„Wir gewinnen gegen Wr. Neustadt!“
Das tivoli12 magazin traf Josef Gunsch zu einem ausfürlichen Interview. Dabei blickt der Präsident des FC Wacker Innsbruck auf die ersten 100 Tage seiner Amtszeit zurück, spricht über die ersten Erfahrungen in diesem Amt und gibt Einblick in die aktuellen Geschehnisse.
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Josef, es sind jetzt knapp 100 Tage deiner Präsidentschaft vergangen. Was sind deine Erfahrungen aus diesen Tagen, wie hat sich dein Leben verändert?
Josef Gunsch: Momentan konzentriert sich mein Leben sehr stark in Richtung Wacker Innsbruck, weil viele Dinge, vor allem organisatorische, zu erledigen sind. Die Organisationsstruktur soll so aufgestellt werden, dass ein professionelles Arbeiten gewährleistet ist. Dies prägt so zu sagen die 100 ersten Tage. Was für uns keine Überraschung ist. Wir haben gewusst auf was wir uns einlassen, wir haben den Verein ordentlich unter die Lupe genommen. Es war kein Himmelfahrtskommando. Ich sehe es ganz trocken, als logische Geschichte. Es läuft auch im wirtschaftlichen so wie wir es uns vorstellen. Wir sind angetreten, weil wir die Wirtschaftlichkeit in den Fokus rücken wollen, zum aktuellen Zeitpunkt sogar in den Vordergrund stellen. Für dies stehen wir. Da sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg. Mit unserem Finanzchef Manfred Waldauf haben wir jemanden, der sehr akribisch mit den Finanzen umgeht. Es ist nicht immer fein für jeden, oder manche, wenn man Dinge, die man in der Historie stets so gemacht hat, verlassen muss, weil es sich finanziell nicht anders ausgeht. Für uns geht es jedoch darum, eine Basis zu schaffen. Damit der Verein langfristig erfolgreich arbeiten kann. Aus der wirtschaftlichen Sicht sind wir da auf einem sehr, sehr guten Weg. Aus sportlicher Sicht: Die Berg-und Talfahrten gehören im Fußball, meiner Meinung nach, dazu. Für uns ist aber ganz wichtig, dass wir das Licht in Richtung Wirtschaftlichkeit sehen.
Was waren die ersten Schritte, die ihr gesetzt habt?
Josef Gunsch: Als erstes haben wir uns um die Organisation gekümmert. Das heißt die Geschäftsstelle so aufstellen, dass sie ordentlich, in einem ordentlichen Zeitrahmen arbeiten können. Dies inkludiert auch, dass jeder weiß, was seine Aufgabenbereiche und seine Verantwortungsbereiche sind und diese dann durchführen kann. Jeder soll wissen, wo er hingehört, damit wir uns dann auf längere Sicht nicht mehr einmischen müssen. Wir haben mit Thomas Baumann eine Verstärkung als Geschäftsführer, zusätzliche einige neue Mitarbeiter. Wir haben ein junges, dynamisches Team, das an der Idee „Wacker Innsbruck langfristig erfolgreich“ arbeitet. Dies gefällt mir.
Der Vorstand bringt sich sehr aktiv ins operative Geschäft ein. Wie sieht dies aus?
Josef Gunsch: Jeder hat seinen Bereich. Peter Margreiter im Marketing bzw. das Unternehmen Physiotherm dazu beiträgt, um einfach für den Verein Kosten zu sparen. Manfred Waldauf im finanziellen Bereich, dies bedeutet, alles was in Richtung Lizenzierung geht, ist sein Thema. Damit Vorbereitungen und Vorkehrungen getroffen werden, damit dies dann im März kein Thema ist. Infrastruktur richtig angreifen, heißt, wie sieht es mit der Stadioninfrastruktur aus, vom Buffet angefangen bis zur Zusammenarbeit. Da ist immer ein Vorstandsmitglied mit von der Partie. Nicht nur beim Gespräch, sondern auch operativ. Für uns ist wichtig, dass die Geschäftsstelle sich auf Teilbereiche, schon wesentliche, wie Pressearbeit und ähnlich andere Themen, konzentrieren kann. Aber auch Sponsorenbetreuung und Akquise ist vordergründig, weil uns dies auch die Langfristigkeit bringt. Wir brauchen einfach wieder mehr Sponsoren. Es gibt viele im Land, die dem FC Wacker Innsbruck gut gesinnt sind. Unabhängig vom sportlichen Erfolg. Es gibt viele, die die Idee dahinter sehen, dass der gesellschaftliche Auftrag für die Jugend viel Verantwortung hat. Dies sehen die Leute. Da greifen wir im Vorstand persönlich an. Genauso im sportlichen Bereich ist es wichtig, dass wir einfach selber mit von der Partie sind. Damit wir uns selbst ein Bild machen können, wie die Gespräche laufen mit Verantwortlichen, mit Managern im Sportbereich, bei den Damen und dem Nachwuchs, um einen exakten Einblick zu bekommen und selber mitbestimmen zu können, wie und wo die Gelder hinfließen.
Die Strukturen haben sich verändert, es gibt neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, ihr seid sehr aktiv. Gibt es schon die ersten, kleinen Erfolge zu berichten?
Josef Gunsch: Ja. Wo wir sehr erfolgreich sind, ist das Thema Firmenabos, wenn man es jetzt beim Sponsoring betrachtet. Firmenabos für kleinere Firmen, die zehn Abos nehmen für ihre Mitarbeiter oder für sich selber. Dies soll uns für die Zukunft auch Basis schaffen für größere Sponsormöglichkeiten. Da sind wir auch bei einigen schon ganz gut unterwegs, wo wir auch schon in den nächsten Wochen gutes berichten können, dass wir im Sponsoring etwas weiterbringen.
Du hast den sportlichen Bereich angesprochen mit Nachwuchs und auch Damen. Wie schaut dies aktuell aus, wer kümmert sich darum?
Josef Gunsch: Aktuell der Vorstand und Gogo Feistmantl. Roland Kirchler ist in der aktuellen Situation gefordert, dass er sich nur um die Mannschaft kümmert, trotzdem aber als sportlich Verantwortlicher agiert. Als Sportdirektor oder sportlicher Leiter, wie auch immer man es bezeichnen mag. Auf jeden Fall ist er der Knowhow Träger für diese Gesamtthematik. Wir haben erkannt, es braucht einfach Leute, die dann schauen, wie kann der FC Wacker Innsbruck sich nicht nur auf die Kampfmannschaft konzentrieren. Das Thema Kampfmannschaft ist für mich ein Teil des ganzen Spiels. Ein ganz wichtiger Teil ist auch, wie bringe ich Kinder und Jugendliche zu Wacker Innsbruck. Wie werte ich den Nachwuchs auf, damit es eine Ehre ist beim FC Wacker Innsbruck angeheuert zu werden oder zu haben. Vom Nachwuchs in die Akademie hinein, danach zu den Amateuren und dann in die Kampfmannschaft. Dieses Gesamtsystem und die Überwachung dieses Systems wird über kurz oder lang einen Hauptberuflichen brauchen.
Das Thema Sportdirektor schwellt gerade in den letzten Tagen hin und her. Es ist vielleicht eine Erfahrung, die du jetzt persönlich machst, dass man aus einer winzig kleinen Fliege, sprich zwei leicht unterschiedlichen Äußerungen in den Medien, gleich einen Elefanten macht. Diverse Journalisten versuchen die sportliche Führung und den Vorstand da gegeneinander auszuspielen. Wie geht man damit um?
Josef Gunsch: Dies ist vielleicht etwas, was wir unterschätzt haben, oder sagen wir nicht ganz gesehen haben in unserer Analyse. Die Medien sind ein riesen Part in diesem Spiel. Und es ist genauso ein Spiel. Die Medien brauchen dann auch immer ein Häppchen, auf dieses sie sich aufhängen können. Wenn man immer nur berichten kann, dass wirtschaftlich alles okay ist und sportlich wir halt so dahin fließen, dann habe ich vielleicht die Besonderheit nicht. Dies haben wir jetzt leidvoll erkannt. Zwischen Roli Kirchler und uns gibt es nicht diese Diskrepanz, die dann kolportiert wurde. Wir sind auch nicht diejenigen, die nicht mehr miteinander reden können, wie es geheißen hat. Mit dem Spiel müssen wir leben. Da kann ich mittlerweile leben. Ich habe ein Unternehmen mit 250 Mitarbeitern, da ist einerseits nicht immer alles gut und man ist andererseits auch nicht „everybodys darling“. Dies ist erstens so, wenn man zu einer Reorganisation antritt, und zweitens ist es in einem Zyklus so, dass man dem einen oder anderen nicht ganz passt. Es gehört dazu. Das Thema Sportdirektor ist nach wie vor das Gleiche. Der Roli Kirchler hat es möglicherweise so gesehen, dass er nicht Sportdirektor heißt. Es gibt nach wie vor den sportlichen Leiter, wer soll es sonst sein, als einer der das Knowhow hat? Es gibt einfach aktuell keine andere Variante.
Wir sind die Hüter des Budgets und schlagen sicher nicht über die Stränge, auch wenn es manchen vielleicht lieber wäre. Auch den Zuschauern manchmal lieber wäre, wenn man über die Stränge schlägt, was das Wirtschaftliche betrifft, dafür am Fußballplatz besser ist. Unsere Prämisse ist, und deshalb das Thema Sportdirektor nur dann Thema ist, wenn es sich budgetär ausgeht. Das heißt sobald wir unsere Hausaufgaben im Sponsoring unter Dach und Fach haben, auch schon unterschrieben unter Dach und Fach haben, dann können wir agieren. Nicht auf Eventualitäten aufbauen. Das ist eine der obersten Prämissen: Lizenz in erster Instanz, daran werden wir gemessen.
Öffentlicher Auftritt und Sponsoring geht Hand in Hand. Wie ist es denn aktuell, wenn man als Präsident des FC Wacker Innsbruck in den Medien auftritt und in der Öffentlichkeit steht und auf Sponsoren in Stadt und Land zugeht. Welche Erfahrungen machst du da?
Josef Gunsch: Im speziellen Stadt und Land, da haben wir sehr gute Gespräche. Die landesnahen Sponsoren, dies funktioniert eigentlich perfekt. Es war ein wesentlicher Teil der ersten Tage uns um, ich nenne sie die „G8“, die großen acht Sponsoren zu kümmern. Das ist ein ganz ein wichtiger Teil, damit wir auch jedem das Gefühl geben, dass er sehr wichtig ist. Das ist er auch. Weil ohne Sponsoren gibt es keinen Verein und kein Vereinsleben. Jetzt ist halt die Frage, wie komme ich auch zu kleineren Sponsoren.
Wie ist das das Standing des FC Wacker Innsbruck aktuell?
Josef Gunsch: Bei kleineren Sponsoren ist es immer auch vom sportlichen Erfolg abhängig, wie offen die Türen sind. Aber ich sage in diesem Zusammenhang auch da immer, wenn es leicht ginge, würde es jeder machen. Für jeden Verkäufer ist ein „Nein“ die größte Herausforderung. Das gilt aktuell beim Sponsoring bei uns, und da muss ich schneller greifen und mich mehr bemühen, mehr Ideen einbringen. Da haben wir ganz ambitionierte, gut Leute, auch mit Thomas Baumann jemanden der vor Ideen sprießt und auch da einiges einbringen wird. Da werden wir noch einiges zeigen können. Die Dinge brauchen Zeit, da kann man nach hundert Tagen nicht sagen, da habe ich ein Sponsoring und dort habe ich Sponsoren. Aber es sind dort und da gute Gespräche und wir müssen jetzt die Produkte entwickeln. Ein Beispiel wäre der Club der Legenden, dies werden wir in Bälde im Detail vorstellen. Aber wir wollen die Zielgruppe der Legenden verstärkter ansprechen.
So wie jeder Fußballverein ist auch Wacker Innsbruck sehr stark vom Erfolg der Kampfmannschaft abhängig. In deinen 100 Tagen als Präsident hast du noch keinen Sieg feiern dürfen. Am Samstag gastiert Wiener Neustadt am Tivoli. Wann soll man denn gewinnen, wenn nicht gegen die Neustädter?
Josef Gunsch: Wir werden gegen Wiener Neustadt gewinnen. Erstens brauche ich auch einmal einen Sieg, ein Erfolgserlebnis. Der Mensch lebt vom Erlebnis der Erfolgs, also von der Begeisterung. Die letzten Wochen und Monate brauche ich nicht weiter kommentieren. Da haben wir eine Zeit lang gut gespielt, wo jeder mit einer Freude vom Platz gegangen ist und der Zuschauer gesagt hat: „ Super gespielt aber halt verloren oder remis gespielt.“ Von dem kann sich am Ende niemand etwas abbeißen. Das Fußballspiel lebt vom Sieg. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Deswegen werden wir am Samstag gegen Wiener Neustadt gewinnen, dann ist dieses Thema fürs erste einmal abgehackt. Ich hätte mir gewünscht, wir hätten wirtschaftlich ein bisschen mehr Zeit um uns einzuleben, und uns auf das wirtschaftliche zu konzentrieren. Das Sportliche sollte so laufen, dass es ist jetzt halt nicht so ist, tut dem ganzen allerdings keinen Abbruch. Wir denken sowieso langfristig.
Das Thema Langfristigkeit oder das Thema Lizenzierung bringt uns zur Admira. Den Südstädtern sind vorerst acht Punkte wegen Schwierigkeiten mit den Lizenzbestimmungen abgezogen worden. Ist das ein abschreckendes Beispiel?
Josef Gunsch: Ja. Wir wollen die Lizenz bekommen. Vor allem sind wir ehrliche Burschen, die alles auf der sauberen Variante machen. Was bei der Admira dahinter steckt kann ich nicht ganz nachvollziehen oder kommentieren. Meiner Meinung nach muss mehr als ein kleines Deliktchen passiert sein, wenn acht Punkte abgezogen werden. Acht Punkte sind für einen Bundesligisten schon fast ein Abstiegsurteil. Deswegen müssen wir jetzt schon schauen, ordentlich für die Lizenzierung vorbereitet zu sein. Für die Liga an sich freut es mich nicht, dass die Admira acht Punkte abgezogen bekommen hat, weil es für den Kampf und die Konkurrenz nicht gut ist, falls nach der zehnten oder elften Runde schon klar ist, wer der Absteiger und wer der Meister ist. Dann ist die Spannung im Spiel nicht mehr ganz vorhanden. Für uns ist es ein wenig leichter, da wir aktuell die rote Laterne hätten und durch das Urteil momentan noch weit davon entfernt sind. Mal sehen, was die zweite Instanz sagt, ob wieder ein paar Punkte zurückgehen oder nicht.
Vor dem Lizenzabgabetermin liegt noch die Winterpause mit der Möglichkeit noch einmal den Kader zu verändern. Ist in dieser Richtung aus heutiger Sicht etwas geplant?
Josef Gunsch: Aus heutiger Sicht ist geplant, dass wir uns auf das Budget konzentrieren. Und es soll das gemacht werden, was in unseren Möglichkeiten steht. Das heißt, sollte ein Spieler gehen, oder wir einen Spieler weniger haben, dann sollten wir uns erweitern können. Sollte dies nicht eintreffen, wird die Mannschaft so weiterbestehen, wie wir sie derzeit haben. Weil für uns der Fokus die Wirtschaftlichkeit ist, und da gibt es noch andere Prioritäten, die wir vorher lösen wollen. Egal ob dies ein Sportverantwortlicher ist, oder verschiedene andere Themen. Ich glaube, die Mannschaft ist, so wie sie zusammengestellt ist – das haben wir auch in den ersten Spielen gesehen – sehr gut aufgestellt. Da ist es nicht notwendig großartig über Verstärkungen nachzudenken.
Ich bedankte mich für das Interview Josef. Ich glaube, wir wünschen uns alle einen Sieg am Samstag.
Josef Gunsch: Ja, das ist so, ich danke auch.