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Wackers olympische Augenringe

Die Lust, sich im Licht der olympischen Spiele und gülden glänzender Metallkreise an Bändchen zu sonnen ist sehr verlockend. Und, vorweg, ja, auch Putin weiß das. Wäre er nicht durch sein Präsidentenamt, in welchem er die russische Föderation ganz alleine aufrecht hält, etwas abgelenkt worden, er hätte das Olympische Dorf und alle Sportanlagen mit seinen eigenen Händen in den Nationalpark Sochi gegraben und hätte dennoch die Zeit gefunden, im Österreicher-Haus nachzufragen, ob er denn noch etwas für sie machen könne. Wobei, er kam zu früh zu Besuch, denn Iraschko-Stolz‘s Medaille war noch nicht vergeben – und Danielas Teilnahme ist nicht das einzig Olympische des FC Wacker Innsbruck…


 
Olympische Augenringe

Gemeint sind nicht die olympischen Ringe im Wappen der Schwarz-Grünen, die nach den Spielen von 1964 und dem erstmaligen Aufstieg in die höchste Spielklasse Einzug am Tivoli genommen haben. Denn 1993 verschwanden nicht nur die fünf Ringe, sondern gleich der ganze Name aus der Bundesliga, und es blieben bloß dicke, bis heute anhaltende Augenringe bei allen Wackerianern… Nein, Wacker hat in vielen Bereichen olympische Reife und könnte – wie Putin, der die 50 km Langlauf mit großem Vorsprung gewinnen und danach noch die Sbornaja zum Sieg im Finale schießen würde – in wohl beinahe allen Sportarten mitmachen. Denn Dabeisein ist ja alles, hört man.
 
Olympische Athleten

Eine Wackere Disziplin wäre etwa der Biathlon. Bei 200 abgegebenen Schüssen gingen 47% aufs Ziel, und 14% durften sogar als Treffer gewertet werden. Walter Mayer (Ex-Langlauftrainer), der sich einst als sein Erschießungskommando das österreichische Biathlon-Team wünschte, hätte sich diese Quote für seine Langläufer mit Waffe gewünscht, und fast wäre man verleitet zu sagen, auch heute könnte die ein oder andere Rangverbesserung damit möglich sein. Dass bei Putin die Scheiben aus Angst von alleine gefallen wären, steht ja außer Frage, doch auch die SV Ried hat Probleme bei Ihrer Schussgenauigkeit. Nur 14,2% ihrer Schüsse waren ein zählbarer Erfolg – dennoch darf sie 8 Treffer mehr ihr Eigen nennen, insgesamt 53 Versuche mehr in der laufenden Saison zeugen wohl von mehr Offensivdrang der Innviertler. Gut, dass mit Robert Zulj der erfolgreichste Torschütze den Verein verlassen hat.
 
Olympisches Ausputzen

Ein Verlassen von Szabolcs Safar würde das Innsbrucker Curling-Team hingegen schlimm treffen. Zwar konnte Wackers ungarische Reinigungskraft im bisherigen Saisonverlauf sein Haus noch nie völlig rein halten (und teilt damit das Schicksal des zweiten Torhüters von Ried, Hörbarth), bei einem einzigen Zu-Null-Spiel der Tiroler ist dies aber auch recht schwer. Thomas Gebauer durfte mit seinen „Wikingern“ bereits fünf Zu-Null-Siege feiern, aber Curling ist nun halt auch ein nordisch-skandinavischer Sport. Für Wacker gilt es im Spiel gegen Ried aber doppelt, sich nicht aufs Eis führen zu lassen oder gar auszurutchen, geht es ja nicht nur um den Abstieg, sondern auch um den Erhalt der positiven Statistik gegen die Oberösterreicher: in 54 Bundesliga-Partien konnten die Innsbrucker bisher 21 Siege und 13 Remis einfahren, mussten sich aber auch schon 20mal geschlagen geben. Die Spiele des 10maligen Meisters gegen den vermeintlichen Zwerg aus dem Innviertel waren immer schon ein Duell auf Augenhöhe…
 
Olympische Momente

Man konnte schon hören, dass im Innsbrucker Spiel weniger Pässe zu sehen sind als im Olympischen Dorf, und dass jeder Slalomhang mehr Tore hat als Wacker in einer Saison – klassische Einfädler wie die Führung in der Eigentor-Statistik und der Fehlstart ins Frühjahr sind dabei nicht gerade hilfreich. Aber auch Hermann Maier stand nach seiner legendären Brezen wieder auf und durfte sich als Olympiasieger feiern lassen, weshalb dann nicht auch das Stehaufmännchen Wacker. Nur – ist Wacker ein Hermann Maier? Oder doch vielmehr ein Hubertus von Hohenlohe, der in Schönheit den olympischen Gedanken* verkörpert und ehrlichen Amateursport liefert, mit dem Sieg jedoch nichts zu tun hat. Das Ried-Spiel wird’s zeigen, ob man wie „Pinky“ zum großen Sprung ansetzt – oder wie „Eddie the Eagle“ in Innsbruck 1989 einen furchtbaren Absturz erlebt…
 
(*Das olympisches Motto lautet hingegen: Citius, altius, fortius – schneller, höher, stärker.)

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Autor: Stefan Weis

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