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Von Festungen und Schlachten

Beinahe jedes Kind liebt sie, die Geschichten von Burgen und Schlössern, von Prinzen und Rittern, von wagemutigen Kämpfen mit überraschendem Ende. Ob Märchen oder Sage, ob Fantasy oder vielleicht doch ein bisschen True Story, man konnte sie immer wieder hören. Auch über den FC Wacker Innsbruck gibt es sie, diese legendenhaften Geschichten, bei welchen man Wahrheit und Fiktion kaum noch unterscheiden kann. Dass das kommende Spiel gegen Grödig zur Legende wird, darf man wohl schon vorab bezweifeln. Denn allzu bitter ist die Gegenwart der Schwarz-Grünen…


 
Es war einmal vor langer, langer Zeit…

Manche können sich noch daran erinnern, an die Geschichten, die die Großeltern erzählten. Von hohen Burgen und prachtvollen Schlössern. Ein solches habe es gegeben, mitten in Innsbruck. Wobei, es war nicht gerade bekannt für sein Aussehen, kein barockes Schlösschen mit hübschem Rasen zum Flanieren. Eher das Gegenteil. Eine Festung namens Tivoli. Und was für eine! Woche für Woche schwappten die gegnerischen Horden gegen die Mauern und versuchten, sie einzunehmen. Und scheiterten. Es hielt sie nicht ab, wieder und wieder zu kommen, ihre befreundeten Königreiche und verfeindeten Grafschaften auch dorthin zu schicken – um sie ebenfalls unverrichteter Dinge abziehen zu sehen. Die einfachen Bauern, die Handwerker, auch die Gelehrten, sie alle waren stolz auf ihre Festung, und sie stürmten sie auch. Nicht, um sie einzunehmen, sondern um bei der Verteidigung zu helfen.
 
Mit offener Zugbrücke

Doch das ist lange her, nur noch in den Geschichten präsent. Die Festung selbst, die gibt es noch, sie wurde sogar neu gebaut, noch größer, noch prachtvoller sollte sie sein. Aber was nützen dicke Mauern, wenn ihre Verteidiger fehlen. Ohne Abwehr ist eine Festung keine Festung. Nur einmal aus den letzten acht Schlachten durften die Schwarz-Grünen ihre Burg erhobenen Hauptes verlassen, nur einmal konnten Sie feiern, ohne getroffen worden zu sein. 98mal wurde ihr Tor in dieser Saison schon beschossen, und viel Munition mussten sie nicht verschwenden, die angreifenden Truppen: mehr als jeder fünfte ihrer Schüsse traf das Ziel, 20mal wurde die Festung getroffen, ja, sturmreif geschossen. Und sie stürmten mit Freuden, raubten und kehrten mit stolzer Beute aus Tirol zurück: 15 glänzende Punkte wurden bisher zu Innsbruck geraubt, magere sechs blieben den geschlagenen Mannen übrig. Eine Ruine mit offener Zugbrücke steht nun in den Tiroler Bergen, keine andere Burg musste in diesem Jahr mehr Treffer hinnehmen, keine mehr Punkteverluste ertragen.
 
Der Mut, die Verzweiflung

Fast scheint es, als hätten die wagemutigen Männer aus den Bergen der Mut verlassen: lediglich an zwei von acht Tagen wurden auf eigenem Terrain mehr Zweikämpfe gewonnen als verloren, dabei konnten zwei Drittel der Punkte gerettet werden. 876mal ging ein Schwarz-Grüner als Held aus dem Kräftemessen hervor, 911mal musste er die Waffen vor seinem Gegner strecken. Dabei hatte man nur in einer einzigen Schlacht, gegen die vorstädtischen Fürsten von Hütteldorf, nicht die Oberhand am Feld, zumindest was den Besitz der Waffe angeht. Doch dieses, mit fliegenden Fahnen verlorene Gefecht ließ die verzweifelten Schlossherren auch hier in Rückstand geraten: 4342mal hatte ein wackerer Kämpfer Kontakt mit dem runden Leder, 4414mal der Gegner.
 
Von der Festung zur Ruine

Längst ist die Festung keine Festung mehr. Grau und trübe steht sie da und zeugt nicht von ihrer großen Vergangenheit. Die Bevölkerung des Landes, die einst jubelnd an den Mauern stand, verirrt sich nur noch selten zu ihr. Die Burg selbst wie auch die Verteidiger, sie werden ausgehungert, es fehlt an Mitteln und an Nahrung. Eine kleine Vorstadt des benachbarten Erzbistums könnte wieder zu einem kleine Erfolgserlebnis führen, so die Hoffnung derer, die vom schwarz-grünen Feuer erfasst wurden. Doch man darf gewarnt sein, auch dieses Dorf hat die einstige Festung namens Tivoli schon gestürmt und die Hausherren bis auf die Knochen blamiert: vor 25 Monaten sahen 948 entsetzte Augenpaare das 0:1 des kleinen Grödig gegen das vermeintlich große Innsbruck und das Ende der wackeren Cupträume. Schwarz-Grün muss sich in Acht nehmen, nicht abermals ins Tal der Tränen zu fallen…

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Autor: Stefan Weis

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