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Wackeres Seemannsgarn

Der FC Wacker Innsbruck ist zurück – zurück vom Traum Europa im Alptraum Ligaalltag. Das Cup-Viertelfinale ist Geschichte, die Innviertler Realität. Mit einem 1:0-Sieg gegen die Wikinger startete der neue Steuermann Roland Kirchler in seine Aufgabe, beim Ausfahren aus dem Winterhafen liefen die Tiroler Schwarz-Grünen mit einem 0:3 auf das Rieder Riff auf. Ob sich das nun endgültig leckgeschlagene Schiff wieder flott machen lässt, wird man am Samstag sehen.


Von Binnenmeer und offener See

Der Cup ist vorbei für die Innsbrucker, und viel war dort mit der jungen und teilweise überforderten Mannschaft an den Ruderbänken nicht zu holen. Der Kapitän war verletzt von Bord, und so liefen sechs Tiroler zusammen mit nur zwei Legionären aufs Feld. Die Österreicher in der Startelf hatten ein Durchschnittsalter von 22,5 Jahren, die gesamte erste Garnitur von 24,6 Jahren – so jung wie noch nie in dieser Saison, so jung wie zuletzt am 28. Mai 2010. Damals hieß der Gegner ebenfalls Salzburg, gespielt wurde allerdings in Pasching, und nur Alexander Hauser hat beide Spiele von Beginn an miterlebt. Ist man vor drei Jahren voller Energie in das Binnenmeer Österreichische Liga gestochen, so musste man nun, am Übergang zur offenen See Europa, die Segel streichen. Dies gilt jedoch nicht für den samstäglichen Gegner, die Wikinger aus dem Innviertel. Auch wenn sie gegen den Regionalligisten LASK ein wenig auf dem Wasser herumirrten und verspätet in den Hafen Halbfinale einfuhren, darf man in Oberösterreich weiterhin darauf hoffen, zum dritten Mal in Folge in das Cupfinale einzuziehen und sich zum fünften Mal in acht Jahren für einen europäischen Bewerb zu qualifizieren.

Junge Matrosen und alte Seebären

Dass die SV Ried ihre Matrosen nicht nur rekrutiert, sondern sie vielfach auch selbst ausbildet, ist bekannt. Dass sie, obwohl aus einer kleinen, unscheinbaren Bucht stammend, dennoch ein gesundes Finanzgebaren aufweisen können, ebenso. Konstant gutes Arbeiten ihrer Reederei trägt ebenso dazu bei wie Ausbildung und Wiederverkauf von talentierten Seemännern. Die durchschnittlich älteste Rieder Startelf der Saison unterbietet Wackers jüngste Bundesliga-Startelf um ein ganzes Jahr, Innsbrucks Fohlen-Team vom Dienstag-Spiel wäre bei den Innviertlern die viertälteste der Saison. Dass die Wikinger nebenbei auch noch explizit auf heimische Seemänner zurückgreifen, komplettiert das erfolgreiche Rieder Modell. In den bisherigen 29 Ausfahrten kamen die oberösterreichischen Legionäre auf lediglich 3617 Einsatzminuten, oder anders gesagt, der für die Ausschüttung von zusätzlichen Geldern herangezogene Österreicher-Anteil beträgt 86,77 Prozent – Bundesliga-Spitzenwert. Wacker Innsbruck liegt in dieser Statistik im gesicherten Mittelfeld mit 20216 rot-weiß-roten Spielminuten, doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass nur die Top-Fünf der Liga mehr Legionärszeiten aufweisen, Mattersburg etwas weniger als die Innsbrucker, Admira und Wiener Neustadt vergleichbar viel wie Ried.

Bordschützen und ihre Treffsicherheit

Die See kennt keine Nationalität, sagt man. Entscheidend ist nur, nicht auf eine Sandbank aufzulaufen oder Leck zu schlagen, sondern immer das Ziel im Auge zu behalten. Und das Ziel, das gegnerische Tor, wurde in dieser Saison von den wackeren Kanonieren 278mal ins Visier genommen, achtundzwanzigmal seltener als von Ried und der Admira, rund vierzigmal öfter als von Wr. Neustadt und Mattersburg. 43,5 Prozent davon gingen auf das Tor, der schlechteste Wert der Liga. Mit der Zielgenauigkeit ist es also nicht so gut bestellt bei Innsbruck, und auch die Trefferquote bestätigt die anhaltende Flaute. Nur 10,4 Prozent aller Schüsse Richtung Tor fanden ihren Weg in das Netz, lediglich Pfeifenbergers Jungmatrosen brauchen mehr Versuche, einen Treffer zu erzielen. Anders verhält es sich im Innviertel, 17,3 Prozent aller Versuche endeten im Rieder Jubel, nur Austria und Salzburg agieren erfolgreicher.

Jubelnde Landratten

Und noch eine Warnung darf man den Tiroler Leichtmatrosen mit auf den Weg geben: sind die Rieder einmal in Führung, so nehmen sie zumindest einen Punkt mit. In vierzehn Spielen gelang dies den Oberösterreichern, zwölfmal konnten sie die gesamte Beute einstreichen, nur zweimal mussten sie teilen. Soll also Wackers bisherige Saison-Negativ-Serie von sieben sieglosen Spielen nicht wiederholt werden, so muss der erste Treffer von Bord des Innsbrucker Schiffes kommen. Vielleicht versammeln sich dann auch wieder mehr Landratten an den Ufern des Tivoli, um den schwarz-grünen Segeln zuzujubeln…

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Autor: Stefan Weis

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