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Mit Leidenschaft gegen Millionen

Was war denn da los, in Wals Siezenheim? Die einen reisten mit der österreichischen Bimmelbahn nach Salzburg, die anderen mit „Miros“ Express im Partybus. Aber auch viele starteten ihre Boliden und bevölkerten die A8 Richtung Osten. Jedenfalls war der Gästesektor bei Spielbeginn des winzigsten aller Westderbys mit rund 800 Schwarz-Grünen recht gut besetzt. Diese sorgten dann schon etwa eine halbe Stunde vor Spielbeginn für Fußballatmosphäre pur im noch leeren EM Stadion an der Ausfahrt Klessheim.

Staunend rieben sich etwa eine halbe Stunde später dann nicht wenige im Sektor ihre Augen. Salzburg begann wie aus der Pistole geschossen. Hätte schon nach gut 30 Sekunden führen können und setzten noch einen nach. Doch der FC Wacker Innsbruck wurde mit Fortdauer der Partie immer frecher und mutiger. Ging sogar mit 1:0 völlig verdient in Führung, musste sich aber in der zweiten Halbzeit den „Millionären“ – und wo Millionen sind, sind auch die Schweizer nicht weit – diesen geschlagen geben.

Wahnsinn – sensationell – einzigartig!

Fast alle im Sektor waren sich einig, dass an diesem wunderschönen Samstagnachmittag nicht viel zu holen sein wird. Die Millionentruppe eines Dosenmilliardärs musste ja unbedingt gewinnen, um noch eine minimale Chance auf die Titelverteidigung zu haben. Europapokal (Düdlingen) und Cup (Pasching) hatten die Primgeiger ja kläglich vergeigt. Und nach einer hektischen Anfangsphase hatte es dann im Bullenstall heftig „gedüdelt“ und auch ein wenig „gepascht“. Rotzfrech spielten sie da, die Schwarz-Grünen. Angetrieben von ihren 800 mitgereisten Fans, welche wahrscheinlich auch ihre beste Saisonleistung ablieferten. Sensationell – einfach der Wahnsinn pur. Und nach den 1:0 der Unseren fielen sich alle in die Arme. Becher, Schals, ja sogar Handtaschen und sonstiges flogen durch die Luft. Einem fiel sogar sein Handy vor lauter Jubel aus den Händen. Beim Suchen danach verpasste er fast das 0:2. Man kann das alles nicht in Worte fassen, denn wer nie dabei ist, wird es nicht verstehen. Aber diese erste Halbzeit sprach so vieles aus, was den wahren, puren Fußball ausmacht. Einsatz und Leidenschaft auf dem Platz und Emotionen, Freud und Leid auf den Tribünen liegen so eng beieinander. Die Sensation war zum Greifen nahe. Man sah das Hoffen und Bangen unserer Anhänger, aber es reichte wieder einmal nicht.

Schweizer Blindheit

Man hoffte, glaubte aber (noch) nicht an eine Sensation. Besonders als Salzburg die zweite Hälfte begann, wie die erste – mit enormem Zug auf unser Tor. Dann Aufregung pur im Sektor: ein klares Foul, das normalerweise sogar einen gelben Karton für einen Salzburger hätte geben müssen, übersah der äußerst schwache Schweizer Schiedsrichter drei Meter daneben stehend ganz einfach. Die Rot – Blauen verzichteten auf Fair Play und starteten einen Großangriff, der zum Ausgleich führte. Aber sofort war die Unterstützung aus dem Gästesektor für die Unseren wieder da. Aber es nützte nichts, denn kurz darauf fiel, für die jetzt entfesselnd spielende österreichische Geldmaschinerie das vorentscheidende 2:1. Ununterbrochen wurde unsere Mannschaft aus dem Gästesektor angefeuert. Die weiteren rund 6500 Stadionbesucher hatten dem an diesem lauen Samstagabend nicht viel entgegenzuwirken außer das Klatschen mit Fächern eines Sponsors. So heiß war es nun wiederum auch nicht.

Entscheidung wieder fragwürdig

Aber da Leidenschaft und Emotion keine Tore schießt, machten das die Salzburger. Und wie beim Ausgleich eher fragwürdig. Ihre Nummer 40 hatte ganz klar die Hand im Gesicht unseres Spielers. Da aber niemand mehr eine gelb-rote Karte riskieren wollte, tanzte der Salzburger regelrecht durch unsere Abwehr. Da dies bei besagtem Spieler aber kein Einzelfall zu sein scheint, frage ich mich, warum man einen derartigen Regelverstoß nicht ahndet? Sonst wollen die Pfeifenmänner ja auch so korrekt sein. Da hat unserer Trainer mit seiner Kritik am Schweizer Schiedsrichter ganz recht! Wir erinnern uns an die erste Halbzeit, als Salzburg auch wie aus der Pistole geschossen begann und in Folge herzlich wenig zeigte. Sicher siegten die Millionäre aus Salzburg völlig verdient. Aber mit „Geschenken“ scort es sich leichter…

Stürmt das Tivoli!

Es war mehr möglich zumal Roman Wallner noch zweimal aussichtsreich vor dem Salzburger Tor auftauchte, aber auch ihm war zu diesem Zeitpunkt schon das Herz in die Hose gerutscht. Die Kulisse an diesem Abend war für ein vorentscheidendes Spiel regelrecht beschämend. Bei weitem keine 7000 Salzburger (der Rest war ja Schwarz-Grün) kamen, um die Ihren im Kampf um die letzte Titelchance zu sehen. Zwei Wochen zuvor pilgerten an selber Wirkungsstätte noch um über 3000 mehr ins Stadion, um ihre „Violetten“ im Titelkampf gegen den Dosen Retortenverein aus Liefering zu unterstützen – in der Regionalliga wohlgemerkt!

Aber das störte die wackere Anhängerschaft herzlich wenig. 90 Minuten Wahnsinnsstimmung und nach Schlusspfiff tosender Applaus und Gesänge für unsere Mannschaft zum Abschied. Kurioserweise hat auf der Gegenseite bei der Siegesfeier der „Bullen“ schon ein Teil ihrer Anhänger die Südtribüne verlassen…

Jedenfalls war diese Auswärtsfahrt wie ein Rausch. Und nun sollte es einen richtigen „Sturm“ auf Innsbruck kommen, um unseren Team gegen den SK Sturm am Mittwoch den nötigen Rückhalt zu geben. Wenn nicht jetzt, wann sonst? Und dann ist unsere Reise nach Wolfsberg schon gebucht, denn wo Wacker spielt, wird er nie alleine sein!

 

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Autor: Rudolf Tilg

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