(K)ein Ausweg in Sicht?
Es scheint ausweglos. Der eingeschlagene Weg will und will nicht zum Erfolg führen, jeder neu gewählte Weg führt ebenso gegen eine unüberwindbare Wand. Hinter einem das Nichts, und dennoch spürt man schon den nahenden Untergang, hört das heiße Schnauben des Verderbens. Keiner der 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen, die als Opfer regelmäßig im Labyrinth des Minotaurus ihr Leben lassen mussten, fand je den Weg in die rettende Freiheit… Der FC Wacker Innsbruck machte in der vergangen Saison in der allerletzten Runde den heilbringenden Schritt aus dem Irrgarten – in diesem Jahr steht er aber tief in den verwinkelten Gängen den Fußballlabyrinths, und Hoffnung scheint kaum mehr möglich… oder doch?
Next Exit Grödig
Der nächste Gang heißt Grödig. Im ersten Moment kein Name, der das Gefühl der Beklemmung zwischen den Wänden des Irrgartens steigern sollte, zumal man ein positives Verhältnis gegen die Salzburger aufweisen kann: In der Bundesliga 4 Punkte aus 2 Partien, 8 Tore gescort (+2); in der zweithöchsten Spielklasse 2 Siege aus 3 Spielen, 7 Treffer erzielt (+2); lediglich im Cup steht weiterhin das blamable 0:1 vom Tivoli als mahnendes Beispiel aus dem Oktober 2011. Grödig, der Aufsteiger, steht zwar auf Rang zwei der Tabelle, startete aber mit Problemen in das Frühjahr: in den 5 Spielen des Jahres 2014 konnte man nur einmal gewinnen, erzielte als zweiterfolgreichste Offensive der Liga nur ein einziges Tor (bei der Niederlage gegen Wr. Neustadt), ging dreimal als Verlierer vom Platz. Ausfälle im Spielersektor, vor allem der Abgang des Toptorschützen Philipp Zulechner (15 Treffer), scheinen tiefe Spuren hinterlassen zu haben. Dass drei der Gegner FC Salzburg, Rapid und Austria hießen, relativiert dies allerdings ein wenig.
Krümel statt Faden
Denn der kommende Gegner der Grödiger, die Schwarz-Grünen aus Innsbruck, sucht bereits die ganze Saison nach dem rettenden Ariadne-Faden, der sie wieder zurück zum Ausgang, zum Licht, in die Freiheit und Unbekümmertheit führen würde. Bisher vergebens, lediglich vereinzelte Brotkrümel wie bei Hänsel und Gretel lassen zeitweilig den Weg erahnen. Etwa der letzte volle Erfolg, den die wackeren Burschen feiern durften: vor acht sieglosen Spielen war die Gewaltleistung von 5 Toren notwendig, um Eigenfehler und offene Türen auszugleichen und gegen Grödig drei Punkte einzufahren. Oder der letzte Punkt, der auswärts geholt werden konnte: beinahe ein halbes Jahr, genau 17 Runden blieb man in der Fremde ohne Erfolg, zuletzt musste man im September dreimal einnetzen, um zumindest mit einem Zähler nach Hause fahren zu dürfen. Ziel der Reise damals: ein kleines Dorf im Salzburger Land. Diese Krümel liegen in einem derart großen Abstand, dass damit kaum der richtige, ans Licht führende Gang gefunden werden kann – dies zeigt auch ein Blick auf die Tabelle. Nur sieben Punkte in der Fremde geholt (ausnahmslos alle davon im ersten Ligaviertel), lediglich 11 Tore dort erzielt (acht davon im ersten Viertel): letzter Rang, deutlich.
Der Weg durchs Labyrinth
Währenddessen fressen sich die vermeintlichen Konkurrenten um den Klassenerhalt wie Packman durch das Ligalabyrinth und verschlingen Punkt für Punkt, etwa die drittbeste Auswärtsmannschaft Wr. Neustadt mit 16 Zählern, nebenbei auch dritterfolgreichste Rückrundenmannschaft (12 Punkte, 10 mehr als Innsbruck) und zweitbestes Frühjahrsteam (10 Punkte aus 5 Spielen). Oder die Admira, die wie Alice im Kaninchenbau zunächst geschrumpft wurde, um die Minuspunkte mit Leichtigkeit aufzuholen und an Wacker vorbeizuziehen. Während sich der FCW vermeintlich als William von Baskerville oder Adson von Melk durch einen Irrgarten von Intrigen, Wahnsinn und Beklemmung wie im mittelalterlichen Kloster aus „Der Name der Rose“ kämpft und ein ums andere Mal der Fehlmeinung des gefundenen Ausgangs aufsitzt, dreht man sich in Wahrheit im immer selben Kreis innerhalb des Labyrinths und verfällt unter anderem der Hoffnung, die Schwäche der anderen könnte zur eigenen Stärke werden – etwa der Rückfall des SK Sturm Graz, der auf Grund des Torverhältnisses Wacker als schlechteste Mannschaft des Jahres 2014 abgelöst hat (und dennoch 10 Punkte vor den Innsbruckern liegt).
Der Ausweg
Theseus überwand das Labyrinth mit Ariadnes Hilfe und einem Faden. Ein solcher Faden fehlt beim FC Wacker Innsbruck bislang. Doch nach dem erkämpften Remis gegen Rapid keimt wieder etwas Hoffnung auf. Schließlich fand auch Dädalus, der Erbauer des Labyrinths des Minotaurus, ebenfalls den Weg aus seinem Werk. Ob die Schwarz-Grünen aus dem selbst angerichteten Unheil noch einmal entkommen können, bleibt spannend. Folgt dem Krümel des Punktgewinns aus dem letzten Spiels gar der Fund des Fadens in Grödig?