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Rapid ist eine Religion. Wacker ist mehr.

Rapid ist eine Religion, sagt man, und das Weststadion sein Tempel. Darum auch St. Hanappi. Rapid ist Kult, hört man, und der Gang zu den Grün-Weißen ihre Haddsch. Am Samstag ist es zum letzten Mal in dieser Saison so weit, die Jünger des SCR pilgern wieder in fremdes Terrain, dem Jakobsweg entlang, in das heilige Land Tirol, um sich mit dem FC Wacker Innsbruck zu messen. Und auch dieser ist Religion. Nein, er ist mehr als das …

Auch wenn es schon riecht

… denn der FC Wacker Innsbruck wandelt auf den Spuren eines Religionsgründers. Während andere Mannschaften nur mit einer Glaubenslehre verglichen werden und es für viele Außenstehende ein Wunder ist, dass sich noch immer so viele Menschen rund um sie versammeln, verbringen die Schwarz-Grünen wahre Wunder. Sturm Graz soll in der Krise sein, nicht mehr gewinnen können? Wacker erweckte sie mit einem 2:3 wieder zum Leben. Angeschlagene Salzburger starten mit drei Unentschieden ins Frühjahr? Die segensreichen Innsbrucker führten sie mit einem 2:3 wieder zurück in den Alltag. Und am Samstag wartet ein besonders schwieriger Fall, ein wahrer Lazarus. Lazarus war vier Tage tot, er roch schon, schreibt Johannes. Die Bundesligastatistik schreibt: Rapid ist seit acht Runden tot, auch die Wiener riechen schon. Nur vier Unentschieden, fünf Punkte weniger als die Schwarz-Grünen im Vergleichszeitraum, fünfzehn Tore in diesen Spielen erhalten, die schlechteste Mannschaft des dritten Viertels. An den letzten Sieg können sich nur wenige erinnern, war er doch Anfang Dezember des vergangenen Jahres. Hier kann nur ein Wunder helfen…

Auch wenn die Jünger ausbleiben

… oder eben Wacker Innsbruck. Denn im heiligen Land erweckt man Tote zum Leben, an der Sill weiß man auch noch, wer den Hütteldorfern den letzten Glücksmoment bescherte – war man doch selbst der dankbare Punktelieferant. Man gibt also sein eigenes Leben für das Heil der Anderen. Vielerorts wird dieser aufopfernde Altruismus als negativ angesehen, aber in Tirol, im Land der Passionsspiele, trägt man das Kreuz mit. Obwohl, auch am Drehkreuz lässt sich ablesen, dass man genug hat von der immer wiederkehrenden Karwoche: von rund 6500 Besuchern der abgelaufenen Saison verblieben heuer im Schnitt 4600 treue Nachfolger der schwarz-grünen Heilslehre. Ein bundesweiter Trend, 6,6% weniger Fans verfolgten heuer ihre Bundesligateams vor Ort. Will man positiv sein, könnte man sagen, der Abwärtstrend wird gestoppt, denn im Jahr zuvor betrug der Rückgang gar 11,5%. Mit den derzeitigen Zuschauerzahlen rangiert der FC Wacker Innsbruck immerhin noch auf Rang sechs der Bundesliga, auch beim Auslastungsgrad muss man sich in Tirol nicht verstecken, denn die Sommersportart Fußball überflügelt trotz ihrer Spiele im Winter mit 30% Stadionauslastung den heimischen Sommertourismus, der in der abgelaufenen Saison nur 28,4% Bettenauslastung zu verzeichnen hatte. Aber lassen wir das mit den Betten, verschlafen wurde in Innsbruck schon genug …

Auch wenn die Klagen laut sind

… nicht umsonst wandelte sich die Mauer hinter der Nordtribüne zur Klagemauer. Die Innsbrucker erzielten in den letzten drei Runden so viele Tore wie in den ersten elf Runden gemeinsam, doch es reichte nicht einmal zu einem Remis. Tomas Abraham machte gegen Wolfsberg seinen fünften Bundesligatreffer, seinen fünften mit Köpfchen, und dennoch blieb nichts Zählbares übrig. Wacker scorte das erste Mal seit November 2011 in drei aufeinanderfolgenden Spielen zumindest zweimal, doch das Punktekonto blieb unverändert. Und weil nicht nur sportlich der Erfolg ausbleibt, erlebt Wacker derzeit seinen persönlichen Gründonnerstag. Beinahe verlassen durchwacht man die schwere Dunkelheit und hofft, dass der Samstag nicht auch noch zum Grün-Samstag der Hütteldorfer wird und der Penzinger Lazarus wiederaufersteht…

Die Auferstehung folgt bestimmt

…denn dann darf der FC Wacker Innsbruck seine persönliche Auferstehung feiern. Und mit Auferstehungen hat Wacker doch Erfahrung: Nach der glorreichen Zeit in den 70ern musste man für zwei Jahre in die zweite Division, und kehrte wieder. Der Name Wacker Innsbruck verschwand in den 80ern, und kehrte wieder. Nach den prachtvollen Einzügen in die Maria-Theresien-Straße implodierte die leere Hülle FCT, und Wacker kehrte wieder. Nach dem zwischenzeitlichen Abstieg 2008 kehrte der FC Wacker Innsbruck wieder – und besiegte zu Hause den SK Rapid Wien mit 4:0. Die Schwarz-Grünen kommen immer wieder zurück, vielleicht auch schon am Samstag. Doch sehen wird es nur der, der hingeht…

 

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Autor: Stefan Weis

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