Skip to main content

Die rote Flut

Rot ist ja keine unbekannte Farbe beim FC Wacker Innsbruck. Zeitweilig bekam man diese Farbe als dritte im Bunde im Wappen verankert, spielte in derartigen Trikots, und nicht zuletzt begleiteten solcher Art gefärbte Zahlen über weite Strecken die Jahresabschlüsse. Auf jede dieser Verbundenheiten hätten die Schwarz-Grünen gerne verzichtet – ebenso wie auf die rote Flut, die in dieser Saison über den Verein schwappt…

Drei Farben: Rot

Beinahe scheint es, als hätte sich Rot wieder als dritte Farbe in den Verein eingeschlichen, denn kein anderer Club der Liga sah so oft die Karte aus der Gesäßtasche des Schiedsrichters wie der FC Wacker Innsbruck. In nur zwölf Spielen musste Innsbruck sechs Ausschlüsse hinnehmen, keiner von diesen erfolgte durch Doppel-Gelb. Damit steht man in der aktuellen Fairness-Tabelle klar auf Platz 10. Und diesen Platz hat man sich redlich verdient, auch wenn nicht jeder Platzverweis so ganz gerechtfertigt erschien – denn mit 242 Fouls führt man eine weitere Rangliste an, durchschnittlich alle vier Minuten und achtundzwanzig Sekunden ertönt in einem Wacker-Spiel ein Pfiff gegen Schwarz-Grün. Am anderen Ende dieser Tabelle findet sich der samstägliche Gegner, der Wolfsberger AC. Trotz seiner anfänglich sieben Runden ohne vollen Erfolg und dreier Runden mit roter Laterne wurde auf der Lavanttaler Wiese nicht die Sense ausgepackt. Mit nur 143 nicht regelkonformen Spielaktionen in 1080 Minuten griffen die Kärntner 99mal seltener zu unfairen Mitteln, sieben Minuten und dreiunddreißig Sekunden lagen durchschnittlich zwischen ihren Verstößen.
 
Ein Mann sieht Rot

Dabei hatte für Innsbruck alles ganz anders begonnen. In den ersten fünf Runden musste man zwar dreizehn gelbe Karten hinnehmen, Rot sahen in diesen Begegnungen jedoch nur Rene Gartler von der SV Ried und Michele Polverino vom WAC. Sechs Punkte wurden gesammelt, der bisher einzige Saisonsieg resultiert ebenso aus dieser Phase der Saison wie die bislang längste Serie an ungeschlagenen Spielen – vier in Folge. In diesen fünf Partien kassierte Wacker acht Gegentreffer, durchschnittlich 1,6 pro Spiel, und erzielte ebenso viele. In den weiteren sieben Spielen konnten ebenfalls acht Tore geschossen werden, der Innsbrucker Torhüter durfte aber bedeutend öfter den Ball aus dem eigenen Gehäuse holen: 19mal schlug es bei Schwarz-Grün ein, bei elf dieser Treffer war Wacker in Unterzahl. Dennoch konnten die Mannen vom Tivoli mit einem Mann weniger ihrem Konto zwei Punkte hinzufügen.

Jagd auf Roter Oktober

In den letzten sieben Spielen setzte es also sechs Ausschlüsse für Wacker-Spieler, fünf Partien mussten ohne die vielzitierten elf Freunde am Feld beendet werden, zuletzt sogar dreimal in Folge. Von 630 Spielminuten ab Runde sechs wurden nur 343 in Vollzahl gespielt, von „stärkster Besetzung“ konnte man auf Grund der ungewollten Fluktuationen in der Stammelf schon lange nicht mehr sprechen. 287 Minuten bzw. 45,6 % der Spielzeit verbrachten die Innsbrucker mit zumindest einem Mann weniger und verzichteten somit „freiwillig“ darauf, ihrem Gegner das Leben so schwer wie möglich zu machen. Behält der FC Wacker diese Spielart bei, so ergäbe dies am Ende der Saison eine rekordverdächtige Anzahl von 18 Ausschlüssen – mehr als in den vergangenen drei Spielzeiten zusammen. 2007/2008 waren die Innsbrucker mit lediglich acht Platzverweisen bereits die Bad Boys der Liga, 1998/99 benötigten sie dafür zumindest 10 rote Kartons, wovon jedoch nur zwei einen direkten Ausschluss bedeuteten.
 
Spuren von Rot

Dabei spielten die Innsbruck schon einmal anders, etwa 1995/96, als man über die gesamte Saison kein einziges direktes Rot kassierte. Oder auch 1990/1991, als man in der gesamten Spielzeit nur einen einzigen Ausschluss hinnehmen musste. Rapid Wien war damals zu Gast, und ein junger Tiroler tat das, was ihm später so manchen Fangesang einbringen sollte: Ali Hörtnagl packte beim Spielstand von 0:0 die Sense aus. Dass die Hütteldorfer darauf hin durch Kienast und Fjortoft mit 2:0 in Führung gingen, beeindruckte die zehn Innsbrucker wenig – mit Tiroler Kampfgeist wurde das Spiel noch 3:2 gewonnen. Ein wenig von diesem Kampfgeist gegen den WAC, und der FC Wacker darf endlich wieder drei Punkte feiern. Und diesmal hoffentlich mit 11 Mann.

 

Avatar photo

Autor: Stefan Weis

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content