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Einmal Wr. Neustadt, bitte…

Ferragosto ist nun bald vorbei. Sie kennen diesen Begriff nicht? Das sind die Tage nach Mariä Himmelfahrt, an denen sich Italiener Urlaub nehmen, Wohnwagen oder Fahrrad schnappen, in die Berge stürmen und die dortigen Städte und Städtchen belagern. So scheint es zumindest aus Tiroler Sicht. Und die alpine Bevölkerung hat passende Gegenkonzepte entwickelt: sich in Randgebieten aufhalten oder gar zu Hause verbarrikadieren, selbst noch weiter in die Berge fliehen, in denen man keine Italiener vermutet. Oder ganz aus dem heiligen Land abziehen. Letzteres scheint das Konzept des FC Wacker Innsbruck zu sein, der sich in das niederösterreichische Industrieviertel zurückzieht, um sich mit dem SC Wiener Neustadt zu messen.

 

Kein Urlaubsausflug

Ansichtskarten wird es wohl keine geben, denn auch wenn Niederösterreichs zweitgrößte Stadt in den 1980ern durch geplante Eingemeindungen beinahe auf 80.000 Einwohner angewachsen und zur Landeshauptstadt mutiert wäre, als touristischer Hotspot gilt man nicht gerade. Ebenso wenig wie das Wiener Neustädter Stadion. Der Rekordbesuch von 12.000 Zuschauern liegt schon ein Weilchen zurück, im September 1963 lockte die Austria umgerechnet etwas mehr als ein Drittel der Stadt in das Stadion, das heute nur noch 7.700 Personen Platz bietet. Der einzige Europacup-Auftritt im September 1965 brachte 7.000 Fans in die Neustädter Kampfarena, im letzten Jahr verirrten sich trotz der Nähe zu Wien, einem Regionalderby gegen die Admira und einer Ausflugsdistanz nach Mattersburg gerade einmal 2.871 Personen auf den blau-weißen Fußballplatz. Dass die aktuellen Saisonzahlen mit im Schnitt 2.250 Personen nicht gerade auf einen zu erwartenden Hexenkessel schließen lässt, dürfte die Schwarz-Grünen freuen. „Casino“ hat man in den heimischen Gassen genug, man wird die Ruhe genießen und hoffentlich ein paar Punkte anschreiben.

Gelbe statt Ansichtskarten

Die Ansichtskarte wird also ausbleiben, anschreiben wird man hingegen bei den Verwarnungen. Wenn auch die Begegnungen zwischen Wacker Innsbruck und Wiener Neustadt nicht gerade das Aufeinandertreffen von Holzhackern und Stahlhämmern ist, so gab es doch eine leichte Zunahme an Verwarnungen in der letzten Saison. 2011/2012 sahen die Mannschaften im Duell noch 3,25 gelbe Karten pro Spiel, so stieg dies in der abgelaufenen Saison auf 4,25 Karten. Die letzte Rote gab es vor zehn Partien im April 2011, doch da gleich doppelt: Andreas Bammer musste in der 92. Minute mit gelb-rot vom Platz, eine nur vom Schiedsrichter Grobelnik gehörte Beleidigung durch Ernst Öbster brachte den direkten Ausschluss in derselben Minute. Dennoch schrieb Wacker in den letzten 15 Begegnungen seltener an, 30 Innsbrucker Verwarnungen samt zweier Gelb-Roten und einer Roten stehen 43 niederösterreichische Kartons gegenüber, einer davon etwas dunkler gefärbt.

„Urlaub“ bei Freunden

Bei diesem liebevollen Umgang könnte man beinahe von einem Urlaub bei Freunden sprechen. Und tatsächlich, das ein oder andere bekannte Gesicht wird man erblicken. Für manche auch nur das eine. Denn so wie für Restösterreich der dritte Tormann von Wacker Innsbruck, Julian Weiskopf, mit null Bundesligaspielen ein unbeschriebenes Blatt ist, gilt dies wohl auch für die Nummer zwei im Gehäuse der Wiener Neustädter, Markus Glänzer. Wobei eine sehr eingeschränkte Anzahl Tiroler Fußballfans beide Keeper schon in Aktion gesehen hat, stammen doch beide aus Osttirol und trugen das grün-weiße Trikot des SV Rapid Lienz. In rund 200 Pflichtspielen trug der junge Dennis Mimm das schwarz-grüne Trikot des FC Wacker Innsbruck, und er blieb auch in blau-weiß seinem ehemaligen Verein freundschaftlich verbunden, wie seine Bilanz von einem Sieg, einem Remis und zwei Niederlagen gegen die Tiroler zeigt. Bei einem blau-weißen Tirol war ein anderer Neustädter engagiert, Co-Trainer Mario Posch kickte in der Saison 1991/92 35 Mal in Bundesliga-, vier Cup- und sechs Europapokal-Spielen für Innsbruck und lernte dabei einen jungen, aufstrebenden Heißsporn namens Roland Kirchler kennen.

Reisemitbringsel

Doch Freundschaft hat auch ihre Grenzen. Zwar werden sich Julian und Markus, Mario und Roland, Dennis und alle schwarz-grünen Spieler freundschaftlich begrüßen, aber das wird es dann auch gewesen sein. Und der FC Wacker Innsbruck wird sich hoffentlich als schlechter Gast erweisen und wieder mit Punkten nach Hause zurückkehren – so, wie man es in den bisherigen 13 Auswärtspartien bereits 11mal gemacht hat…

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Autor: Stefan Weis

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