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Realitätsverweigerung kostet Lizenz

Nach dem dritten Titel in Folge des FC Tirol (Ein Ende mit Schrecken) war der Jubel über die errungene Meisterschaft mit einigem Bauchweh verbunden. Der Fortbestand des Vereins war mehr als ungewiss obwohl man den Beteuerungen und Versprechungen der handelnden Personen nur allzu gerne Glauben schenken wollte. Die Verantwortlichen wollten es nicht wahr haben, dass man den amtierenden Meister von der Bildfläche verschwinden lassen würde. Doch wie kam es dazu?

Ein Blick in die Stadionzeitung

Wagt man einen Blick in die allerletzte Stadionzeitung des FC Tirol vom 9. Mai 2002, sucht man vergebens nach Informationen über die Finanzlage. Viel schöne Bilder und ein paar Fans kommen auch zu Wort. Diese zeigten sich über den Fortbestand ihres Herzensvereins zuversichtlich, freuten sich über den zehnten Meistertitel, den dritten in Folge. Im Vorwort etwa schreibt Manfred Hassl: unsere Fans hätten viel Grund zum Jubeln trotz der letzten drei Niederlagen in Folge, wenn es drauf ankam, war das Team zur Stelle. Auch wirtschaftlich gäbe es nach „zwischenzeitlichen“ Turbulenzen durchaus berechtigte Hoffnungen, dass der FC Tirol auch die Saison 2002/03 auf Punktejagd gehen könne. Man rechnete mit fünf Punkten Abzug und war gespannt, mit welchem Team man die Aufholjagd angehen wird können. Ironie am Rande: das Vorwort hatte den Titel „Schlusspfiff“.

Sanierungsprogramm

Bereits am Montag zuvor gab der für die Finanzen zuständige Mag. Gerd Bloder in einer einberufenen Pressekonferenz bekannt, dass die Befindlichkeiten des FC Tirol 16 Millionen Euro betrugen. Gläubiger waren zwei Banken, die öffentliche Hand, die Abgabenbehörde und unzählige Kleingläubiger. In rund fünf Jahren sollten die Rückstände abgebaut werden. Wirtschaftsexperten sollten das Sanierungskonzept geprüft und für gut befunden haben. Auch der Senat fünf der Bundesliga zeigte sich von dem angeblich angetan. Es sollte ein monatlicher Soll-Ist-Vergleich durchgeführt werden und im Hintergrund gäbe es eine Sponsorengruppe, welche die Garantie dafür abgeben sollte. Das versuchte man jedenfalls der Leserschaft des Anpfiffs (Stadionzeitung FC Tirol) vom 9. Mai 2002 mitzuteilen. Auch, dass der Grund für die Überschuldung die eklatant gestiegenen Personalkosten gewesen seien: von 39,5 Millionen Schilling 1998 auf rund 150 Millionen im Jahre 2002. Für die von der Bundesliga geforderten 4,5 Millionen Euro stünden zwei private Geldgeber parat, so Mag. Gerd Bloder.

Hoffnung auf Gönner

In der Presse wurden Vermutungen über diese beiden Geldgeber angestellt und mit Gernot Langes Swarovski und Fritz Hakl (damals RLB-Chef) benannt. Aber diese Hoffnung schwand von Tag zu Tag. Noch dazu, als Ex-Präsident Martin Kerscher nicht gerade freundliche Worte in Richtung des „ewigen Retters“ Langes-Swarovski ausrichten ließ. So lagen die Hoffnungen schwarz-grüner Fans am oberösterreichischen Unternehmer und aktuellen Präsidenten des FC Tirol. Er sollte für die geforderten Millionen gerade stehen. Rein theoretisch hätten Finanzvorstand Mag. Gerd Bloder und Manager Robert Hochstaffl das gesamte negative Eigenkapital von Othmar Bruckmüller einfordern können. Jedoch stellte sich dabei die Frage nach der finanziellen Potenz des Reifenhändlers. Doch nicht nur das Millionengrab des FC Tirol knabberte an Bruckmüllers Vermögen, der ja für den FCT eine Generalhaftung unterschrieben hatte, sondern auch die FC Tirol Marketing GmbH entwickelte sich immer mehr zum Alptraum für den Oberösterreicher.

Der Crash

Obwohl Bruckmüller seinerseits an die 10 Millionen Euro über die Jahre in den Verein gepumpt hatte, schien er der große Verlierer der Causa FC Tirol zu werden. Seine ärgsten Feinde könnten dabei durchaus aus den eigenen Reihen kommen. Nämlich dann, wenn Finanz Vorstand Mag. Bloder tatsächlich von der Generalhaftung Gebrauch machen sollte. Noch dazu gab es in seiner Ära eine katastrophale Außendarstellung und der Verein schlitterte ins komplette Chaos. Fakt ist, dass die Verantwortlichen sämtliche Fristen verstreichen ließen, die Bundesliga dem amtierenden Meister die Lizenz entzog und somit der FC Tirol in die Pleite schlitterte.

Ich will mich jetzt gar nicht darum kümmern, warum der FC Tirol trotz vorliegenden Konzeptes nicht zu retten war. Fest steht, er war ein Fass ohne Boden. Hauptverantwortlich zeichnete dabei sicher Othmar Bruckmüller, der seit 1998 für die Finanzen des Vereins zuständig war. Manager Robert Hochstaffel, der bereitwillig und ohne Rückversicherung die Wünsche seines Trainers erfüllt und wahnwitzige Verträge ausgehandelt hatte, sowie Martin Kerscher, der knapp vor dem Ende als Präsident zurück trat und Bruckmüller das Zepter überließ.

Natürlich hatte dieser Crash ein gerichtliches Nachspiel, das wir an dieser Stelle später näher beleuchten werden.

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Autor: Rudolf Tilg

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