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Kein „Schwein“ gehabt

Erst im letzten Jahr gab es am Tivoli ein Cup-Duell gegen einen Salzburger Verein. Der SV Grödig besiegte in einem denkwürdigen Spiel den FC Wacker Innsbruck mit 1:0. Und es war kein Gerücht, dass sich die Eckfahnen im Wind mehr bewegten als unsere Spieler am Spielfeld. Bei eisigen Temperaturen verloren sich kaum über 900 Zuseher ins Tivoli – zum Glück!


Erinnern wir uns aber neun Jahre zurück. Wacker spielte in der Regionalliga und der Gegner hieß Austria Salzburg, jener „violette“ Verein, dessen Namen auf der Nordtribüne nicht einmal ausgesprochen wird. Dessen Farbe eine Reizfarbe für viele Fans des FC Wacker Innsbruck darstellt, so wie für einen Stier oftmals ein rotes Tuch. Diese Partie ließen sich über 13000 Anhänger unseres Vereins (und etwa 1000 des Gegners) nicht entgehen. Bombenstimmung – Bombenspiel und eine Atmosphäre wie bei einem UEFA-Finale: einfach eine „schweinisch tierische“ Cuppartie.
Und am Dienstag? – den Doublegewinner aus Salzburg begleiteten zum Cup-Viertelfinale vielleicht 50 Fans. Die restlichen 1452 sahen eine abwechslungsreiche Partie, aber ohne viele Emotionen und leider ohne Sensation.

Überraschende Aufstellung

Als die Aufstellung unserer Mannschaft für den Cupschlager gegen den FC Salzburg bekannt wurde, ging ein Raunen durch die Fans des FC Wacker Innsbruck. Wird der Cup nicht ernst genommen? Aber ich finde schon, dass es an der Zeit war, auch Veränderungen zu probieren. Der Cupsieg wäre ein Highlight – aber der noch mögliche Klassenerhalt sollte doch Priorität haben. Jedenfalls rechtfertigten jene, die gespielt haben, zum größten Teil das Vertrauen des Trainers. Ein eklatanter Klassenunterschied war jedenfalls keiner zu erkennen. Das Gegenteil zeigte sich, bis zur 45 Minute lieferten die Schwarz-Grünen den „Millionäros“ aus Salzburg einen heroischen Kampf. Nur einmal musste man der Klasse eines Soriano Tribut zollen und es stand 0:1 zum ungünstigsten Zeitpunkt.

Wenig Fans – gute Stimmung!

Die Nordtribüne war wie das gesamte Tivoli spärlich besetzt. Dennoch gab es für unsere Mannschaft einen Top-Support! Was wäre das Tivoli ohne den harten Kern des FC Wacker Innsbruck? Fast wäre gegen die lustlosen Mozartstädter mehr drinnen gewesen. Aber gerade in einer Innsbrucker Druckphase und einer hundertprozentigen Torchance fiel im Gegenzug das 0:2 – sinnigerweise durch ein Eigentor. Das entscheidende 0:3 war nur noch Draufgabe.

Und dennoch war einiges los auf der Tribüne. Ich wusste auch gar nicht, dass das Tivoli über eine Bodenheizung verfügt – oder warum haben auf der Nordtribüne sämtliche Fans sonst ihre Schuhe ausgezogen und sie über ihren Köpfen zusammengeschlagen? Zum „Schuach-ausziachen“ schlecht war das Spiel ja auch wieder nicht.
Aber es ist schon toll, wenn man auf einen Anhang bauen kann, der auch nach solchen Turbulenzen voll hinter seinem Verein steht und in den letzten Minuten durchsingt „Wir werden sterben für euch“ und bei der Verabschiedung unserer Mannschaft „Wacker Innsbruck – du bist die Liebe meines Lebens“ skandierte.

Wackere Herzen zeigen

Dienstag 20.30 Uhr, das ist eigentlich die Zeit für Europacupschlachten. Dieser Glanz ist Vergangenheit. Oft waren diese nicht berauschend, oftmals lagen Sensationen in der Luft und manchmal war die Europacupzeit am Tivoli (oder weiter entfernt) nahezu sensationell. Die älteren unter den Fans erinnern sich mit Wehmut an diese Zeiten. Die Jüngeren träumen vom Europapokal. Und auf der Tribüne wird davon gesungen. So tönte am Dienstag während der Cuppartie das „Europapokal-Europapokal“ minutenlang vom Norden des Stadions.
Aber oftmals wird dieser prestigeträchtige Bewerb rund ums Tivoli nicht ernst genommen. Dabei wäre dies, ein Weg nach dem „ersehnten“ Europa zu gelangen. Zugegeben, in dieser Saison ist Kirchler und Co nichts vorzuwerfen, aber das war nicht immer so.

Dabei gab es als Cup-Sieger schon etliche interessante Duelle im Europacup. An eines erinnere ich mich besonders gerne. Als wir in der Saison 1978/79 in einer sportlich ähnlich prekären Situation wie jetzt standen, duellierte man sich im Cup der Cupsieger mit dem Verein Ipswitch Town. In der zweiten Runde des Bewerbes verloren die Innsbrucker auswärts lediglich mit 0:1. Beim Rückspiel platzte das Tivoli trotz einer Negativserie in der Meisterschaft aus allen Nähten. Etwa 19.000 begeisterte Fans bejubelten in der 75 Minute den Führungstreffer von Franz Oberacher für Wacker Innsbruck. Der Tivoli stand Kopf, wurde zum Tollhaus! In der zehnten Minute der Verlängerung fiel der Ausgleichtreffer der „geizigen“ Schotten wie aus dem Nichts. Eine riesige Fahne der Briten auf der Südtribüne fing fast Feuer und uns blieb das „Ipswitch Town-ist ein Clown“ im Halse stecken.

Viele, die damals mit dabei waren, sind es noch heute. Weil sie wackere Herzen haben und die sollten wir nun auch zeigen, egal was nun geschieht. Der FC Wacker Innsbruck wird nicht untergehen – aber wir sollten ihn uns auch nicht nehmen lassen!

Am Samstag geht’s um die Wurst

Jedenfalls war das Spiel rasch abgehakt. Eine Sensation wäre schön für die Fans gewesen und gut für die Moral unserer Mannschaft. Aber ich glaube, sie haben auch so gesehen, dass sie Fußballspielen können. Gegen die SV Ried brennt der Hut aber gewaltig. Da ist ein Sieg gegen die Innviertler Pflicht!
Gespannt fiebert man auch im Lager unserer Fans diesen entscheidenden Spielen entgegen. Aber egal, wie das am Samstag endet – die „Weltreise“ nach Mattersburg ist schon gebucht. Unsere Lage ist fatal  nur noch Siege helfen! Eigentlich zum Zerplatzen – vier Spieler leiden an Gelbsucht – sind beim nächsten Karton gesperrt. Dazu ist noch unser Kapitän verletzt. Jetzt spricht gar nichts mehr für uns. Aber vielleicht ist ja gerade das unsere Chance?

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Autor: Rudolf Tilg

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