Die „fassungslose“ Stecknadel
Was sich am Samstag in Maria Enzersdorf aus Sicht der Schwarz-Grünen abspielte, kann man mit Worten nur schwer beschreiben. Ich bin normalerweise nicht gerade auf den Mund gefallen, aber fast wäre auch ich „sprachlos in Maria Enzersdorf“.
Ein Wechselbad der Gefühle für unsere Mannschaft, Trainer und Fans. Das Spiel begann mit einem Paukenschlag. Statt des Möglichen 1:0 für die Südstädter klingelte es auf der Gegenseite und Lukas (Hansi) Hinterseer scheint erstmals in der Torschützenliste des FC Wacker Innsbruck auf. Dann ging es munter hin und her. Eine intensive Partie entwickelte sich, welche einen neuen Rekord an Zweikämpfen aufgestellt haben dürfte, aber wahrscheinlich auch einen an Fehlpässen und Abwehrfehlern. Da stand es plötzlich 2:1 für die Admira. Und die wussten garantiert nicht warum! Nach der Pause fing die Partie wieder so an wie zu Beginn der ersten Halbzeit: mit einem Tor für den FC Wacker Innsbruck. In der Folge hatten die Unseren das Match sicher im Griff. Aber dann machte es „Schnarch“ und zweimal „Bumm“.
Wer hat die Stecknadel geworfen?
Etwa 250 Schwarz-Grüne fanden sich im gemütlichen Auswärtssektor in der Südstadt ein. Ein Hexenkessel sieht anders aus. Die Arena glich eher einem Hühnerstall. Aber das war ja früher auch nicht anders. Da war das Stadion in Maria Enzersdorf am Samstag im Gegensatz längst vergangener Zeiten mit über 3000 Zuschauern ohnehin hervorragend besucht. So mancher rieb sich hüben wie drüben über das Dargebotene verdutzt seine Augen wund. Um jeden Zentimeter wurde da auf Biegen und Brechen gekämpft. Da geht natürlich jegliche Spielkultur flöten. Die Stimmung im schwarz-grünen Sektor war eigentlich ausgezeichnet. Vom anderen Eck des Stadions von den Admiranern hörte man vorerst nichts.
Uns wurde da Abstiegskampf pur geboten. Die Nervosität war beiden Mannschaften klar anzumerken. Aber Mitte der zweiten Halbzeit fand der Fehlerteufel endgültig seinen Platz und verkleidete sich als FCW-Spieler. Unglaublich so etwas und das war für die mitgereisten (und ortsansässigen) Fans eine nicht zu verdauende bittere Speise.
Nach dem 4:2 für die Admira stand unser Sektor regelrecht unter Schock. Kein Ton, kein Mucks, gar nichts war zu hören. Ich habe so etwas in 40 Jahren Fußball eigentlich noch nie erlebt. Ich frage mich heute noch, wer da eine Stecknadel hat fallen lassen, die mit ohrenbetäubendem Lärm am Beton landete?
Fassungslosigkeit
Nach diesem Doppelschlag der Admira erholten sich weder Team noch Fans von dieser Schockstarre. Die Beine unserer Spieler waren zentnerschwer und der Kopf leer. Auf der Tribüne blieben den Anhängern ihre noch gut gemeinten Aufmunterungsversuche im Hals stecken. Es ging nichts mehr – weder drunten noch droben. Und aus dem Südstädter Eck wurde es plötzlich laut. Auch etwas, was es früher dort nie gegeben hat. Der Anschlusstreffer kam viel zu spät. Hoffnung keimte da keine mehr auf und wir sind ja auch nicht Borussia Dortmund.
Unsere Spieler lagen auf den Boden – im wahrsten Sinne des Wortes. Entsetzte Gesichter in unserer Kurve. Wie geprügelte Hunde schlich unsere Mannschaft zum Sektor, um sich zu verabschieden. Es folgte eine Reaktion unserer Fans, die ich so auch noch nie erlebt habe, besonders nicht nach so einem entscheidenden Desaster. Der Zaun zum Spielfeld wurde erklettert. Es folgte aufmunternder Applaus und Gesänge. „Gemma Burschen, des pock ma nu“ war da oft zu hören und „Wir haben – Wacker Innsbruck im Herzen“. Es gab kaum ein böses Wort für die unterlegene Mannschaft.
War´s das jetzt?
Da spielte sich schon nach dem Schlusspfiff in der Südstadt etwas ab. Während die Admiraner lautstark ihr Team feierten, rätselten die anderen Wackerianer, ob man noch hoffen oder resignieren soll. Die Art, wie man die Spiele verliert, lässt nichts Gutes erahnen. Da schießt man reihenweise Tore in der Fremde und geht ständig als Verlierer vom Platz.
Nein, nein, sagen Andere – noch ist nichts verloren. Aber in einem sind sich alle einig, die nächsten drei (End)Spiele werden entscheiden. Eine Frau brach in bittere Tränen aus und musste getröstet werden. Aber ich geb die Hoffnung nicht auf. Wenn wir dann beim letzten Saisonspiel in Wolfsberg nicht einen Zähler vor einen Konkurrenten liegen, sind wir erst abgestiegen und dann ist es eben so!
Kein Interesse?
Besteht in Tirol kein Interesse mehr am FC Wacker Innsbruck?
Das würde ich so nicht sagen. Kann gar nicht zählen, wie viel Glückwünsche mir für dieses Sechspunktespiel mitgegeben wurden. Und anderen ging es genauso. Wenn man bedenkt, dass man vor zwei Jahren einen Schnitt von knapp 10.000 Zuschauern am Tivoli hatte, kann sich nicht so viel geändert haben. Und 2000 Mitglieder können auch nicht ignoriert werden.
Aber wenn man schon während einer sensationellen Saison nach unserem Aufstieg in Pasching notgedrungen Spieler abgeben muss und Angst hat, sich die Punkteprämien nicht mehr leisten zu können und das sich die nächsten Jahre munter fortsetzt, läuft in Fußballtirol etwas verkehrt. Will man die Fans des FC Wacker Innsbruck für dumm verkaufen?
Allgemeiner Tenor unter unseren Anhängern – Es muss mehr geschehen, Rettungspaket hin oder her und es MUSS auch eine Liga tiefer möglich sein, zu überleben!
Auf diesen Abstiegskrimi aufmerksam geworden sind auch Groundhopper aus dem Osten Deutschlands. Die waren nicht wegen der Admira im Stadion, aber ihr Daumendrücken hat auch nicht viel gebracht. Das zeigt aber, dass der FC Wacker Innsbruck bis weit über die Grenzen hinaus bekannt wäre. Nur im eigenen Land scheint es niemand zu bemerken, dass wir einen tollen Verein haben!