Wende gegen Wr. Neustadt?
Der FC Wacker Innsbruck hat es derzeit nicht leicht, zu Punkten zu kommen. Auf die besten Salzburger aller Zeiten, so O-Töne nach dem 0:6 in Wals-Siezenheim, folgte das Stehaufmännchen der Saison, die unter Dietmar Kühbauer nunmehr seit neun Spielen ungeschlagenen Wolfsberger. Das Duell gegen die derzeit überragend effektiven Rieder Wikinger, die sich bis auf Rang zwei und damit vor Großklubs wie Rapid, Austria oder Sturm hochgeentert haben, zeigte einmal mehr auf, dass in der Liga an Superlativen nicht gegeizt wird, in Innsbruck leider schon. Und in gerade dieser schweren Phase kommen sie, die (fast) besten Wiener Neustädter aller Zeiten…
Wr. Neustadt vs Innsbruck
Vor einigen Jahren, ja selbst noch vor einigen Monaten hätte diese Kombination – die besten Neustädter aller Zeiten – wohl nicht viel mehr als ein Schmunzeln beim Gegner ausgelöst, Schwarz-Grün verzieht diesmal jedoch keine Miene mehr. Vorbei die Zeiten, da Wiener Neustadt gleichbedeutend war mit einer Pause im stressigen Ligaalltag. Ein Blick in die Geschichte der Spiele zwischen Innsbruck und Wr. Neustadt: Den SV Admira Wiener Neustadt überrannte man 1972/73 in zwei Spielen locker mit 6:0, der 1. Wiener Neustädter SC konnte in zehn Begegnungen in der höchsten und zweithöchsten Spielklasse nur in zwei Spielen scoren (welche er dann auch gewann), in acht Aufeinandertreffen hielt Wackers Torhüter sein weißes Hemd und sein Gehäuse sauber. Und auch gegen den aktuellen Vertreter aus Niederösterreichs zweitgrößter Stadt durfte Innsbruck in 16 Ligaspielen 13mal ungeschlagen vom Platz, in neun Begegnungen hielt man die Null, in sechs durfte man über einen Dreipunkter jubeln.
In der Liga festgekrallt
Gejubelt wurde am Tivoli schon länger nicht mehr ausgiebig. Der letzte Heimsieg gut fünfeinhalb Monate her, das letzte Zu-Null sechseinhalb Monate, der letzte Sieg gegen Wiener Neustadt achteinhalb Monate, in der laufenden Meisterschaft seit 12 Spielen ohne Sieg. Ein Dreipunkter gegen Wiener Neustadt wäre die Möglichkeit, sämtliche Negativstatistiken ad absurdum zu führen – wäre da nicht Wiener Neustadt. Einst von einem austrokanadischen Milliardär aus der Versenkung geholt und auch gleich wieder fallen gelassen, kämpfte man Jahr für Jahr ums Überleben, war Saison für Saison der designierte Fixabsteiger, blieb Spielzeit für Spielzeit zur Überraschung aller in der Bundesliga. Und man mauserte sich. Ausgehend von ihrem Erstantritt in der höchsten Spielklasse 2009/2010 4-3-7 (S-U-N) und 15 Punkte, 6-4-4 und unglaubliche 22 Punkte, 3-5-6 und 14 Punkte, 2-4-8 und magere 10 Punkte und heuer wieder 3-5-6 und 14 Punkte nach 14 Spieltagen mögen zwar wie eine Stagnation wirken, aber bei für die Blau-Weißen dankbaren Aussetzern ihrer Ligakonkurrenten befindet man sich Jahr für Jahr im unteren, aber doch eher gesicherten Mittelfeld. Und auf Aussetzer hofft man auch wieder beim Gegner Wacker Innsbruck.
Neustädter Überlebenskampf
Denn auf Kontinuität kann man bei Wiener Neustadt nicht bauen, verliert man doch – ähnlich wie die Innsbrucker – Jahr für Jahr die besten Spieler, wie etwa Ramsebner oder Burgstaller, an andere Vereine und steht vor der schwierigen Aufgabe, die sich öffnenden Lücken mit wenig Geld wieder füllen zu müssen. Doch wer als Stadt durch Lösegeld künstlich aus dem Boden gestampft wird (Herzog Leopold V. verwendete das erbeutete Lösegeld für den englischen König Richard Löwenherz zum Aufbau Wr. Neustadts im Jahre 1195) und dann überleben muss, der schafft dies auch im Fußball. In Niederösterreich wurden nicht nur brav Kleinsponsoren lukriert und ein sicheres Budget erstellt, auch sportlich brachte man so manche Überraschung hervor, nicht zuletzt den nunmehrigen Trainer des FC Köln, der seine Sporen zunächst im Industrieviertel verdienen musste. Ob Heimo Pfeifenberger auch diesen Weg gehen kann, bleibt offen…
Unverhoffte Hilfe
Auch wenn sich der FC Wacker Innsbruck selbst aus dem Schlamassel retten muss, darf er derzeit noch auf die unverhoffte Hilfe der Admira zählen, die wegen Lizenzverstößen vorerst einmal acht Punkte verloren hat. Vorerst, denn der Protest läuft. Die Burschen in Schwarz-Grün werden also wohl selbst Punkte sammeln müssen. Und wenn nicht gegen Wiener Neustadt, gegen wen dann…