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Ruhig, Phrasenschweinderl, ruhig

Es wartet schon ganz hungrig, das wackere Phrasenschweinderl. Aber es weiß, es kriegt bald was zu fressen, etwa durch: Der Cup hat seine eigenen Gesetze. Da setzt sich der Ligakrösus und Europa-League-Fighter Salzburg gegen einen Fünftligisten erst im Elfmeterschießen durch, scheidet der Champions-League-Teilnehmer gegen einen Regionalligisten aus und werfen Zweitligisten gegen unterklassige Mannschaften niemanden aus dem Bewerb, sondern nur das Handtuch. An der Dramatik der schwarz-grünen Niederlage, die viele Probleme schonungslos aufdeckte, ändert das jedoch nichts. Gegen den SK Sturm Graz haben die Innsbruck nun die Möglichkeit, ja die Verpflichtung, Wiedergutmachung zu leisten.

Aller Anfang ist schwer

Wobei, das wird schwer, denn das erste Viertel ist durchwachsener verlaufen, als es auf den ersten Blick scheint. Es stimmt schon, es gab eine deutliche Steigerung zum vorjährigen Vergleichszeitraum. No na net, denn ein Sieg bei acht verlorenen Begegnungen waren kaum noch zu unterbieten. In den ersten neun Spielen der aktuellen Saison wurden zumindest sechs der Niederlagen in Remis verwandelt, Siege bleiben aber weiterhin Mangelware. Die wackeren Heimzuschauer sind nebenbei die einzigen österreichweit, die noch keinen Triumph ihrer Mannschaft im eigenen Stadion beobachten konnten – einen weniger, als beim vorjährigen Katastrophenstart. Dass dennoch die Zuschauerzahlen um gut 3800 pro Spiel auf 8482 gesteigert werden konnten, zeigt, dass die beinahe legendäre wankelmütige Zuneigung von uns Tiroler Fußballfans durch Kampfgeist und kleine Erfolge schnell zu gewinnen ist.

Elf Freunde und der zwölfte Mann

Von wackeren Erfolgen wollen die statistischen 8877 Steirer im Viereck von Liebenau jedoch nichts sehen, wurden sie doch bisher auch nicht gerade mit Spitzenleistungen verwöhnt. Zuletzt mühte sich der SK Sturm nach torlosen 90 Minuten gegen Wiener Neustadt nur durch Tore in der Verlängerung in die nächste Cuprunde, im Ligaspiel zuvor musste man sich trotz doppelt so vielen Torschüssen und einer positiven Zweikampfbilanz dem regierenden Meister unglücklich geschlagen geben und verlor dabei auch noch den Einser-Goalie Gratzei in dessen 200. Bundesligaspiel durch eine rote Karte. Dass es seine erste war, wird wohl niemanden trösten. Auch nicht die Innsbrucker, die in den vergangenen 360 Bundesliga-Minuten nur 198 mit elf Mann auf dem Platz standen. Selbst in Vollbesetzung tun sich die Schwarz-Grünen gegen die Grazer bekanntlich schwer, seit dem letzten Bundesliga-Auswärtssieg hat sich so einiges verändert. Etwa der Vereinsname, denn beim 3:2 am Mittwoch, dem 19. Juli 2006 hieß man noch Tirol, der Steirer Ferdl Feldhofer besorgte im wackeren Trikot das 1:0, und Jiri Masek hielt man nach seinem ersten Tor im ersten Saisonspiel noch für einen Stürmer.

Der Sturmschreck, Teil VI

Und Stürmer wird es brauchen gegen Sturm. Etwa solche wie Lukas Hinterseer, der mit vier Auswärts-Toren hinter Jonathan Soriano der gefährlichste Bomber auf fremdem Terrain ist. Oder – ja, Phrasenschweinderl, ich sag’s ja eh – Roman Wallner, der mit seinen 17 Toren in sechs verschiedenen Trikotfarben der personifizierte Sturm-Schreck ist. Nur einer hat öfter getroffen, jedoch seine Fußballschuhe schon an den Nagel gehängt: Edi Glieder, Co-Trainer des ÖFB-Pokal-Gigantomanen FC Pasching, auf dessen Bestmarke Roman noch zwei Tore fehlen. Oder auch Andreas Kuen, der gegen Grödig in seinem siebten Spiel mit seinem siebenten Torschuss den ersten Bundesliga-Treffer erzielte und sich somit in die Phalanx der sieben Innsbrucker Torschützen der laufenden Saison einreihen konnte. Dass von den dreizehn wackeren Toren zwölf aus österreichischer Produktion stammen, verdeutlicht auch einen Wandel in der Mannschaftsstruktur: 7128 rot-weiß-roten Spielminuten bzw. 85,81% bedeuten Rang drei in dieser Rangliste.

Kein Wunschkonzert

Wenn man sich etwas wünschen darf – und das sollte man eigentlich, nach dem blamablen Auftritt in Cup – dann wäre es, dass der FC Wacker Innsbruck, der ja in einigen Spielen knapp dran war, endlich wieder einmal ein Match gewinnt; eine Führung nicht nur über die Zeit bringt, sondern routiniert und kontrolliert nach Hause spielt. Aber das Leben und der Fußball sind kein Wunschkonzert, drum geben wir uns mit drei erzitterten Punkten auch zufrieden. Für den Anfang.

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Autor: Stefan Weis

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