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Reise in eine andere Welt

Auswärts ist immer ein Erlebnis! Nach mehr als zehn Stunden Autofahrt kommt aber jeder für sich selbst zu der Erkenntnis, dass jenes Erlebnis ganz unterschiedliche Facetten haben kann. Da kann ein defektes Navi schon einmal fatale Konsequenzen haben…

Start mit Hindernissen

Wiener Neustadt sollte es diesmal also sein. Die Vorzeichen standen gut: Trotz der Niederlage gegen die Rieder Wikinger war der Optimismus groß, vor den beiden Partien gegen die Wiener Großklubs bei der Pfeifenberger-Truppe endlich den zweiten „Dreier“ einzufahren. Dass geübte Auswärtsfahrer stets das „Unkalkulierbare“ einbeziehen, zahlte sich in unserem Fall schon vor der Abfahrt aus. Ein kleiner Auffahrunfall noch vor dem Abbiegen auf die Autobahn kostete zwar mehr Zeit als Nerven, aber mit dem Wiener Feierabendverkehr im Hinterkopf lässt es sich trotzdem nicht spaßen. So musste der geplante Boxenstopp an der Raststätte kurzfristig entfallen. Traurig darum war ich nicht, gab es doch schon auf dem Weg in die Hauptstadt so viel Schönes zu sehen: Stift Melk, den Wienerberg oder für die einkaufssüchtigen unter uns: Die Shoppingcity.

Ostblock light

Zwei Autos, per Handy immer im Kontakt miteinander, kämpften sich nun auf der Südautobahn die letzten Kilometer in Richtung Wiener Neustadt vor. Und schon kam das erste Problem: Welche Ausfahrt nehmen wir? So groß ist die Garnisonsstadt zwar nicht, aber trotzdem durfte man zwischen mehreren Anschlussstellen wählen, wo sich hinter jeder wohl etwas Überraschendes hätte finden lassen. Das Navigationsgerät verabschiedete sich bereits vor der deutschen Grenze, sodass die guten alten Maps von Google uns den rechten Weg weisen mussten. Das erste Bild der zweitgrößten Stadt Niederösterreichs rief in mir Kindheitserinnerungen hervor. Breite Straßen, heruntergefallener Hausverputz: Ostdeutschland nach der Grenzöffnung ließ grüßen. Bis auf den schönen großen Marktplatz wurde die Stadt ihrem Image als „grauer Maus“ der Liga aber sowas von gerecht. Manchmal stimmen Vorurteile tatsächlich. Und dabei waren wir beim Stadion noch nicht einmal angekommen…

Das Spiel ist nicht alles

Umso erstaunter war ich, als wir endlich unseren Parkplatz vor dem Auswärtssektor erreicht hatten. Klar versprüht das Wiener Neustädter Stadion einen Hauch von Regionalliga und angesichts der fehlenden Überdachung konnten wir froh sein, dass es nicht geregnet hat. Manchmal schärft der zweite Blick allerdings die Sinne. Die Stimmung der mehr als 3000 Zuschauer war für das weit angelegte Areal gar nicht mal so schlecht und auch das Catering im kleinen, aber feinen Auswärtssektor konnte sich sehen lassen. Leckere Frankfurter, Buren- oder Bratwurst, ein kühles, frisch gezapftes Bier. Dazu eine nette Bedienung. So angenehm können also Zuschauer im Stadion verköstigt werden. Das Olympiaworld-Catering könnte sogar in Wr. Neustadt zur Lehre gehen!

Und dann kam „Hansi“

Es ist nur schade, dass unsere Mannschaft die sonst positiven Eindrücke wieder ins Gegenteil verkehrte. Lange sah man gegen die Niederösterreicher keinen Stich, blieb unsicher, fand noch nicht einmal richtig in die Zweikämpfe. Der frühe Ausschluss von Stipe passte perfekt ins Bild – einen Schritt zu spät und der Ball war weg. Was ist nur aus jenem Team geworden, das zu Saisonbeginn noch so selbstsicher auftrat? Die Stimmung bei den mitgereisten FCW-Anhängern passte sich der lauen Fußball-Kost an, spätestens nach dem Rückstand schwante mir böses. Wie gut, dass es noch Roland Kirchler und Lukas Hinterseer gibt. Unser Trainer schien die richtigen Worte in der Kabine gefunden zu haben, denn endlich sah man so etwas wie einen geordneten Spielaufbau. Der Abstauber von „Hansi“ sicherte schließlich noch den letztendlich verdienten Punkt, der (zu) teuer erkauft wurde: Der Verlust von Vucur, Abraham und vielleicht auch Kofler wiegt schwer. Vielleicht zu schwer, wenn man sich die kommenden Gegner anschaut.

Was bleibt, ist Respekt

Das Erschreckende daran war viel mehr: Heute war nicht viel mehr drinnen. Wie soll das erst nächste Woche in Favoriten ausschauen? Umso größer ist mein Respekt vor denjenigen, die für einen solch lauen Sommerkick in schöner Regelmäßigkeit so riesige Distanzen zurücklegen. Als Wacker-Innsbruck-Fan bist du eh gestraft: Außer Salzburg geht unter einer 8-Stunden-Fahrt selten etwas. Da muss man in gewisser Hinsicht positiv verrückt sein, anders geht es nicht. Unser Verein kann dankbar sein, solch treue Fanklubs immer an seiner Seite zu haben. Ein Auswärtsspiel einmal aus ihrer Perspektive zu erleben, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Wer der Mannschaft in die Ferne nachreist, erlebt den Fußball und all seine Nebengeräusche noch viel intensiver. Ich möchte nie mehr darauf verzichten.

 

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Autor: admin

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