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„Sieben Siege musst du einfahren“

Was für ein musikalischer Hochgenuss am Tivoli. Von der Tribüne ertönt es aus vielen hunderten Kehlen „Wacker Innsbruck du bist die Liebe meines Lebens“ und „Wacker – du bist die Legende“. Aus den Katakomben des Stadions drangen ganz andere Klänge. Peter Maffays Welthit aus den Siebzigern „ Über sieben Brücken musst du gehen“ dröhnte ja fast bis zum Wackerzelt hinüber und „Kapellmeister“ Roli Kirchler gab den Ton an. Ein neuer Trick – oder einfach eine Laune?


Egal, Hauptsache es hat geklappt und da könnte Roli sogar den „Hansi“ Hinterseer auflegen. Mir persönlich sind aber die Tore seines Neffen um Welten lieber!
Aber alles hat wunderbar gefunkt. Der Erste, der „besungenen“ sieben Siege ist eingefahren und es ist durchaus eine Zugabe des Songs (Sieges) erwünscht!

Grüße aus dem VIP Klub

Bei diesem Spiel wollte ich die Atmosphäre im VIP-Klub kennen lernen. Also befand ich mich diesmal unter Sponsoren, deren Angestellten, Politikern, Geschäftsleuten und man staune – ganz normalen Fans. Beim Gang runter zur Westtribüne erkannte man gleich, der FC Wacker Innsbruck wurde von seinen Fans nicht im Stich gelassen. Bin da mal gespannt gewesen, wie die Stimmung in der wackeren „Schlafwagenabteilung“ so ist.

Und die ersten 20 Minuten verliefen auch ziemlich „schläfrig“, gut, dass auf der Nordtribüne zeitweise ziemlich Gas gegeben wurde. Aber es wurde immer öfter auch auf Ost und West kräftig mitgeklatscht. Und erstmals, als unser Vorsänger am Pult das F – C – W anstimmte, ertönte dies auch von der Westtribüne! Na, da schaust aber dumm drein – das hätte man den „Westlern“ gar nicht zugetraut.
Nach dem 1:0 des an diesem Abend überragenden Lukas Hinterseer ging so richtig die Post im Stadion ab, und das bei knapp 5600 Zusehern! Nur die Wickinger waren am Samstag ziemlich „Schmähstad“. Kein Wunder – dirigierte doch unser Abwehrchef die wackere Hintermannschaft zur uneinnehmbaren Kampfflotte und mutierte so zum „schrecklichen Svejnoha“: sein bisher bestes Spiel im schwarz-grünen Trikot.

Lust auf Fußball

In Folge entwickelte sich ein munteres Spielchen unserer Schwarz-Grünen. Aber auch das Publikum war hellwach und ausnahmslos jeder wusste, was am Spiel stand. Mattersburg hatte aus Graz einen Punkt entführt und die Blau-Weißen aus Wiener Neustadt führten.
Angetrieben von diesem fantastischen Publikum kamen unsere Burschen nur einmal ernsthaft in Bedrängnis und hatten doch die Lage fest im Griff.

Erstaunlich ist, wie ein paar Leute auf der Nord für Stimmung sorgen können. Normalerweise stehe ich ja Sektor 24, Reihe 20 hinter dem Tor. Mit 16.008 Zuschauern ist gut Stimmung zu machen. Normalerweise. Aber was die 5.600 vom Samstag ablieferten, habe ich noch selten erlebt. Das ist Fußball, das ist Atmosphäre!
Ich habe seit Jahrzehnten die Seitentribünen nicht so oft mitgehen gesehen. Und beim Wechselgesang „F-C-W“ machten sogar die VIPs fleißig mit. Ein Wechselgesang über acht Minuten war am Tivoli noch nie da. Jedenfalls entstand Gänsehautstimmung pur und das macht Lust auf Fußball.

Interessante Gespräche – gemütliches wackeres Beisammensein

Natürlich ist man nach so einem Spiel und so einer Atmosphäre euphorisiert. Um etwas runter zu kommen, genehmigt man sich im Klub das eine oder andere Getränk und speist genüsslich. Und zu meinem Erstaunen war das Essen sehr gut. So nach und nach trudeln die Spieler ein, natürlich freudentrunken und strahlend nach so einem Sieg. Nett finde ich, dass mich ein Spieler „Legende“ nennt, aber erstens wird der Wacker und nicht ich Hundert und zweitens ist mir der Klassenerhalt tausendmal lieber!

Es entwickelten sich interessante Gespräche und Plaudereien: so auch mit unserem Geschäftsführer, dem es gelingen dürfte, das schwarz-grüne Schiff vor dem Kentern zu retten. Die Wickinger haben es schon mal nicht geschafft. Und da waren noch ein paar Burschen, die einen neuen Fanclub gründen wollen. Ich bin da schon gespannt. Erstaunlich ist immer wieder, dass sich bei Wacker Innsbruck zahlreiche Fanclubs abseits des Erfolges zusammenfinden.

Berauschende Nacht

Sperrstunde im noblen Klub. Bevor man rausgeworfen wird, geht’s doch ins Wackerzelt. Da waren noch muntere Runden zusammen. Da fühlt man sich doch gleich wieder wohler. VIPs braucht der Fußball, aber dieser ist für das Volk gemacht und das ist unser Leben!

So ging es mit alteingesessenen Wackerianern im Tivoli Cafe danach munter weiter. Beim Gedanken an den drohenden Abstieg bekommt so mancher riesengroße Kopfschmerzen und besonders bei den immer wiederkehrenden finanziellen Problemen. Die meisten Fans des FCW lieben ihren Verein und was da rundherum ständig passiert, raubt so manchem den Schlaf. Dass seit weit mehr als zehn Jahren immer dieselbe Kacke passiert, da muss etwas „oberfaul“ im Sportland Tirol sein. Zumal die Innsbrucker Haie auch mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen haben und die Prügelknaben der obersten Eishockeyliga sind. Man stelle sich das beim Fußball vor – geht gar nicht!

Feiern bis zum Abwinken

Egal – wir leben noch und das muss schon einmal ordentlich gefeiert werden. Und da das dritte Lokal auch noch den Laden schloss, ging es in die Innenstadt – in die berüchtigte Bogenmeile. Im „Little Rock“ ging die Post ab und bei tollem Sound konnte man einen emotionellen Abend noch ein letztes Mal Revue passieren lassen und noch öfters auf die drei gewonnen Punkte anstoßen.
Am nächsten Samstag geht’s ins weit entfernte Burgenland und wir bringen drei Punkte mit nach Hause! – „ Jo so sans, jo so san die olten Wockersleit“.

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Autor: Rudolf Tilg

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