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Ein paar Prozente

Vieles kann ausgereizt sein. Ein Budget etwa. Dann ist es, nur als Beispiel, kaum möglich, in einer schwierigen Zeit durch punktuelle Spielerkäufe auf Problemfelder zu reagieren. Ausgereizt kann auch die Geduld sein. Etwa die von Fans und Symphatisanten, die endlich wieder angemessene Leistungen ihrer Lieblinge am Rasen sehen wollen. Ausgereizt können aber auch Worte sein, sodass sie ihre Wirkung verlieren. Der Begriff „Krise“ etwa, wenn er zu einem Normalzustand verkommen ist, oder der Begriff „Schicksalsspiel“, von den Medien so gerne in den Raum geworfen, um Spannung zu erzeugen. Wenn jedoch, wie am kommenden Samstag gegen Admira Wacker, das Schicksal zur Hälfte der Saison bereits zum dritten, vierten Mal im Innsbrucker Sektor steht, dann verliert es den Schrecken. Obwohl…

Inflationäres Schicksalsspiel

… genau das ein Fehler wäre. Nicht, weil dieses eine Spiel von 36 in mitten der Saison einzig ausschlaggebend für die Zukunft sein würde, sondern weil jedes Spiel das Schicksal mitbestimmt. Wenn es gegen „direkte Gegner“ im Abstiegskampf geht, kursiert der ebenfalls ausgereizte und grundsätzlich falsche Begriff „Sechspunktespiel“ gerne durch die Blätter und Münder der berichterstattenden Zunft. Würde dieser Begriff aber nicht nur stimmen, wenn diese Mannschaften ein ähnliches Verhalten im Sammeln von Punkten an den Tag legen würden? Schubladisiert man die Teams der Bundesliga ganz grob, so bezeichnet man die beiden Wiener Vereine und Salzburg gern als die großen Drei. Der in dieser Betrachtung störende Aufsteiger aus Grödig wird, wie auch Ried und Graz, zum soliden Mittelstand erklärt, während die punkte mäßig kaum abgeschlagenen Wolfsberger und Neustädter mit Innsbruck und Mödling zu den Abstiegskandidaten gehören. Damit kommt es inflationäre zwölf Mal pro Saison zu einem Aufeinandertreffen um „sechs Punkte“, jedes dritte absolvierte Match ist so gesehen ein Schicksalsspiel…

Die Großen und die Kleinen

Was die Teams am Tabellenende – also nach der Schubladisierung 40%, im extremsten Fall gar 60% der Liga – miteinander teilen, ist ihr mäßig gefülltes Punktekonto und die ständige Existenzangst in sportlicher Hinsicht. Aber eint sie auch ihr Auftreten gegen Teams aus den anderen Schubladen? Der FC Wacker Innsbruck etwa konnte von seinen 16 Punkten bisher 12,5% (also 2 Punkte) gegen „die Großen“ sammeln, 31,25% (5P) gegen den Mittelstand, die restlichen 56,25% (9P) gegen die direkte Konkurrenz, bei welcher man sich bisher nur Wolfsberg einmal geschlagen geben musste, während man gegen die Admira und gegen Wiener Neustadt je einen Sieg und ein Unentschieden holen konnte. Und die Rivalen im Kampf um den Klassenerhalt? Didis WAC holte 38,1% (8P) gegen das obere, 23,8% (5P) gegen das mittlere und nochmals 38,1% gegen das untere Drittel der Tabelle. Heimos Neustädter reüssierten vor allem gegen die Kellerkinder (55%, 11P) und das Niemandsland der Liga (40%, 8P) den Großen konnte man nur einen Punkt (5%) abtrotzen. Und Wackers nächster Gegner, die Admira?

Wenn die Großen klein werden

Von ihren 19 Punkten vor Abzug der Strafe erzielte die Admira unglaubliche 52,6% oder 10 Zähler gegen die Wiener Vereine und Salzburg und konnte dabei jeden der „großen Drei“ einmal schlagen. Gegen das Mittelfeld tat man sich bedeuten schwerer, 26,3% oder 5 Punkte holte man gegen die Teams zwischen Meister- und Abstiegskampf. Am schlechtesten aber schnitt die Admira gegen die „direkte Konkurrenz“ ab, lediglich 21,1% (4P) erzielte man aus den sechs Partien gegen die Schlusslichter. Dabei blieben die Niederösterreicher in den Derbys gegen den Nachbarn aus Wiener Neustadt (vor zusammengezählten 3750 enthusiastischen Industrieviertlern) vollkommen ohne Zähler und Tor und konnten erst in Runde elf, gegen den FC Wacker Innsbruck, erstmals reüssieren (genauer gesagt remisieren), während das erste Saisonviertel ohne Punktegewinn gegen das untere Drittel vorüber ging. Groß und klein sind also nicht nur allgemein relative Begriffe, sie scheinen auch für die Admira nicht zu zählen?

Fifty-Fifty

Auch wenn die Südstadt nicht gerade als Hexenkessel bekannt ist, die Admira selbst scheint sich heuer dort wohl zu fühlen: 68,4% (13P) ihrer Zähler sammelten sie im heimischen Wohnzimmer und mussten sich dabei in 44,4% der Spiele geschlagen geben. Der FC Wacker Innsbruck konnte zwar nur 43,75% (7P) seiner Zähler in der Fremde holen, musste sich dort aber ebenfalls nur in 44,4% der Spiele geschlagen geben. Und wenn man dann noch die Ergebnisse des Kalenderjahres betrachtet, so läuft wohl alles auf ein Duell auf Augenhöhe hinaus: Die Admira holte 37 Punkte, Wacker deren 36. Und in den direkten Duellen gab es je einen Sieg für beide Teams sowie ein Remis im letzten Aufeinandertreffen. Die Chancen stehen also fifty-fifty – aber ist das nicht vor jedem Match so?

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Autor: Stefan Weis

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