Am Wochenende geht´s los!
Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber bei mir kribbelt es bereits wieder. Die Vorfreude wächst von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde. Ich habe mich aus diesem Anlass mit Freunden verabredet, um gemeinsam vor dem Fernseher zu fiebern. Am Samstag ist es dann endlich wieder soweit: Die Olympischen Wettkämpfe starten.
Doch was hat Wacker Innsbruck mit Olympischen Spielen zu tun? Nun, zunächst trägt der Verein eine Olympiastadt in seinem Namen. Innsbruck ist neben St. Moritz und Lake Placid bisher die einzige Stadt, die zwei Mal Olympische Spiele veranstaltete. In der Saison 1964/65 zogen die fünf Ringe auch offiziell am Tivoli ein. Ins Wappen des FC Wacker Innsbruck wurden die berühmten fünf Ringe integriert. Nicht weniger als drei unterschiedliche Versionen dieses Wappens trugen die Spieler auf der Brust (1964 – 1971 in der Bundesliga, 1986 – 1992 im Unterhaus, 1992 – 2000 ein Jahr in der BL bis zur übernahme von Swarovski und im Unterhaus, siehe Bild).
Heute ist Wacker Innsbruck wohl der einzige Fußballverein weltweit, der seine Torfrau zu den Spielen entsendet. Daniela Iraschko-Stolz fährt mit realistischen Medaillenchancen nach Sotschi, zählt sie doch bei der Olympiapremiere des Damenskispringens zum engen Favoritenkreis. Am 11. Februar heißt es für alle fest Daumendrücken, denn da geht „Pinky“ für Österreich über den Olympia-Backen von Esto-Sadok. Iraschko-Stolz wäre um ein Haar noch eine andere Ehre zu teil geworden. Es sickerten Gerüchte an die Öffentlichkeit, dass die schwarz-grüne Bundesligaspielerin als Fahnenträgerin zur Debatte gestanden war. Das österreichische Olympische Komitee entschied sich im Endeffekt für einen anderen Tiroler: Benjamin Raich, der jedoch inzwischen abgesagt hat. Neuer Fahnenträger ist Mario Stecher.
Die Olympiastadt Sotschi sorgte in letzter Zeit für Negativschlagzeilen. Die Politik Russlands sorgt nicht erst seit heuer für manches Kopfschütteln. Allerdings ist es jetzt zu spät über Olympische Spiele in Russland zu diskutieren. Dies hätten die Herren des IOC (Internationales Olympische Komitee) im Juli 2007 machen können. Damals stand die endgültige Entscheidung über den Austragungsort an. Salzburg, Pyeongchang und Sotschi standen zur Auswahl. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Politik Russlands kein Geheimnis. Außerdem hätten die Mitglieder des IOC Vladimir Putin selbst zu manchen Themen befragen können, rührte der Präsident doch vor Ort die Werbetrommel für Sotschi. (Videotipp: Putins Spiele) Es ist jetzt an der Zeit, dass der Sport das Zepter übernimmt. Denn die Geschichte(n) der Olympischen Spiele soll(te) eigentlich das Sportgeschehen schreiben.
Und davon gibt es einige. Rührende, bewegende, ungerechte und kuriose. Die Goldmedaille von Steven Bradbury im Short Track war wohl eine der kuriosesten in der Olympiageschichte. Der Australier stand überraschend im 1000 Meter Finale. Dort galt Bradbury als klarer Außenseiter. Das Rennen begann. Die vier favorisierten Finalteilnehmer kämpften um die Spitze, Bradbury lag schnell an der letzten Position. So war es Runde für Runde. Die letzte Runde begann. Immer noch lag der Australier an fünfter Stelle. In der letzten Kurve plötzlich kamen die ersten vier alle zu Sturz. Nur einer stand noch und fuhr sicher durch die Kurve: Steven Bradbury. Der Australier kam wenige Meter nach der Kurve als erster ins Ziel. Somit hatte Bradbury Gold gewonnen.
Eine kuriose Geschichte. Kurioser wird es noch, wenn man bedenkt, dass Bradbury nur deshalb ins Finale kam, weil bereits im Halbfinale ähnliches passierte. Bradbury war auch im Halbfinale letzter gewesen, als in der letzten Kurve drei Athleten zu Sturz kamen. Bradbury überholte sie dadurch und kam ins Finale. Eigentlich wäre der Australier bereits im Viertelfinale ausgeschieden. Bradbury hatte in seinem Lauf den dritten Platz belegt. Nur die ersten zwei qualifizierten sich für das Semifinale. Nachträglich wurde ein Athlet disqualifiziert. Somit stieg Bradbury in die nächste Runde auf. Dies wissen heute nur noch die wenigsten. Warum auch? Unter dem Strich bleibt eine Goldmedaille.
Steven Bradbury schrieb über seine Karriere und die Goldmedaille ein Buch mit dem Titel „Last Man Standing“. In seiner Heimat Australien war Bradbury seit dem Gewinn der Goldmedaille ein Volksheld. In Australien entwickelte sich auch die Floskel „doing a Bradbury“ (=einen Bradbury machen). Dies wird verwendet, wenn ein krasser Außenseiter unerwartet Erfolg hat, entgegen aller Erwartungen.
Am Samstag beginnt so ganz nebenbei auch die Frühjahrssaison der Österreichischen Bundesliga. Wacker Innsbruck geht seit dem Beschluss des neutralen Schiedsgerichts als Tabellenletzter in dieses Frühjahr. Vielleicht nehmen sich die schwarz-grünen Kicker den Australier zum Vorbild. Denn seine Geschichte zeigt zwei Dinge. Erstens: Am Ende des Tages fragt keiner mehr, wie etwas zustande gekommen ist. Zweitens: Wer an seine Chance glaubt und hart arbeitet, der erzwingt das Glück. Vielleicht ist es genau das, was man sich im Frühjahr von Wacker Innsbruck wünscht: Hart arbeiten und das Glück erzwingen. Und vielleicht verzückt das Team von Michael Streiter auch, indem es den „einen oder anderen Bradbury macht“.