Runderneuert zum Saisonauftakt
Jubilare schauen bei besonderen Festen nicht nur in ihre Vergangenheit, sondern blicken auch in die nahe und weitere Zukunft. So könnte man die Ereignisse nach Abschluss der Bundesligasaison 2012/13, in der in denkwürdigen Minuten der Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft worden ist, deuten. Sowohl im sportlichen als auch im organisatorischen Bereich gibt es riesige Veränderungen. Ein neuer Präsident und ein noch unbekanntes Vorstandsteam soll den schwarz-grünen Traditionsverein in ruhigere Gewässer führen und versuchen, den Gegenwind, der den Innsbruckern häufig von allen Seiten zu schaffen macht, in eine gemeinsame Strömung zur Stärkung führen. Der sportliche Tausendsassa Roland Kirchler hat bereits fleißig an einer Verjüngung der Kampfmannschaft gearbeitet und blickt nach der gelungenen Vorbereitung zuversichtlich dem ersten Bundesliga-Spiel der Saison entgegen.
Torhüter
Obwohl die „wackere Lebensversicherung“ Szabolcs Safar, wie der Trainer und Sportdirektor in Personalunion meint, weiterhin das Gehäuse bewachen wird, ist sonst kein Stein auf dem anderen geblieben. Mit Markus Egger, Martin Siding und Hannes Maurberger kamen dem Jubilar alle Goalies aus verschiedensten Gründen abhanden. Von der SV Ried kam Wolfgang Schober an den Inn, der eine spezielle Beziehung zum FC Wacker Innsbruck hat. Beim entscheidenden Spiel zum Aufstieg in die oberste Spielklasse 2010 hütet er beim damaligen Gegner, den Red Bull Juniors, das Gehäuse. Er soll vor allem von der jahrzehntelangen Erfahrung Safars profitieren und wenn möglich in dessen Fußstapfen treten. Dahinter lauern die Talente Lukas Wedl (17) und der 19-jährige Osttiroler Julian Weiskopf.
Wird die Abwehr wieder zum Bollwerk?
In der abgelaufenen Saison hat man sich oft um die Früchte des eigenen Angriffs gebracht und viele Treffer kassiert. Trotz der leichten Besserung im Frühjahr erfuhr die Innenverteidigung einen radikalen Umbau. Martin Svejnoha spielt jetzt bei der WSG Wattens, Dario Dakovic sucht sein Glück im Ausland, Marco Kofler rückt ins defensive Mittelfeld. Neben dem schon im Abstiegskampf bewährten Sebastian Siller sollen der 21-jährige Stipe Vucur, der von Wattens geliehene Michael Steinlechner, den Trainer Roland Kirchler von der gemeinsamen Zeit bei den Kristallstädtern gut kennt und der durch Inaki Bea an den Inn gelotste Baske Egoitz Jaio für die nötige Sicherheit und Stabilität sorgen. An den Außenbahnen bleiben die bewährten Kräfte Thomas Bergmann, Alexander Hauser und einer der „Aufsteiger“ der abgelaufenen Saison U-21-Teamspieler Christian Schilling. Insgesamt präsentiert sich die wackere Verteidigung trotz des über 30 Jahre alten Neuzuganges von der Iberischen Halbinsel sehr jugendlich. Nach der Kiefer-Verletzung von Jaio und dem Ausfall von Steinlechner (Muskelfaserriss, drei Wochen Pause) stellt sich die Innenverteidigung quasi von selbst auf. Doch Sebastian Siller und Stipe Vucur haben in den Testspielen bewiesen, dass sie schon recht gut harmonieren.
Liegt der Impuls in der Mitte?
Carlos Merino beendete sein Tiroler Gastspiel, Marco Köfler holt sich Spielpraxis bei Kapfenberg und Sascha Wörgetter ging nach Wattens. Vom Waldviertler Klub Horn wurde Miroslav Milosevic geholt, der den einen oder anderen Freistoßtrick beherrscht und in der vergangenen Saison als der beste Mittelfeldspieler der Heute-für-Morgen Ersten Liga galt. Talent Andreas Kuen möchte mehr Bundesligaluft schnuppern. Die übrigen wackeren Kämpfer – egal ob jung oder älter – wollen nicht wieder eine so nervenaufreibende Saison erleben. Mit Tomas Abraham bleibt die Erfahrung erhalten, Christoph Sauer muss derzeit noch seinen operierten Meniskus pflegen, U-21-Teamspieler Simon Piesinger seine angeschlagene Patellasehne beruhigen, Thomas Löffler hat seine Verletzungen hoffentlich endgültig überwunden, an den Seiten wollen Daniel Schütz und Christopher Wernitznig Schwung und persönliche Weiterentwicklung in die Waagschale werfen. Im Cupspiel gegen Regionalligist SV Allerheiligen sorgte unser Mittelfeld für gehörigen Druck nach vorne. Bleibt zu hoffen, dass dies auch in der Bundesliga funktioniert. Das Spiel gegen Sturm wird es zeigen.
„Verwaister“ Sturm oder neuer Impuls?
Der schwarz-grüne Dauerläufer und die gegnerische Abwehr immer beschäftigende Roman Wallner hat nur mehr einen gewohnten Partner, den Kitzbühler Lukas Hinterseer, der im Frühjahr 2013 so richtig auf sich aufmerksam gemacht hat. Julius Perstaller bleibt zwar schwarz-grün, jedoch den Inn abwärts in Ried und „Urgestein“ Marcel Schreter, der seit 2002 alle Höhen und Tiefen miterlebt hat, wechselte zu Austria Lustenau. Die Verabschiedung im Rahmen des Jubiläumsspieles hat er gerührt genossen. Alexander Fröschl, der nur wenige Bundesligaminuten erhalten hat, hofft auf mehr. Mit Daniel Brauneis will sich ein Regionalliga-„Bomber“ in der Bundesliga beweisen. Erst im „reiferen“ Alter von 26 wagt der gebürtige Steirer den Sprung in die höchste österreichische Spielklasse. 53 Tore in den vergangenen drei Saisonen sprechen aber eine eindeutige Sprache. Aus der zweiten Mannschaft rückt Alexander Gründler auf und vom FC Basel wurde der 19-jährige Stjepan Vuleta ausgeliehen. Von ihm erwartet sich das Trainerteam einiges.
Sturm im Umbruch
Am Sonntag kommt mit Sturm Graz ebenfalls ein Team ins Tivoli Stadion Tirol, das nach den zuletzt schwachen Leistungen einen Umbruch vollzogen hat. Kein Stein bleib auf dem anderen und dank der ohnehin guten finanziellen Möglichkeiten in der Steiermark griff auch der Onkel aus Amerika den Schwarz-Weißen unter die Arme. Mit Star-Stürmer Robert Beric (kolportierte Ablöse: 1 Mio. €) konnte Neo-Trainer Darko Milanic seinen Wunschspieler von dessen Ex-Klub Maribor holen. Onkel Frank (Stronach) macht´s möglich…
Doch auch sonst liest sich die Liste der Neuverpflichtungen beeindruckend: Daniel Beichler und Marco Djuricin wurden vom deutschen Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC geholt. Mittelfeldspieler Anel Hadzic kam aus Ried und Verteidiger Alexander Todorovski aus Warschau. Darüber hinaus verstärkt Daniel Offenbacher das Mittelfed – für österreichische Verhältnisse lauter Kapazunder. Mit diesem Kader müsste Sturm Graz heuer eine gewichtige Rolle spielen und hinter Salzburg und Austria die unumstrittene Nummer Drei in der Bundesliga darstellen.
In den Testspielen der Grazer waren noch einige Abstimmungsprobeme der runderneuerten Mannschaft zu erkennen. Doch der beeindruckende 3:1-Sieg gegen Paris St. Germains ließ das große Potential der Truppe aufblitzen. Alle Neuzugänge werden am Sonntag wohl in der Startaufstellung beginnen und für den FC Wacker Innsbruck gleich zu Beginn der Meisterschaft eine erste Standortbestimmung darstellen. Doch zuvor steht noch das Europa-League-Qualifikationsspiel gegen den isländischen Vertreter Breidablik Kopavogur auf dem Programm. Die Reisestrapazen der Steirer sollten neben einem gut besuchten Tivoli ein zusätzlicher Vorteil für Schwarz-Grün sein.