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Das Erste, das Hundertste oder doch die Null?

„Die Fußballdörfer sind schuld an der Unattraktivität der Bundesliga“ – diesen Stehsatz hört man allzu oft, wenn über die fehlende Anziehungskraft der heimischen Liga gesprochen wird. Ein kleines Städtchen mit nur 11.381 Einwohnern wird dabei aber nicht gemeint, denn über Jahre hat man dort hart an der Nachhaltigkeit des Erfolges gearbeitet. Ried im Innkreis darf sich mit seiner 101 Jahre alten Sportvereinigung zweifacher österreichischer Cupsieger und einmaliger Vizemeister nennen – und zum Leidwesen der wackeren Fans wohl auch Innsbruck-Schreck.

Dreizehn

Und erschrocken dürften die Spieler des FC Wacker Innsbruck wohl des Öfteren gewesen sein, wenn ihnen die Schwarz-Grünen aus dem Innviertel gegenüberstanden. Seit 2002 traf man in Österreichs höchster Spielklasse vierundzwanzigmal auf die Oberösterreicher, nur magere fünfmal konnte man als Sieger den Platz verlassen. Neun Remis stehen zehn Niederlagen gegenüber, darunter auch so bittere wie das 0:5 vor heimischen Publikum am 10. September 2011 oder das 0:3 gegen nur zehn Rieder zum Frühjahrsauftakt der vergangenen Saison. Ob es vielleicht an den Farben liegt, die den Innsbruckern das Toreschießen verleidet, oder doch an einer starken Defensivleistung der SV: Fakt ist, dass in diesen Spielen nur dreizehn Treffer erzielten werden konnten, durchschnittlich 0,54 pro Spiel. Dreizehnmal blieb das Spiel ganz ohne Torjubel der wackeren Anhänger, fünf Partien endeten mit einem mageren 0:0, acht mit einem Schmalkostergebnis von 0:1. Das dreizehnte Heimspiel der Innsbrucker gegen die Innviertler in der höchsten Spielstufe seit dem Neustart scheint somit eine torarme Partie zu werden…

Null

…wären da nicht die zwei Stürmer, deren Tore für Wacker zur Überlebensfrage wurden, die aber ungeduldig auf ihr nächstes warten: Roman Wallner und Julius Perstaller. Der eine brachte durch seine Treffer und seine unermüdliche Arbeit Innsbruck überhaupt wieder zurück ins Rennen um den Klassenerhalt, der andere fixierte ihn mit einem Tausendguldenschuss in Wolfsberg. Nachdem Innsbruck seiner Sorgen entledigt war, wechselte Perstaller nach Ried, sorgenfrei blieb er dort aber nicht. In vier Bundesliga-Spielen für die Innviertler war er bei keinem von Beginn an gesetzt, dreimal wurde er eingewechselt, insgesamt kam er auf 65 Minuten Spielzeit und neunundzwanzig Ballkontakte. Von zwanzig Zweikämpfen konnte er elf gewinnen (55%), von vierzehn Pässen dreizehn an den eigenen Mann bringen (93%) – der Torerfolg blieb ihm jedoch verwehrt. Dies wäre auch schwierig gewesen, denn mit lediglich zwei Vorlagen und ohne eigenen Torschuss strömte er nicht gerade offensive Gefahr aus. So sehr man in Innsbruck Julius den ersten Treffer beim neuen Arbeitgeber wünscht, im nächsten Spiel sollte dies nicht geschehen…

Einhundert

…denn dies sollte der Tag des Roman Wallner werden. Zwei Torvorlagen und einen Treffer hat die Nummer 10 der Schwarz-Grünen von der Sill bereits zu Buche stehen. Es hätte mehr sein können, denn allein in Wolfsberg scheiterte er mit dem vergebenen Strafstoß und dem Lattenkracher zweimal denkbar knapp an einer magischen Grenze – dem einhundertsten Bundesliga-Tor. Dass er dies für den einhundertjährigen FC Wacker Innsbruck erzielen wird, steht außer Frage, ob es bereits diese Runde gegen den Verein geschieht, der seine Einhundert-Jahr-Feier gerade abgeschlossen hat, darf gehofft werden. Denn nur gegen seinen Stammclub SK Sturm lief der Steirer bisher öfter aufs Feld, einunddreißig Partien bestritt Wallner gegen die SV Ried und konnte dabei achtmal einnetzen, zuletzt am 12. März 2011. Damit stehen die Innviertler auf Rang drei von Romans Lieblingsgegner, lediglich die Schwarz-Weißen aus Bregenz und Graz erzitterten öfter vor seinen Schüssen. Dass er mit seinen acht Toren auch der zweitgrößte in der Bundesliga aktive Ried-Schreck (hinter Deni Alar) ist, lässt darauf hoffen, dass die ominöse 100er-Hürde endlich geknackt wird – dreizehn Jahre nach seinem ersten Treffer.

Remember, remember

Vielleicht sollte sich Roman Wallner einfach zurückerinnern an den November des Jahres 2000, als er als achtzehnjähriger Jungspund gegen die Innviertler auf den Platz lief. Nur zehn Minuten benötigte er, um in seinem ersten Spiel gegen die SV Ried seine Hände in den Himmel zu reißen und sein fünftes Bundesliga-Tor zu bejubeln – remember, Roman, remember…

 

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Autor: Stefan Weis

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