Fastenzeit im Fasching?
Zwei Drittel der Meisterschaft sind absolviert, und während halb Österreich den Fasching ausgelassen feiert und sich mit roten Nasen schmückt, bleibt Wackers einziger Schmuck derzeit die rote Laterne. Dabei scheint es, dass sich die Innsbrucker schon seit Monaten im Faschingsmodus befinden, denn von einem zehnfachen österreichischen Meister, einem Traditionsverein mit Stolz und Anspruch, einem Aufbäumen gegen die Situation ist wenig zu sehen. Zu oft schlüpft man in das Kostüm der Schießbudenfigur, der lahmen Ente, des traurigen Clowns. Und die Träne im Augenwinkel ist selten nur aufgemalt…
Flügellahm
Den Schwarz-Grünen stünden noch weitere Kostüme zur Verfügung. Etwa der schwarz-weiße Frack des Pinguins, denn Höhenflüge scheinen für die Mannen von der Sill ebenso unrealistisch wie für die possierlichen Tierchen der Antarktis. Mit kleinen Schritten versucht man vorwärtszukommen, um schlussendlich doch nur im kalten Wasser des Alltags unterzutauchen – etwa in den Auswärtspartien. Einen einzigen Sieg in der Fremde gab es bisher in 12 Partien zu bejubeln, es war der erste Auftritt der Saison. 4 Remis konnte man auf feindlichem Boden erkämpfen, es waren die Auftritte 2 bis 5. Seit dem sechsten Auswärtsspiel setzte es durchgehend Niederlagen, sieben in Folge. In diesen sieben Spielen konnte man sechsmal kein Tor erzielen, kassierte durchschnittlich drei, insgesamt 21 Gegentreffer. Vom Auswärts-Schreck der Bundesliga mutierte man zum flügellahmen Schrecken der eigenen Anhänger.
Lahmer Nacktschneck
Eine lahme Schnecke wäre auch eine Kostümvariante, mangels Heimstärke eine einfache noch dazu. Kein Team konnte im eigenen Haus seltener gewinnen als Wacker, es gab nur zwei Siege: in Runde 15 gegen SCWN, in Runde 18 gegen Grödig, die Mini-Heimserie wurde unterbrochen von einer bitteren 0:5-Niederlage gegen Austria Wien. Kein Team musste zu Hause mehr Niederlagen hinnehmen als Innsbruck – sechs Niederlagen mussten nur noch die Grazer Zuschauer ertragen, sie durften aber auch viermal (und damit doppelt so oft) über einen vollen Erfolg jubeln. Kein Publikum musste mehr Gegentreffer ertragen als das Schwarz-Grüne, 26 Gäste-Tore bedeuten einen Schnitt von mehr als zwe Verlusttreffern pro Spiel, alle 41,5 Minuten ein sich bauschendes Netz. Angesichts dieser Heimschwäche wäre es wohl auch fehl am Platz, dem Schneck ein festes Haus auf den Rücken zu setzen – nur gut, dass die Austria auswärts auf Innsbruck wartet…
Warten auf Godot
…denn zu Hause konnten die wackeren Spieler seit 944 Tagen keinen Punkt mehr gegen die Veilchen holen, das 0:0 vom 31.07.2011 stellt den einzigen kleinen Erfolg seit dem 2316 Tage zurückliegenden Heimsieg vom 28.10.2007 dar. Der letzte Dreipunkter kommt also heuer schon in die Volksschule… Auswärts konnte man in der laufenden Saison zwar schon einmal remisieren und damit einen Punkt entführen, das 1:1 aus Runde 7 ist jedoch gleichbedeutend mit dem einzigen wackeren Tor in den letzten 8 Begegnungen mit den Verteilerkreislern. In den vergangenen 13 Aufeinandertreffen gelang es 11mal keinem Wackerianer, den Ball im Tor unterzubringen, 11mal stand die violette Null. Noch mehr Schreckensnachrichten erwünscht? In den letzten 1196 Tagen fanden nur drei Bälle den Weg ins Tor der Verteilerkreisler, also durchschnittlich einer alle 390 Spielminuten. Da der letzte Treffer erst kurze 125 Minuten vorüber ist, müsste man noch statistische zwei Spiele (und damit die gesamte heurige Saison) abwarten, um dann im dritten in Minute 85 wieder jubeln zu dürfen. Dabei wären wohl Estragon und Wladimir (die beiden Hauptfiguren im absurden Theaterstück „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett) die passende Kostümierung…
Der wackere Riesenalk
Zu lachen haben die wackeren Fans schon lange nichts mehr gehabt, schon lange leben sie in der Fasten- statt der Faschingszeit. Vielleicht sollte man sich deshalb als Lachmöwe verkleiden, in unbekannte Höhen aufsteigen und sich am Leben freuen -auch wenn sich der FC Wacker Innsbruck derzeit als Riesenalk gebärdet. Sie kennen diesen Vogel nicht? Es ist der Pinguin der nördlichen Hemisphäre, behäbig und flugunfähig. Verzeihung, es war… Denn er ist ausgestorben und nur noch im Museum zu bewundern.