Wacker im Titelkampf
Ich drehe nicht die Zeit um Jahrzehnte zurück und schwelge in Erinnerungen an spannende Titelkämpfe mit schwarz-grüner Beteiligung. Oder könnte man gar sagen: „Willst du Wacker oben sehen, musst du die Tabelle drehen?“ Es ist aber so, dass die nächsten Runden nicht nur über den Abstieg, sondern auch den Titelkampf entscheiden werden. Und da mischt der FC Wacker Innsbruck ja kräftig mit: sowohl oben, wie auch unten. Mit der Wiener Austria kommt der Tabellenführer am Samstag auf das Tivoli und eine Woche später geht es zum Titelverteidiger nach Wals Siezenheim. Es bleibt extrem spannend und am besten wäre, der FCW gewinnt beide Partien, dann braucht sich keiner beschweren und alle sind glücklich.
Der „Hexenkessel“
Wiener Neustadt hat es bewiesen. Schwarz-Grün hätte es drauf. Zum wiederholten Male in dieser Saison patzte unsere Hintermannschaft und Wacker lag gleich zu Beginn um ein Tor hinten. Was dann folgte, war ein schwarz-grünes Furioso und die etwa 300 Fans der Innsbrucker waren aus dem Häuschen, verloren sich aber in dem „Hexenkessel“ der Wiener Neustadter Arena. Wer war eigentlich in der Überzahl mit ihren Anhängern? Es war ein Heimspiel für Schwarz-Grün.
Aber fast haben die Unseren zu viel gewollt. Mussten ihrem Siegeswillen in der zweiten Halbzeit Tribut zollen und nach dem Ausgleich entwickelte sich wieder eine offene Partie.
Zuerst Riesenstimmung im Sektor, welche dann doch der Ernüchterung und Sorge wich. Dennoch wurden Roli Kirchler und sein Team mit Riesenapplaus verabschiedet.
Aber reicht ein Punkt? Die nächsten drei extrem schweren Spiele werden es zeigen.
Die „Glücksritter“
Und auch, was die Konkurrenz so macht. Aber da ist Sorge angebracht. Und als einer, der viel mit Schwarz-Grün in fremden Gefilden unterwegs ist und sein Sofa sowieso auf dem Tivoli hat, stehen mir bei der aktuellen Saison meine (spärlichen) Haare zu Berge. Die Liga scheint ausgeglichen. War noch nie so spannend, aber statt ausgeglichen nenne ich sie eher launisch. Und da war es schon mehrmals zum Haare raufen, dass wir davon selten profitieren konnten.
Rapid gegen den WAC oder zweimal Wiener Neustadt glich schon eher einer Arbeitsverweigerung in Grün-Weiß. Genauso ließen die Wiener Austria so wie die Primgeiger aus Salzburg gegen unsere direkten Konkurrenten überraschenderweise Punkte liegen. Am meisten weh tat fast, dass sie Admiraner in Graz gewonnen haben. Gegen eine Grazer Mannschaft, die sich wahrscheinlich in ihrer aktuellen Verfassung auch gegen die Damen des FC Vomp schwer tun würden. Die bringen es zustande, in drei Spielen vielleicht dreimal aufs gegnerische Tor zu schießen. Wetten, dass das gegen uns wieder anders ausschauen wird!
Oft unbelohnt
Hingegen blieben gute Leistungen unserer Mannschaft oft unbelohnt: in Ried als die weit bessere Mannschaft verloren, am Tivoli gegen den WAC, Salzburg und Rapid äußerst unglücklich Punkte liegen gelassen. Der Hammer passierte im Herbst gegen Wiener Neustadt, als man eine zweimalige Führung nicht über die Zeit brachte und das „Schlüsselspiel“ sogar noch verlor. Und dann noch Spielabbruch im wahrscheinlich besten Saisonspiel gegen Sturm Graz im November – ohne Worte!
Aber das Publikum merkt das, steht momentan wie ein Mann hinter seinem Team und nun muss man sehen, was die nächten Runden so mit sich bringen. Ist das Glück mal auf unserer Seite oder schlagen die „Glücksritter“ wieder zu?
Jetzt ist es amtlich
Egal ob wir absteigen oder nicht: durch die Dörfer wird in der nächsten Saison auf alle Fälle getuckert. Mit Grödig ist der nächste „Kracher“ in Österreichs höchster Spielklasse. Äußerst attraktiv zum Schauen und Auswärtsfahren wird unsere Liga dadurch sicher nicht. Da wünscht man sich ja schon fast einen Abstieg.
Aber was können Grödig, der WAC, Mattersburg, Wiener Neustadt und auch Ried dafür, dass sie ein Dorfklub sind? Das ist eher ein Armutszeugnis für unsere Spitzenvereine, Städte und Vereinsverantwortlichen. Zumeist findet man bei diesen Vereinen eine schlichte Vereinsführung, wo nicht jeder, jeden drein redet, eine leistbare und oft gar nicht mal schlechte Infrastruktur vor und nicht selten identifiziert sich eine ganze Region/Bundesland mit seinem Verein.
Armutszeugnis?
Aber für Landeshauptstädte wie Innsbruck ist es ein richtiges Armutszeugnis, wenn man sich alles leistet, aber der Wille dazu fehlt, weil dem Profiverein das Überleben und besonders das Weiterentwickeln erschwert wird. So tigern wir halt im Falle eines Klassenerhalts durch die Dörfer unseres schönen Staates und es hallen Namen, wie Wiener Neustadt, Grödig usw. durch sämtliche Medien.
Viele Städte kennt man wegen ihrer Fußballmannschaft. Im In- und im Ausland und schon so mancher Sponsor hat von seinem Engagement am Tivoli nicht schlecht profitiert.
Auf ein Wiedersehen beim spannenden Finale – am und abseits des grünen Rasens. Während wir jetzt um unsere Lizenz bangen, trinken andere im „Dorfcafe“ gemütlich ein Bierchen und stoßen auf ihre Dorfklubs an, welche nicht nur sportlich eine Berechtigung haben in der Österreichischen höchsten Liga zu spielen. Fußballösterreich ist degradiert zur Lachnummer Europas, aber die trifft daran keine Schuld!