Ostern war gestern – heute ist Auferstehung
Als Fan des FC Wacker Innsbruck erlebt man zurzeit wahrlich eine turbulente Wochen. Man hat ja schon morgens einen Graus, wenn man die Zeitung aufschlägt.
Sportlich geht’s ebenso rund. Spielt der FCW, sind Tore fast garantiert. In den vorangegangenen drei Partien waren es deren 15 Stück. Über Langeweile können wir uns wirklich nicht beschweren. Nur fehlte halt immer das Happy End aus unserer Sicht.
Nicht so am vergangenen Samstag gegen den Österreichischen Rekordmeister (Wenn man die innerstädtischen Wiener Titel mitzählt…) aus Hütteldorf: In einem heroischen Kampf trotzte der Rekordmeister (außerhalb Wiens) FC Wacker Innsbruck den Rapidlern ein Unentschieden ab. Und das mit zwei Mann weniger!
Die Liebe unseres Lebens
Bereits um 11 Uhr öffnete das Wackerzelt zum Frühshoppen seine Pforten. Was vor einer Woche so gut angenommen wurde, sollte es auch dieses Mal tun. Jedoch ist eine Steigerung erwünscht! Tagesgespräch war leider nicht der samstägige Gegner Rapid Wien, sondern wie es zu einem derartigen Minus in der Vereinskassa kommen konnte. Vielen standen die Sorgen um IHREN Verein ins Gesicht geschrieben. Wut und Unverständnis vieler richtet sich erstmals nicht nur gegen die Olympiaworld, sondern auch gegen unsere Führungsspitze. Aber aufgegeben wird ein Brief und es wird sich im schwarz-grünen Lager etwas tun.
Die Stimmung vor dem Spiel war nicht besonders gut. Noch dazu ist der FC Wacker Innsbruck dafür bekannt und berüchtigt, todkranke Gegner neues Leben einzuhauchen. Überraschend gut war dann die Stimmung im Stadion. Aus etwa tausenden Kehlen von der Nordtribüne erklang es minutenlang „Wacker – du bist die Liebe meines Lebens“.
Es schien eine, jetzt erst recht, Mentalität zu herrschen. Jedenfalls dürfte das auf die Mannschaft übergegriffen haben, denn die spielte alles andere wie ein Abstiegskandidat!
Entgegen den letzten Spielen verschliefen die Schwarz-Grünen diesmal nicht die Anfangsphase, sondern waren hellwach und hätten schon nach wenigen Minuten mit 2:0 in Front liegen müssen.
Zum aus der Haut fahren
Hab ich noch vor dem Spiel mit einem Fan seit den sechziger Jahren über unser Abwehrverhalten diskutiert, schien sich das in der 23. Minute zu bestätigen. Kofler zog überraschend gegenüber einem Rapid-Express die Notbremse. Rot war die logische Folge. Nur auf der Tribüne sah es aus, als hätte in der Mitte noch jemand eingreifen können. Darum war die Empörung auch groß. Aber warum treffen solche Entscheidungen meistens uns? Salzburg etwa hätte das Spiel auch mit neun Mann beenden müssen. Darüber redet heute keiner mehr, aber man sagt ja, im Laufe einer Saison gleiche sich alles wieder aus. Na hoffentlich, denn dann bekommen wir in den nächsten acht Runden sechzehn Elfer zugesprochen.
Wieder verlieren – wieder Pech?
Der zweite Ausschluss war ein Witz, weil die erste Gelbe für Alexander Hauser überflüssig war. Noch dazu lag unser FCW mit 0:1 hinten. Keiner hätte mehr einen Cent auf Sieg gesetzt.
Was heißt keiner – ich spürte förmlich, da könnte noch etwas gehen und so begab ich mich von der obersten in die unterste Reihe. Was da jetzt abging, war nicht von schlechten Eltern.
Angestachelt von dem Schiri Quintett, das insgesamt vier Leute unseres Teams in die Kabinen bzw. auf die Tribüne schickte, mutierte das mit über 5600 Zusehern besuchte Tivoli zum Tollhaus. Angetrieben von diesen Fans erspielten sich unsere Jungs mit zwei Spielern weniger gute Chancen und als Julius Perstaller zum viel umjubelnden Ausgleich traf, kochte die Stimmung über. Auf den Plätzen hielt es keinen mehr und aus dem schwarz-grünen Fahnenmeer erklang „Wir würden sterben, für euch“.
Als Simon Piesinger kurz vor Schluss aus etwa sieben Metern, Mutterseelen allein(!) vor dem Rapid-Tor auftauchte und die Lederwuchtel neben den Kasten haute, wären auch viele fast gestorben.
Tolle Atmosphäre
Längst hingen unsere Fans am Geländer vor der Tribüne. Ein Eckball der Unseren pendelte via Stange und Gegenspieler erneut knapp neben das Tor. Im Gegenzug vergab Rapid einen hundertprozentigen Sitzer und es war noch immer nicht vorbei. Auch auf der Osttribüne hielt es keiner mehr auf den Sitzen. Da wurde geklatscht, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Einfach eine tolle Atmosphäre und das war nicht zum ersten Mal so in dieser Saison. Nach dem Schlusspfiff brachen alle Dämme. Unserer Mannschaft war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben und unter den Fans herrschte Aufbruchsstimmung. Einen Platzsturm gab es auch, aber deswegen, weil unsere Jungs vor Freude und aus Dank sämtliche Spielertrikots an die Fans brachten.
Wie die geprügelten Hunde schlichen unsere Gegner vom Tivoli Rasen. Von ihren Fans brauchten sie sich nicht verabschieden, denn die haben ihre Abteilung bis auf Weiteres geschlossen und verzichteten 90 Minuten auf Support. Eigentlich langweilig, denn wenn man schon mal Gegner da hat, will man ihn auch hören.
Jetzt ist es so, dass für diverse Endspiele tausende Euros am Schwarzmarkt gezahlt werden. Aber die Fans des FC Wacker Innsbruck sind in der „glücklichen“ Lage, dass nun acht solche (plus Cup Viertelfinale gegen den FC Salzburg)ins Haus stehen werden.
Das nächste steigt bereits am Samstag um 18.30 Uhr in der Südstadt. Und da zählt es doppelt. Bei einem Sieg könnten wir die Admira hoffentlich mit zahlreicher Unterstützung unserer Fans überholen. Denn nicht nur jeder Euro zählt, sondern auch jeder Fan, der seine „Liebe“ unterstützt.
Des Wahnsinns knusprige Beute
Zum Abschluss noch ein Wort zur Stadionzeitung: Es kann ja mal passieren, dass in der Tabelle der eigene Verein als Tabellenletzter hinausfällt (passiert in der letzten Ausgabe). Was aber die Macher der Stadionzeitung des FC Wacker Innsbruck in der aktuellen Ausgabe reitet Artikel über die Regionalliga Ost, das Österreichische Nationalteam oder gar über andere europäische Ligen zu veröffentlichen, muss man mir erstmal erklären! Kein Wort über den eigenen Nachwuchs, kein Wort über die Damenabteilung, kein Wort über die Turbulenzen im Verein. Hauptsache man wird über die Tabellensituation in GER, ENG, ITA und ESP „informiert“…