Verpflichtung von Peter Hackmair kam. Natürlich sind gute Abgänge zu verzeichnen gewesen, wie die oben erwähnten Harald Pichler, Fabian Koch, Boris Prokopic und Pascal Grünwald.
Im Großen und Ganzen kann man die Leistung von Oliver Prudlo unter der Prämisse, dass man andere Faktoren ausblendet, als „in Ordnung“ betrachten. Einer dieser Faktoren wäre, dass er scheinbar laut eines Artikels der Tiroler Tageszeitung das Budget der Kampfmannschaft überzog. Stellt man diese Situation mit dem aktuellen Kader gegenüber, so muss man die Einschätzung der Leistung seitens Oliver Prudlo relativieren. Gespannt sein darf man auf seinen Nachfolger, welcher im Sommer durchaus einiges zu tun haben dürfte, um den Kader für die nächste Saison aufzustellen.