Didi Constantini und das fehlende Wissen
Didi Constantini erfreut die Leser der Tiroler Tageszeitung mit einem Kommentar auf Seite zwei der Ausgabe vom 10. 4. 2013 mit einer Stellungnahme zur aktuellen Situation des FC Wacker Innsbruck. Im Grunde ist es, wie schon im Forum angemerkt worden ist, eine leere Worthülse, doch wir haben uns die Arbeit angetan und beschäftigen uns mit den inhaltlichen Punkten.
Die richtige Diskussion: Erfolg?
Als erste „Binsenweisheit“ merkt Constantini an, dass der kurzfristige Erfolg nun im Vordergrund stehen müsse und alles andere nebensächlich sei. Doch hat er damit Recht? Zumindest bei einem genaueren Überdenken der Aussage würde Constantini einsehen, dass er im Unrecht ist. Denn genau diese Diskussion, die er für unnötig hält, ist jene, die den Verein in Zukunft entweder in der zweiten Liga verschwinden lässt oder in der Bundesliga den Sturm auf Platz fünf oder vier spielen lassen wird. Es hängt nun von den verschiedensten Parteien ab, wie sich die Zukunft gestaltet. Als mittlerweile bekanntestes Problem sind die Rahmenbedingungen wie Infrastruktur, Kosten für Blaulichtorganisationen und etliche Abgaben, die so nur in Innsbruck bezahlt werden müssen.
Profisport?
Die zweite „Binsenweisheit“, die er aufstellt, er wisse nicht, wieso die Situation so ist, wie sie ist. Auch hier scheint sich Constantini in das eigene Gesicht zu lügen. Wieso sich die Situation so darstellt, wie sie ist, ist offensichtlich für jeden, der sich mit dem FC Wacker Innsbruck beschäftigt, mehr als ersichtlich: scheinbar inkompetente Vorstandsmitglieder, uninformierte und für dumm verkaufte Mitglieder und dann noch eine Politik, die so einiges in Vergangenheit verhindert hat um sich später als Retter feiern zu lassen – bevorzugt in Wahlzeiten. Das „Patentrezept“ ist durchaus ein leichtes, nämlich endlich ein Bekenntnis zu Profisport und zu den Profivereinen des Landes, denn auch andere Vereine haben mit den selben Problemen zu kämpfen. Hierbei ist nicht eine Erklärung gemeint, die nach zwei Wochen wieder vergessen wird, sondern eine wirkliche Änderung der Rahmenbedingungen. Diese soll es dann ermöglichen, vernünftig zu wirtschaften und somit den sportlichen Erfolg einerseits sicherzustellen und anderseits zu bedingen.
Starker Mann?
Die dritte „Binsenweisheit“, mit der Constantini aufwartet, ist jene, dass es einen starken, unabhängigen Mann an der Vereinsspitze brauche. Da Constantini auf den Konkurs des FC Tirol verweist, hätte er nur ein paar Zeilen zurückschauen müssen und ihm wäre aufgefallen, dass der Präsident des FC Tirol, Martin Kerscher, sehr wohl unabhängig gearbeitet hat. Wie diese Unabhängigkeit geendet hat, wissen wir alle. Zumindest so ehrlich muss man als Mitglied des FC Wacker Innsbruck sein, dass die versteckte Kritik am Mitgliederverein nicht unberechtigt ist. Ein stärkere Kontrolle seitens der Mitglieder und bei gleichzeitiger transparenterer Arbeit seitens des Vorstandes hätte es bedurft.
Fünfjahresplan?
Die vierte „Binsenweisheit“, die Constantini anmerkt, ist jene, dass der Fünfjahresplan der öffentlichen Hand ein geradezu gelungener sei. Erstens stellt sich die Frage, welcher Fünfjahresplan genau gemeint ist und inwiefern Reduzierung der Kaderkosten und Senkung des Sponsorings einer sportlichen Weiterentwicklung helfen, wird auch nicht beantwortet. Dieser „Plan“ ist eine Zementierung des status quo für die nächsten fünf Jahre. Tendenz gleichbleibend: Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Inwieweit die Forderung seitens Constantini, dass sich die Politik nicht in sportliche Abläufe einmischen soll, eine Kritik an der Propagierung des „Tiroler Weges“ darstellt, ist ungeklärt. Wenngleich auch Constantini sehr wohl bewusst ist, dass die Akademie natürlich zum Profi-Verein gehören müsse, wie auch vom ÖFB eigentlich vorgeschrieben. Es könnte jedoch auch eine versteckte Kritik an der ursprünglichen Forderung, eine wackere „Gallionsfigur“ als Sportdirektor zu bestellen, sein.
Akademie?
Die letzte der fünf „Binsenweisheiten“ betrifft die Akademie und deren Leitung. Hierzu ist zunächst einmal positiv anzumerken, dass Constantini endlich einmal Klartext spricht und die tatsächliche Gegebenheiten (Kunstrasenplatz mit Umkleidekabine) anmerkt. Es grenzt an ein Wunder, dass man in Tirol den Akademie-Status bekommen hat. Doch er macht sofort einen Fehler und verlangt einen höheren Output. Dieser kann jedoch nicht gegeben sein, wenn die Strukturen nicht passen. Eine Firma mit fünf Leuten kann nicht mit nur zwei Computern einen größeren Output erzeugen, wenn alle fünf Leute den Computer brauchen. Hier wäre eine Forderung nach einer ordentlichen Akademie, Beispiele findet man im Osten der Republik, wohl angebrachter.
Nur Tiroler?
Die letzte Bemerkung zu einem Nicht-Tiroler Trainer in der Akademie lässt nur Kopfschütteln zurück. Gerade dieses „Kirchturm“-Denken hat der ÖFB zu mindestens mit der Bestellung des Schweizers Marcel Koller konterkariert und aktuell zeigt sich, dass die Bestellung die richtige Wahl gewesen ist. Es kommt nicht auf die Herkunft an, sondern auf die Kompetenz. Der Autor dieser Zeilen hofft, dass dies auch für den Tiroler Fußballverband als Träger der „Akademie“ gilt. Aber wer weiß, vielleicht übernimmt einmal D.C. die Geschicke im Verband und weist als Tiroler Gallionsfigur den Weg zu einer besseren Ausbildung der jungen Spieler.