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Die Sendung mit der grauen Maus

Manche Mannschaften haben ganze viele Freunde. So viele, dass sie Stadien füllen können. Rapid zum Beispiel, 15.006 schauten in den letzten zehn Jahren bei ihnen vorbei, so im Schnitt. Andere haben ganz viele Freunde im Internet, die gerne auf lustige Daumen klicken, weil sie ihr Team so toll finden. Aber halt nur im Netz, sie im Stadion zu besuchen, das finden sie jetzt eher doof. Wie etwa die 103.317 Freunde von Salzburg. Und wieder andere brauchen das alles nicht, die haben gute Freunde, aber halt nicht so viele. Die Admira gehört da dazu, und dafür wird sie als graue Maus bezeichnet. Dabei war das einmal ganz anders…

Graue Vorzeit

Zu Beginn war die Admira wirklich eine graue Maus. Zumindest, wenn man die Gründungsfarben schwarz und weiß von 1905 mischt. Oder, wenn man die alten Filmaufnahmen ansieht – aber gut, da waren alle grau. In dieser grauen Vorzeit hatte die Admira ganz schön viele Freunde, 1927 kamen zum ersten österreichischen Titelgewinn in der Wiener Stadtliga gegen den Brigittenauer AC gut 20.000 davon. Aber da spielte man ja auch noch in Jedlesee, und man war Wiener. Zweieinhalbmal so viele Freunde wollten die Admira im Mitropacupfinale 1934 im Prater sehen, und auch 1940 strömten 50.000 Bewunderer der Bewundernswerten zu ihrem Spiel gegen Schalke 04. Acht Jahre später versammelte man zusammen mit der Austria 30.000 Cupfinalfreunde im Prater. Aber bis dahin war man ja auch schon siebenmal Meister geworden, viermal österreichischer und einmal deutscher Vizemeister. Und da hat man leicht Freunde.

Graue Tristesse

Dann musste die Admira umziehen, raus aus der Stadt und raus aufs Land, nach Maria Enzersdorf. Man hatte zwar eine schöne neue Wohnung im Grünen, aber war halt doch ziemlich weit weg von zu Hause. Und man bekam auch noch ein kleines Brüderchen angehängt, das Wacker hieß und einmal Meister war. Doppelt so viele Vereine, doppelt so viele Freunde, könnte man meinen. Dem war nicht so, die gingen nicht mit, die blieben lieber zu Hause in Wien. Und so stand das neue Wohnzimmer meist leer, obwohl man es für 12.000 Besucher angedacht hatte. In dem schmucken neuen Stadion herrschte bald graue Tristesse, nicht nur, wenn man im nebelverhangenen Herbst einzig vor der engeren Nachbarschaft spielte. Aber was braucht man viele Freunde, wenn man ganz tolle hat. Die orange Maus aus dem Fernsehen hat eigentlich auch nur den trötenden Elefanten und ist so glücklich, dass sie auf französisch „la souris souriante“ (die lächelnde Maus) heißt.

Der Admira-Elefant

Die Admira kann auch lächeln, denn für sie trötete jahrzehntelang Schöffix, der blaue Elefant der Südstadt. Schöffix heißt eigentlich Gerald Schöfberger. Seinen Namen wussten außerhalb von Maria Enzersdorf nur wenige, aber seit den 80ern kennt ihn ganz Österreich. Eine Trommel, ein Megaphon, Schals und Kappen und alles was Lärm macht mit sich, stand er nicht selten allein am Hügel des Bundessportzentrums und feuerte sein Team an. Auch wenn der HNO-Arzt meinte, er solle einen Gehörschutz tragen, weil sein Hörvermögen drastisch gelitten habe. Peitschender Regen, Schnee, beißende Kälte, brennende Hitze, der Schöffix steht zu seiner Admira seit 1982, wie sein Vater seit 1966. 87 Spiele, heim wie auswärts, ohne Unterbrechung, das ist sein Rekord. Und nicht selten war er alleine im Gästesektor, und trommelte und sang dort für seine graue Maus. Ein trötender Freund und eine Maus, die gehören zusammen.

Grauer Alltag

Viel haben die paar Freunde der Admira schon gesehen. Abstiege, Zukunftsängste, Zwangsfusionen und auch einen Käptn Blaubär, der den Südstädtern ordentlich Seemannsgarn sponn, das Blaue vom Himmel versprach und gleichzeitig die Bewahrer der Bundesligastatuten für Hein Blöd hielt. Und deshalb schockt eine kleine Krise niemanden so schnell bei den ehemaligen Jedleseern. Toni Polster als Trainer? Nach vier Runden der erste Punkt? Nach dem ersten Viertel nur vier Punkte, aber sieben Niederlagen? Alles kein Problem, denn die Admira ist zwar eine graue Maus, aber auch ein Stehaufmännchen. Nach zehn Jahren, elf Monaten und zwei Tagen kehrte mit Walter Knaller ein alter Bekannter zurück in die Südstadt und führte die Admira in der letzten Runde zum Sieg gegen den Champions-Leagisten Austria Wien. Und machte seinen neuen Verein, der zuvor auch schon Rapid besiegt hatte, zur eigentlichen Nummer eins in Wien.

Die rote Laterne

Auswärts allerdings gab es für die Admira nicht viel zu holen. 2:13 Tore, vier Niederlagen, und selbst im Cup bekleckerte man sich beim glücklichen Aufstieg gegen das FAC Team für Wien nicht gerade mit Ruhm. Aber das alles betrifft die Freunde der Admira nicht sonderlich, denn sie sind vielleicht wenige, aber sie sind treu. Und sie hoffen jedes Spiel, dass ihre graue Maus ein paar Farbkleckse bekommt. Den aktuellen Klecks der roten Laterne dürfen die Südstädter aber gerne behalten. Die will man sich im schwarz-günen Lager nämlich ganz und gar nicht umhängen.

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Autor: Stefan Weis

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